Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Geschäfte

Tödliche Geschäfte

Titel: Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
Möglichkeit, wenigstens Gewebeproben zu entnehmen?« fragte Sean.
    »Wenn wir keine Autopsie machen, nicht«, antwortete Dr. Stasin. »Andernfalls dürfen wir über das entnommene Gewebe nach Gutdünken verfügen. Da wir die Leiche jedoch nicht obduzieren, verbleibt das Recht an dem Körper bei der Familie. Außerdem ist die Leiche bereits vom Bestattungsinstitut Emerson abgeholt worden und soll im Laufe des morgigen Tages nach Boston geflogen werden.«
    Sean bedankte sich bei Dr. Stasin.
    »Keine Ursache«, sagte der. »Wir sind jeden Tag für Sie da. Rufen Sie uns an, wenn wir Ihnen helfen können.«
    Sean und Janet gingen zurück zum Wagen. Die Sonne ging gerade unter, und die Rush-hour war in vollem Gange.
    »Überraschend hilfsbereiter Mensch«, sagte Janet.
    Sean zuckte nur mit den Schultern und legte dann seine Stirn auf das Lenkrad.
    »Es ist wirklich deprimierend«, sagte er. »Nichts läuft so, wie wir es gern hätten.«
    »Wenn hier irgendjemand das Recht hat, melancholisch zu werden, dann ich«, sagte Janet, die bemerkt hatte, wie bedrückt er auf einmal war.
    »Melancholie ist eine irische Nationaleigenschaft«, sagte Sean. »Also sprich sie mir nicht ab. Vielleicht wollen all diese Schwierigkeiten mir etwas sagen, wie zum Beispiel, daß ich zurück nach Boston fahren sollte, um etwas Vernünftiges zu tun. Ich hätte nie hierherkommen dürfen.«
    »Laß uns was essen gehen«, schlug Janet vor, bemüht, das Thema zu wechseln. »Wir könnten doch wieder in das kubanische Restaurant unten am Strand gehen.«
    »Ich hab keinen Hunger«, sagte Sean.
    »Ein bißchen arroz con pollo, und die Welt sieht gleich ganz anders aus«, meinte Janet. »Glaub mir.«
     
    Tom Widdicomb hatte alle Lichter im Haus angemacht, obwohl es draußen noch gar nicht dunkel war. Aber er wußte, daß es bald dunkel werden würde, und der Gedanke machte ihm furchtbare Angst. Obwohl die schreckliche Episode im Miami General Hospital schon Stunden zurücklag, zitterte er noch immer am ganzen Körper. Als er ein kleiner Junge von sechs Jahren gewesen war, hatte seine Mutter ihm einmal etwas Ähnliches angetan. Er war wütend auf sie gewesen, weil sie ihm verboten hatte, noch mehr Eis zu essen, und er hatte gedroht, seiner Lehrerin in der Schule zu erzählen, daß sie zusammen schliefen, wenn sie ihm nicht noch etwas geben würde. Daraufhin hatte sie ihn über Nacht in die Kleiderkammer gesperrt. Es war die schlimmste Erfahrung in Toms ganzem Leben gewesen. Seither fürchtete er sich sowohl vor Kleiderkammern als auch vor der Dunkelheit.
    Er hatte keine Ahnung, warum das Licht in der Leichenhalle ausgegangen war, außer daß er bei seiner panischen Flucht vor der Tür praktisch mit einem Mann in Anzug und Krawatte zusammengestoßen war. Da Tom noch immer die Waffe in der Hand hielt, war der Mann zurückgewichen und hatte Tom die Chance gegeben, den Flur hinunterzurennen. Der Mann hatte ihm nachgesetzt, doch in dem Labyrinth aus Gängen, Tunneln und Durchgangszimmern hatte er ihn schnell abgeschüttelt. Als er das Krankenhaus durch eine abgelegene Kellertür verließ, von der eine Treppe direkt zum Parkplatz führte, war der Fremde nirgends in Sicht.
    Noch immer völlig panisch war Tom zu seinem Wagen gerannt und Richtung Parkplatzausfahrt gefahren. Weil er Angst hatte, daß wer immer ihn in dem Keller verfolgt hatte, das Krankenhaus möglicherweise vor ihm verlassen hatte, hatte Tom vorsichtig Ausschau nach anderen Wagen gehalten. Auf dem Parkplatz herrschte um diese Zeit wenig Verkehr, und er hatte den grünen Mercedes sofort gesehen.
    Tom war an seiner üblichen Ausfahrt vorbeigefahren und hatte eine kaum benutzte andere genommen. Als auch der grüne Mercedes diesen Weg nahm, war Tom sich sicher, daß er verfolgt wurde. Also hatte er versucht, den fremden Wagen im Berufsverkehr abzuhängen, was ihm dank einer Ampel und einigen Wagen, die sich zwischen sie gesetzt hatten, auch gelungen war. Anschließend war Tom noch eine halbe Stunde ziellos durch die Gegend gekurvt, um sicherzugehen, daß er nicht mehr verfolgt wurde, bevor er nach Hause fuhr.
    »Du hättest nie ins Miami General Hospital gehen dürfen«, schimpfte Tom mit sich selbst, um seiner Mutter zu gefallen. »Du hättest draußen bleiben, warten und sie bis zu ihrer Wohnung verfolgen sollen.«
    Tom hatte noch immer keine Ahnung, wo Janet wohnte.
    »Rede mit mir, Alice!« brüllte er. Aber Alice sagte kein Wort.
    Tom konnte nur warten, bis Janet am Samstag Feierabend hatte. Dann

Weitere Kostenlose Bücher