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Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Titel: Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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Prostituierte, das haben Sie selbst gesagt. Ich finde Spermareste nicht besonders ungewöhnlich.«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte einen Moment Stille; vermutlich konzentrierte sich Richters Gesprächspartner auf den Verkehr. Dann antwortete er plötzlich. »Vielleicht haben Sie recht. Für eine Prostituierte ist das möglicherweise normal. Ich wollte es einfach nicht unerwähnt lassen. Steht auch im Bericht. Die Auswertung wird allerdings einige Tage dauern.« Dann brach die Verbindung ab, Richter fuhr in einen Tunnel.
    Er musste an das tätowierte M denken. An die weiche weiße Haut auf der Innenseite des Oberschenkels und an den Y-förmigen Schnitt.  
    Das brachte ihn auf eine Idee.
    *
    In Anbetracht der Dringlichkeit des Falls hatte Hartmann am Abend ein zweites Meeting anberaumt. Nun nahm er einen Schluck kalten Kaffee aus seiner Bürotasse mit dem Aufdruck Freund und Helfer und verzog das Gesicht. »Also, wo stehen wir? Nora?«
    »Der Rumäne sagt kein Wort. Ich hab ihm alles mögliche bis hin zur Abschiebung angedroht, aber der kennt seine Rechte. Die in der Elbestraße festgenommenen Mädchen konnte ich nicht mehr befragen, die hat man längst in ihre Heimat zurückgeschickt.«
    Nora sah ihn frustriert an. Sie hatte das Gefühl, er erwarte von ihr die Art psychologischer Raffinesse, mit der man aus jedem die verborgensten Geheimnisse herauskitzeln konnte. Aber manche Menschen waren einfach zu abgebrüht. »In ihrer Jeans haben wir die Einkaufsquittung eines russischen Supermarkts im Nordend gefunden.«
    »Das passt zur Aussage des Gerichtsmediziners, nach der sie wahrscheinlich aus dem Osten stammt«, warf Richter ein.
    Nora machte sich eine Notiz und fuhr fort. »Der Ladenbesitzer hat sie auf dem Foto aber nicht wiedererkannt. Oder er wollte nicht. Es hat sich bis jetzt niemand gemeldet, dem sie abgeht, es liegt keine entsprechende Vermisstenanzeige vor. Das ist alles.«
    Hartmann blickte zum anderen Ende des Konferenz-tisches hinüber. »Richter?«
    »Die Anrainer des Waldstücks haben nichts Nennenswertes gesehen, wenn man von den üblichen Verdächtigen – Schwarzafrikaner, die ortsansässige langhaarige Jugend und Berber – mal absieht.«
    »Dranbleiben«, meinte Hartmann. »Und der forensische Bericht?«
    »Laut Chiazza hat sie sich nicht selbst im Wald erhängt. Es spricht einiges dafür, dass sie an einem anderen Ort erdrosselt und später im Wald aufgehängt wurde, um die Tat zu verschleiern. Da sie sich kaum gewehrt hat, kannte sie den Täter vermutlich.«
    »Ich denke, da ziehen Sie voreilige Schlussfolgerungen«, unterbrach ihn Nora. »Selbst wenn sie ihren Mörder kannte, heißt das doch nicht, dass sie sich widerstandslos von ihm erwürgen ließ.«
    »Was denken Sie denn, Frau Kollegin?«, konterte Richter.
    »Der Bericht erwähnt sexuelle Würgespiele. Vielleicht wurde sie von einem Freier oder Liebhaber umgebracht, wegen des Kicks.«
    »Denkst du, bei der Toten im Bahnhofsviertel ist es genauso abgelaufen?«, warf Hartmann ein.
    Nora zuckte die Schultern. Über die Tote in der Elbestraße wussten sie so gut wie nichts. Daher sträubte sie sich, aus dem Wenigen, das sie hatten, eine Vermutung zu stricken. »Wir haben ja leider keine Leichenschau angefordert. Du erinnerst dich? Todesursache: Suizid .« Diesen Anflug von Rechthaberei konnte sie sich nicht verkneifen.
    »Aber es gibt einige Parallelen«, fuhr sie fort. »Mädchen aus dem Osten, die sich hier illegal prostituieren, sind ganz weit unten auf der sozialen Skala. Wenn eine von denen umgebracht wird, kratzt das in Deutschland niemanden außer uns. Bisher interessiert sich keiner für die Tote im Wald, es melden sich keine Freunde, keine Familienmitglieder. Das ist ein Indiz dafür, dass sie sich illegal hier aufgehalten hat. Oder mit einem Touristenvisum, so wie die Mädchen im Bahnhofsviertel. Vielleicht wurde auch Elena Pawlenko von einem Kunden erwürgt, der die Tat dann als Selbstmord kaschierte. Auch da gab es keinen Abschiedsbrief.«
    »Ich denke, wir sollten uns auf die Gemeinsamkeiten in den beiden Fällen konzentrieren. Was verband die beiden Frauen?«, fragte Hartmann.
    Richter klopfte unruhig mit einem Kugelschreiber auf seinen Block. »Genau darauf will ich hinaus. Die Mädchen wurden möglicherweise vom selben Täter getötet, da stimme ich Ihnen zu. Aber ich glaube nicht, dass ein sexuelles Motiv dahintersteckt.«
    Nora sah ihn überrascht an. Sie hatte sich darauf eingestellt, dass Richter jedes Argument in der

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