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Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Titel: Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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das Sagen. Das erkannte man an seiner Haltung und an der Autorität, die er ausstrahlte. Seine beiden Begleiter waren nur Handlanger. Für so etwas hatte Maksym einen Blick.  
    Er nickte.
    »Hat man Ihnen gestattet, zu telefonieren?«
    Maksym sah auf seine Armbanduhr, einen protzigen Breitling-Chronografen. Mischa hatte ihm am Telefon versichert, dass es nicht länger als eine Viertelstunde dauern konnte, bis er und der Anwalt da sein würden. Er nickte wieder.
    Mr. Dressman legte ein großformatiges Bild von Natalia auf den Tisch. Sie mussten etwas mit dem Foto gemacht haben, denn ihr Körper sah sehr viel besser aus, als er ihn in Erinnerung hatte. Weniger … tot.
    »Kennen Sie diese Frau, Kurylenko?«
    Maksym lächelte. Er sah den Dressman an, verschränkte die Arme vor der Brust und schwieg.
     
    Richter wurde ungeduldig. Ganz sicher war Maksym Kurylenko der geheimnisvolle M. Aber sie hatten höchstens noch eine halbe Stunde Zeit, um etwas aus dem Mann herauszuquetschen, ehe der Anwalt auftauchte. Obwohl die Pforte angewiesen war, ihn hinzuhalten, hatte diese Verzögerungstaktik ihre Grenzen. Kurylenko zeigte unmissverständlich, dass er nicht das geringste Interesse an einer Zusammenarbeit mit der Polizei besaß.
    »Warum antworten Sie nicht?«, bohrte Richter nach.
    Kurylenko zuckte mit keiner Wimper.
    Der Kommissar legte ein weiteres Foto auf den Tisch. Es handelte sich um die Aufnahme von Elena Pawlenkos Oberschenkel mit dem tätowierten M.
    »Sagt Ihnen diese Tätowierung etwas?« Da Zuhälterei gesetzeswidrig war, erwartete Richter von dem Ukrainer kein Eingeständnis, der Lude der beiden Frauen gewesen zu sein. Er wollte Mister Obercool nur ein wenig aus der Reserve locken.
    »Herr Kurylenko«, fiel Nora Winter ein, »wir brauchen Ihre Hilfe. Sie waren möglicherweise der Letzte, der die Frau lebend gesehen hat.«
    Kurylenko schwieg beharrlich. Er fixierte einen Moment ihre Brüste in dem engen Rollkragenpullover, bevor er den Blick wieder auf ihr Gesicht richtete, mit einem spöttischen Lächeln. Er begann, mit den Fingern der linken Hand auf die Tischplatte zu trommeln.
    »Warten Sie auf etwas?«, fragte Richter.
    Zum ersten Mal seit Beginn des Gesprächs hörten sie Kurylenkos raue Stimme. »Ich warrrte auf Anwalt, Herr Kommissar .«
    Und wie aufs Stichwort gab Hartmanns Mobiltelefon einen Signalton von sich. Er nickte Richter zu – der Rechtsanwalt war auf dem Weg nach oben.
    Richter musterte Kurylenko. Jetzt musste er sich unver-züglich etwas einfallen lassen, um den Mann zum Reden zu bewegen. Er beugte sich über den Tisch. »Sie war deine Freundin, Kurylenko. Warum weiß ich das wohl?«, flüsterte er, gerade so laut, dass die beiden anderen im Raum ihn noch hören konnten.
    Kurylenko lehnte sich ebenfalls vor und zog belustigt die Augenbrauen hoch. Die beiden Männer sahen aus wie zwei Verliebte, die sich gleich über den Tisch hinweg küssen würden.
    »Weil du Trottel sie ohne Gummi in den Arsch gefickt hast.«
     
    Nora glaubte, sich verhört zu haben. Richter lächelte süffisant. Kurylenko hielt mitten in der Bewegung inne, sein Blick veränderte sich, wirkte plötzlich verhangen.
    Er antwortete leise, offenbar in ukrainischer Sprache. »Sa ze ti meni budesch kajatisja!«
    Nora nahm sich vor, diese Stelle des Mitschnitts später einer Übersetzerin vorzulegen. Richters Vorgehen war ihrer Meinung nach ein großer Fehler gewesen, denn Kurylenko war nicht der Typ, den rüde Drohungen beeindruckten. Den musste man bei seiner Ehre packen. So viel verriet ihr ihre Menschenkenntnis.
    Nora studierte Kurylenkos grobschlächtige Hände, seine geschwollenen Knöchel. Und dachte an Irina aus der Abschiebehaft in Offenbach und an den Bluterguss in ihrem Gesicht.  
    Ohne Vorwarnung flog die Tür auf und zwei Männer stürmten ins Vernehmungszimmer, gefolgt von Gundi, der Abteilungssekretärin, die mit gequältem Gesichtsausdruck eine Geste der Entschuldigung andeutete. Der eine der beiden, ein gepflegter kleiner Mann mit schlohweißem Haar, stellte sich als Kurylenkos Anwalt Dr. Baitz vor. Der andere war an die zwei Meter groß und massig. Entweder trug er ein Toupet oder er hatte seine Haare rostrot gefärbt, die einen augenfälligen Kontrast zu seinen dunkelblonden Koteletten und Augenbrauen bildeten. Seine künstliche Bräune stammte vermutlich von etlichen Sitzungen auf der Sonnenbank, und sein Gesicht dominierte eine große Goldrandbrille mit hellblau getönten Gläsern, die zu seiner goldenen

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