Tödliche Geschäfte
Sauggriff zum Anheben von Glasscheiben, ein Sheet-Rock-Messer, eine kleine Handkreissäge und eine Kühltasche. Danach hielt er noch bei einem 24-Stunden-Supermarkt, wo er Eis für die Kühlbox und ein paar kalte Getränke kaufte. Dann fuhr er zurück zum Bestattungsinstitut Emerson, wo er den Wagen wieder in der Ladezone parkte.
»Ich glaube, ich werde hier warten«, sagte Janet. »Meiner Ansicht nach bist du übrigens völlig verrückt.«
»Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung«, meinte Sean. »Ich für meinen Teil würde es Entschlossenheit nennen.«
»Eine Kühlbox mit kalten Getränken«, bemerkte Janet. »Als würdest du zu einem Picknick aufbrechen.«
»Ich bin nur gerne auf alles vorbereitet«, sagte Sean. Er nahm Werkzeug und Kühltasche und betrat den Rasen vor dem Bestattungsinstitut.
Janet sah, wie er die Fenster überprüfte. Auf der Straße kamen mehrere Autos vorbei. Seine Seelenruhe verblüffte sie. Es war, als würde er sich für unsichtbar halten. Sie beobachtete, wie er zu einem Fenster ging, das zur Seite hinaus lag, und seine Tasche abstellte. Dann bückte er sich und entnahm ihr einige Werkzeuge.
»Verfluchter Mist!« sagte Janet. Ärgerlich öffnete sie die Tür, marschierte die Treppe zum Bestattungsinstitut hoch und ging weiter zu dem Fenster, an dem Sean sich zu schaffen machte. Er hatte den Sauggriff auf die Scheibe gesetzt.
»Hast du deine Meinung geändert?« fragte er, ohne sie anzusehen, während er den Glasschneider geübt am Fensterrahmen entlanggleiten ließ.
»Du bist so verrückt, daß es mich umhaut«, sagte Janet. »Ich kann einfach nicht glauben, daß du es wirklich tust.«
»Erinnert mich an gute, alte Zeiten«, sagte Sean. Mit einem entschlossenen Ruck zog er ein großes Stück Glas aus dem Rahmen und lehnte es behutsam gegen das Geländer der Veranda. Er steckte den Kopf durch die Lücke und erklärte Janet, daß die Alarmanlage, wie er bereits vermutet hätte, nur aus einem primitiven Stolperdraht bestand.
Er hob Werkzeug und Kühlbox durch das Loch und stellte sie drinnen auf den Boden. Nachdem er selbst durchgestiegen war, lehnte er sich heraus.
»Wenn du nicht mit reinkommst, solltest du besser im Wagen warten«, sagte er. »Eine schöne Frau, die um diese Tageszeit auf der Veranda eines Bestattungsinstituts herumlungert, könnte Aufmerksamkeit erregen. Ich brauche vielleicht ein paar Minuten, bis ich Helens Leiche gefunden habe.«
»Hilf mir mal!« sagte Janet impulsiv und versuchte genauso elegant wie Sean durch das Fenster zu steigen.
»Vorsicht an den Kanten!« warnte er sie. »Sie sind rasierklingenscharf. «
Als sie drinnen war, drückte er ihr die Kühlbox in den Arm und nahm selbst die Werkzeuge.
»Nett, daß sie uns das Licht angelassen haben«, sagte er.
Die beiden großen, nach vorne liegenden Zimmer waren Ausstellungsräume. Auch in dem Zimmer, in das sie eingestiegen waren, waren acht Särge mit aufgeklapptem Deckel ausgestellt. Am anderen Ende eines schmalen Flurs befand sich das Büro. Nach hinten erstreckte sich über die gesamte Breite des Hauses der Balsamierraum. Die Fenster waren mit schweren Vorhängen verhängt.
In dem Raum standen vier Balsamiertische aus Stahl. Auf zweien von ihnen lagen mit Tüchern verdeckte Leichen. Die erste war eine schwergewichtige Frau, die so lebendig aussah, daß man denken konnte, sie würde nur schlafen, wenn da nicht der große Y-förmige und nur grob vernähte Schnitt an der Vorderseite ihres Körpers gewesen wäre. Sie war obduziert worden.
Sean ging zu dem zweiten Tisch und schlug das Tuch zur Seite.
»Endlich«, sagte er. »Hier ist sie.«
Janet trat neben ihn und wappnete sich innerlich gegen den Anblick. Er war weniger schockierend als erwartet. Wie die andere Frau sah auch Helen aus, als schliefe sie friedlich. Ihre Gesichtsfarbe sah gesünder aus als zu Lebzeiten. Während der letzten Tage war sie schrecklich blaß gewesen.
»So ein Pech«, sagte Sean. »Sie ist bereits einbalsamiert worden. Auf die Blutprobe werde ich wohl verzichten müssen.«
»Sie wirkt so natürlich«, sagte Janet.
»Die Einbalsamierer hier müssen richtig gut sein«, sagte Sean. Dann zeigte er auf einen Metallschrank mit Glastüren. »Guck mal, ob du ein paar Nadeln und ein Skalpell findest.«
»Wie groß?«
»Da bin ich nicht wählerisch«, erwiderte Sean. »Je länger die Nadel, desto besser.«
Er stöpselte die Handkreissäge ein, die, als er sie kurz ausprobierte, einen grauenhaften Lärm machte. Janet
Weitere Kostenlose Bücher