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Tödliche Geschäfte

Tödliche Geschäfte

Titel: Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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fand eine Sammlung von Spritzen, Nadeln und sogar Material zum Vernähen und Gummihandschuhe. Aber kein Skalpell. Sie brachte die Sachen zu dem Tisch.
    »Zuerst wollen wir versuchen, etwas Liquor zu bekommen«, sagte Sean und streifte sich die Handschuhe über.
    Janet half ihm, Helen auf die Seite zu drehen, so daß er die Nadel in den Zwischenraum zwischen zwei Lendenwirbeldornfortsätzen einführen konnte.
    »Es wird nur einen Moment weh tun«, sagte Sean und tätschelte Helens Hüfte.
    »Bitte«, sagte Janet. »Laß deine blöden Witze. Du machst mich nur noch nervöser, als ich sowieso schon bin.«
    Zu Seans eigener Überraschung gelang es ihm, den Liquor gleich im ersten Versuch zu entnehmen. Er hatte die Prozedur bisher nur bei einigen lebenden Patienten vorgenommen. Er füllte eine Spritze, verschloß die Ampulle und legte sie auf das Eis in der Kühlbox. Janet ließ die Leiche in die Rückenlage zurückrollen.
    »Jetzt kommt der schwierige Teil«, sagte Sean und kehrte zu dem Balsamiertisch zurück. »Ich darf annehmen, daß du schon einmal eine Autopsie gesehen hast?«
    Janet nickte. Sie hatte schon einmal eine gesehen, aber es zählte nicht zu ihren angenehmsten Erfahrungen. Während Sean sich fertigmachte, biß sie die Zähne aufeinander.
    »Kein Skalpell?« fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Gut, daß ich dieses Sheet-Rock-Messer gekauft habe«, meinte Sean. Er nahm es und klappte die Klinge auf. Dann führte er es entlang Helens Nacken von einem Ohr zum anderen, bevor er die obere Schnittkante faßte und kräftig daran zog. Mit einem reißenden Geräusch, als würde man Unkraut mit der Wurzel aus der Erde zerren, löste sich die Kopfschwarte vom Schädel. Sean zog sie bis über Helens Gesicht herunter.
    Er ertastete die Kraniotomieöffnung auf der linken Seite von Helens Schädel, die im Boston Memorial Hospital gemacht worden war, bevor er rechts nach der entsprechenden Öffnung aus dem Forbes-Zentrum suchte.
    »Das ist ja merkwürdig«, meinte er. »Wo, zum Teufel, ist die zweite Kraniotomieöffnung?«
    »Laß uns keine Zeit verschwenden«, sagte Janet. Sie war schon nervös gewesen, als sie in das Haus eingedrungen waren, und ihre Unruhe wuchs mit jeder Minute.
    Sean suchte weiter nach der zweiten Kraniotomieöffnung, bevor er es schließlich aufgab.
    Er griff nach der Handkreissäge und sah Janet an. »Geh ein bißchen zurück. Vielleicht willst du lieber nicht zusehen. Es wird bestimmt kein besonders hübscher Anblick.«
    »Mach einfach voran«, sagte Janet.
    Sean drückte das Blatt der Kreissäge in die Kraniotomieöffnung, die er gefunden hatte, und schaltete die Säge ein. Sie fraß sich in den Knochen und wurde ihm fast aus der Hand gerissen. Der Job würde wohl doch nicht ganz so leicht werden, wie er sich das vorgestellt hatte.
    »Du mußt den Kopf festhalten«, erklärte er Janet.
    Sie packte Helens Kopf mit beiden Händen und versuchte vergeblich, ihn still zu halten, während Sean mit der widerspenstigen Kreissäge kämpfte. Unter großen Schwierigkeiten gelang es ihm, eine Kappe aus dem Schädelknochen zu sägen. Er hatte versucht, den Schnitt genau an der Schädeldecke anzusetzen, aber es war unmöglich. An einigen Stellen war das Sägeblatt in das Gehirn eingedrungen und hatte die Oberfläche zerfetzt.
    »Das ist ja ekelhaft«, sagte Janet, während sie sich aufrichtete und ihre Hand am Kittel abwischte.
    »Es ist nun mal keine Knochensäge«, sagte Sean. »Wir müssen eben improvisieren.«
    Der nächste Teil war fast genauso schwierig. Das Sheet-Rock-Messer war wesentlich größer als ein Skalpell, so daß Sean Probleme hatte, die Klinge unter das Gehirn zu schieben, um das Rückenmark und die Hirnnerven abzutrennen. Er tat sein Bestes. Dann schob er seine Hände in den Schädel, packte das Gehirn und riß es heraus.
    Nachdem er die kalten Getränke aus der Kühlbox genommen hatte, legte Sean das Gehirn auf Eis. Dann riß er die Lasche von einer der Dosen und hielt sie Janet hin. Schweißperlen standen auf seiner Stirn.
    Janet lehnte ab. Sie sah zu, wie er einen tiefen Schluck nahm, und schüttelte verwundert den Kopf. »Manchmal bist du wirklich unglaublich«, sagte sie.
    Plötzlich hörten beide ein Martinshorn. Janet geriet in Panik und wollte zurück in den Ausstellungsraum, aber Sean hielt sie zurück.
    »Wir müssen hier raus«, flüsterte sie drängend.
    »Nein«, sagte Sean. »Die würden bestimmt nicht mit Sirenengeheul vorfahren. Es muß etwas anderes sein.«
    Das

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