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Tödliche Geschäfte

Tödliche Geschäfte

Titel: Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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dumm, daß sie nicht alphabetisch geordnet liegen«, meinte Sean. »Das müssen mindestens fünfzig Leichen sein. Das wäre mal ein Bild, das so gar nicht in die Image-Kampagne von Miami passen würde.«
    »Sean!« rief Janet aus einiger Entfernung. »Ich finde deine Witze makaber.«
    Sie arbeiteten sich in entgegengesetzter Richtung entlang der Betonpfeiler vor.
    »Komm schon, Helen«, rief Sean in einem kindischen Singsang. »Komm raus, wo immer du steckst.«
    »Das ist nun echt geschmacklos«, sagte Janet.
     
    Tom Widdicomb war von angespannter Erwartung erfüllt. Sogar seine Mutter hatte beschlossen, ihr langes Schweigen zu brechen, um ihm zu bestätigen, wie raffiniert es gewesen war, Janet und ihrem Freund zum Miami General Hospital zu folgen. Tom kannte sich in der Leichenhalle gut aus. Für sein Vorhaben hätte er keinen geeigneteren Ort finden können.
    Tom ging auf den Eingang der Leichenhalle zu und zog seine Waffe. Die Pistole in der rechten Hand haltend, zog er die schwere Tür auf und spähte hinein. Da er weder Janet noch ihren Begleiter sah, trat er ein und schloß die Tür behutsam hinter sich. Er konnte das Pärchen zwar nicht sehen, doch er konnte sie hören. Er bekam ganz genau mit, wie Janet zu dem Mann sagte, er solle den Mund halten.
    Tom packte den Metallknauf des schweren Türschlosses und drehte ihn langsam. Geräuschlos rastete der Bolzen ein. Als Tom noch im Miami General Hospital gearbeitet hatte, war das Schloß nie benutzt worden. Er bezweifelte, daß es einen Schlüssel gab. Indem er die Tür von innen verriegelte, ging er sicher, nicht gestört zu werden.
    »Du bist ein cleverer Bursche«, flüsterte Alice.
    »Danke, Mom«, erwiderte Tom ebenfalls flüsternd.
    Er umfaßte die Waffe mit beiden Händen, hielt sie vor sich, wie er es im Fernsehen gesehen hatte, und bewegte sich lautlos zum nächsten Pfeiler. An den Stimmen von Janet und ihrem Begleiter erkannte er, daß sie direkt dahinter standen.
     
    »Ein paar von denen liegen schon eine ganze Weile hier«, sagte Sean. »Die sind wahrscheinlich vergessen worden.«
    »Das habe ich auch gerade gedacht«, sagte Janet. »Ich glaube nicht, daß Helen Cabots Leiche hier ist. Sie hätte doch in der Nähe der Tür stehen müssen. Schließlich ist sie erst vor ein paar Stunden gestorben.«
    Sean wollte ihr gerade zustimmen, als das Licht ausging. Ohne Fenster und mit einer schweren Brandschutztür war es nicht einfach nur dunkel, es war stockfinster wie im tiefsten Grund eines schwarzen Loches.
    In dem Moment, als das Licht ausging, ertönte gleichzeitig ein durchdringender Schrei, gefolgt von hysterischem Schluchzen. Zuerst dachte Sean, es sei Janet, aber da er noch wußte, wo sie gestanden hatte, als es stockfinster war, erkannte er, daß die Geräusche von der anderen Seite des Pfeilers nahe der Tür kamen.
    Es war also nicht Janet, dachte er, aber wer war es dann?
    Das Grauen war ansteckend. Normalerweise hätte nicht einmal die plötzliche Finsternis Sean besonders gestört, aber in Verbindung mit dem erschütternden Geheul trieb sie ihn an den Rand der Panik. Was ihn daran hinderte, die Kontrolle über sich zu verlieren, war seine Sorge um Janet.
    »Ich hasse die Dunkelheit«, rief die Stimme plötzlich unter Schluchzen. »So hilf mir doch irgend jemand!«
    Sean wußte nicht, was er tun sollte. Aus der Richtung des Geheuls drangen jetzt auch Laute hektischen Herumtappens. Rollwagen stießen gegeneinander, Leichen stürzten zu Boden.
    »Hilfe!« schrie die Stimme.
    Sean dachte daran, laut zu rufen, um das gequälte Individuum zu beruhigen, war sich jedoch nicht sicher, ob das eine gute Idee war. Unentschlossen schwieg er.
    Nachdem weitere Rollwagen ineinandergerasselt waren, hörte man einen dumpfen Knall, als ob jemand gegen die Tür gekracht wäre. Danach ein metallisches Klicken.
    Einen Moment lang fiel ein wenig Licht in den Raum. Sean erblickte Janet, die beide Hände auf den Mund gepreßt hielt. Sie stand nicht einmal zehn Meter von ihm entfernt. Dann senkte sich die Dunkelheit erneut wie eine schwere Decke, diesmal begleitet von völliger Stille.
    »Janet?« rief Sean leise. »Alles in Ordnung?«
    »Ja«, antwortete sie. »Was um alles in der Welt war das?«
    »Komm zu mir«, sagte Sean. »Ich werde auf dich zugehen.«
    »Okay«, sagte Janet.
    »Dieser Laden ist völlig irre«, sagte Sean in dem Bemühen weiterzureden, während sie sich aufeinander zutasteten. »Ich dachte ja, das Forbes-Zentrum wäre schon bizarr, aber das hier

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