Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Titel: Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
Vom Netzwerk:
jedenfalls nicht gewehrt. Es gibt keine abgebrochenen Fingernägel, keine fremden Blut- oder Hautreste, keine Kampfspuren oder äußerliche Verletzungen, außer denen, die vermutlich durch den Transport der Leiche entstanden sind. Tatort und Fundort stimmen definitiv nicht überein. Es gibt Einblutungen neueren Datums im Hals. Die stammen daher, dass jemand den Leichnam im Wald aufgehängt hat. Drogen, Medikamente, Alkohol: alles negativ, wenn man von einer minimalen Dosis eines leichten Schmerz- mittels absieht. Ich behaupte mal, sie hat sich den Strick freiwillig um den Hals legen und zuziehen lassen. Dabei verliert man durch die Unterbrechung der Blutzufuhr zum Gehirn nach etwa dreißig Sekunden das Bewusstsein. Ein oder zwei Minuten tonische Krämpfe und nach fünf Minuten tritt der Hirntod ein.«
    »Warum lässt sich jemand freiwillig erwürgen?«
    Chiazza lächelte geheimnisvoll. »Lassen Sie die Silbe er- weg, dann ergibt es einen Sinn. Wir hatten dieses Jahr schon fünf Fälle von autoerotischen Unfällen mit Todesfolge. Ausschließlich Männer, die sich beim Masturbieren versehentlich stranguliert haben. Würgefetischisten schnüren sich die Luftzufuhr ab und Sauerstoffmangel und Endorphinausschüttung im Gehirn verstärken den Orgasmus. Manchmal geht das schief. Sie werden bewusstlos, die Schlinge verringert die Blutzufuhr zusehends und eine Stunde später findet die holde Gattin den Toten. Nicht gerade das Bild, das man der Verwandtschaft hinterlassen möchte.« Chiazzas Mund verzog sich zu einem Haifischlächeln.
    »Sie sagten, das sei eher ein … Männerhobby?«, hakte Richter nach.
    »Eine Frau als Opfer ist zugegebenermaßen ungewöhnlich. Diese Dame war jedoch sexuell überdurchschnittlich aktiv. Wir haben in ihrer Vagina und dem Enddarm viele kleine Vernarbungen entdeckt, die üblicherweise durch harten Vaginal- und Analverkehr oder das Einführen von Fremdkörpern hervorgerufen werden.«
    Richters Ahnung verdichtete sich. »Sie war also eine Prostituierte.«
    »Möglicherweise. Dazu passt diese Markierung.« Chiazza schlug das Tuch vollständig zurück.
    Nun durfte Richter die Frauenleiche doch noch in ihrer ganzen Pracht in Augenschein nehmen.  
    Die Linie, die er vorhin bemerkt hatte, verlief von den Schlüsselbeinen her am Rippenbogen zusammen und von dort gerade hinunter bis zum Schambein, wie ein großes Ypsilon. Es war ein hauchfeiner Schnitt, den Chiazza gesetzt hatte, um die inneren Organe für weitere Untersuchungen zu entnehmen, und den er anschließend fein säuberlich wieder zugenäht hatte.  
    Der Arzt drehte das rechte Bein der Frau zur Seite und wies Richter auf eine kleine Tätowierung hin, die sich auf der Innenseite des Oberschenkels nahe dem Schambereich befand. Ein M in schmaler grünlicher Schrift prangte auf der bleichen Haut.
    »Eine Eigentumsmarkierung. Kommt in letzter Zeit häufiger vor. Manche Zuhälter verpassen ihren Damen einen ›Fleischstempel‹. Hält potenzielle Konkurrenten fern.«
    Richter schüttelte fassungslos den Kopf. »Mein Großvater war Landwirt. Der hat seine Rinder auch tätowiert.«
    »Viehhandel und Prostitution, beide Berufe weisen viele Gemeinsamkeiten auf«, sinnierte Chiazza.
    Aus der Tasche seines Kittels ertönte Fisiognomica , ein Song von Franco Battiato, einem italienischen Liedermacher. Chiazza sah Richter entschuldigend an und nahm das Gespräch entgegen. Seine Frau erkundigte sich nach den Beinscheiben für das Ossobuco. Nachdem der Arzt die wort- und gestenreiche Unterhaltung beendet hatte, nahm Richter den Faden wieder auf.
    »Nehmen wir mal an, sie ist umgebracht worden. Können Sie mir etwas über den Täter erzählen? Größe, Gewicht, Alter, Haarfarbe?«
    Chiazza schüttelte den Kopf. »Sie sehen zu viel fern, Commissario. Das Einzige, was ich Ihnen sicher sagen kann: Der Täter ist Linkshänder, das sieht man an der Form der Strangulationsmerkmale am Hals.«
    Die Institutssekretärin erschien in der Tür zum Sektionssaal und tippte vorwurfsvoll auf ihre Armbanduhr.
    »Was meinen Sie, kommt Dr. Keitel noch?«, fragte Chiazza trocken.
    Richter bedankte sich und fuhr ins Präsidium zurück. Als er die Adickesallee erreichte, klingelte sein Handy.  
    Der Anruf kam von Chiazza, er saß anscheinend ebenfalls im Auto.  
    »Wir haben noch etwas Wichtiges vergessen: In ihrem Mund und im After haben wir Spermaspuren gefunden.«
    »Na ja«, entgegnete Richter, der hoffte, dass Chiazza alleine im Auto saß. »Sie arbeitete schließlich als

Weitere Kostenlose Bücher