Tödliche Geschäfte
Sirenengeheul wurde lauter. Janet spürte, wie ihr Herz schneller und schneller schlug. Als es sich anhörte, als würde ein Streifenwagen direkt durch das Haus fahren, veränderte sich plötzlich die Tonhöhe der Sirene.
»Dopplereffekt«, meinte Sean. »Eine perfekte Demonstration.«
»Bitte!« flehte Janet. »Laß uns hier abhauen. Wir haben doch, was wir wollten.«
»Wir müssen erst noch saubermachen«, sagte Sean und stellte seine Dose ab. »Das ist schließlich eine verdeckte Operation. Guck mal, ob du irgendwo einen Besen oder Mob findest. Ich werde Helen wieder so zusammenflicken, daß niemand etwas sieht.«
Trotz ihrer Aufregung befolgte Janet Seans Anweisungen. Sie arbeitete fieberhaft. Als sie fertig war, war Sean immer noch dabei, die Kopfschwarte mit Subkutanstichen möglichst unauffällig wieder anzunähen. Zuletzt zupfte er Helens Haar über den Schnitt. Janet war beeindruckt. Die Leiche von Helen Cabot sah aus, als sei sie nie angerührt worden.
Sie trugen die Werkzeuge und die Kühlbox zurück in den Ausstellungsraum mit den Särgen.
»Ich klettere zuerst raus, und du gibst mir den Kram an«, sagte Sean. Er duckte sich und stieg aus dem Fenster. Janet reichte ihm die Sachen an.
»Soll ich dir helfen?« fragte Sean.
»Ich glaube, das ist nicht nötig«, erwiderte Janet. Das Einsteigen war schließlich auch nicht so schwierig gewesen.
Sean machte sich mit dem Bündel auf den Weg zum Wagen.
Aus Versehen griff Janet in die Glaskante, bevor sie hindurchstieg. In ihrer Hektik hatte sie Seans vorherige Warnung vergessen. Sie spürte, wie die rasiermesserscharfe Kante sich in vier ihrer Finger, schnitt und zuckte vor Schmerz zusammen. Sie betrachtete ihre Hand und sah eine Blutspur daran herabrinnen. Sie umfaßte schützend ihre Hand und fluchte leise.
Da sie jetzt von drinnen nach draußen wollte, entschied sie, daß es sehr viel unkomplizierter und weniger gefährlich wäre, einfach das Fenster zu öffnen. Es bestand kein Grund, eine weitere Schnittwunde zu riskieren. Ohne weiter nachzudenken, entriegelte sie das Fenster und stieß es auf. Sofort ertönte der Alarm.
Hastig kletterte Janet aus dem Fenster und rannte Sean hinterher. Sie erreichte den Wagen, als er die Kühlbox gerade auf den Boden unter dem Rücksitz abgestellt hatte. Sie sprangen gleichzeitig in den Wagen, und Sean ließ den Motor an.
»Was ist passiert?« fragte er im Anfahren.
»Ich hab die Alarmanlage vergessen«, gestand Janet. »Ich hab das Fenster aufgemacht. Tut mir leid. Ich hab dir ja gesagt, daß ich nicht gut bin in so was.«
»Ach, das macht nichts«, sagte Sean und bog an der ersten Kreuzung rechts ab. »Bevor irgend jemand reagiert, sind wir längst über alle Berge.«
Den alten Mann, der aus dem Schnapsladen gekommen war, hatte er nicht gesehen. Er war unmittelbar nach dem Alarm auf die Straße gestürzt und hatte beobachtet, wie Sean und Janet in den Jeep gestiegen waren. Auch das Nummernschild hatte er lesen können. Er kehrte in den Laden zurück und notierte das Kennzeichen, bevor er die Polizei alarmierte.
Sean fuhr zurück zum Forbes-Zentrum, damit Janet ihren Wagen mitnehmen konnte. Als sie den Parkplatz erreichten, hatte sich Janet wieder einigermaßen beruhigt. Sean hielt direkt neben ihrem Mietwagen. Sie öffnete die Tür und wollte aussteigen.
»Kommst du direkt zu meinem Apartment?« fragte sie.
»Ich will noch kurz hoch in mein Labor«, sagte Sean. »Willst du mitkommen?«
»Ich muß morgen arbeiten«, erinnerte Janet ihn. »Und es war ein harter Tag. Ich bin völlig erschöpft. Aber ich habe Angst, dich aus den Augen zu lassen.«
»Ich brauch nicht lange«, sagte Sean. »Komm schon. Ich will nur noch ein paar Kleinigkeiten erledigen. Außerdem ist morgen Samstag, und wir brechen zu dem Wochenendurlaub auf, den ich dir versprochen habe. Wir fahren direkt, wenn du mit der Arbeit fertig bist.«
»Klingt, als hättest du schon entschieden, wohin wir fahren«, sagte Janet.
»Das habe ich auch«, erwiderte Sean. »Wir fahren durch die Everglades nach Naples. Ich habe gehört, es soll ein sehr netter Ort sein.«
»Okay, abgemacht«, sagte Janet und zog die Tür wieder zu. »Aber heute abend mußt du mich bis spätestens Mitternacht nach Hause gebracht haben.«
»Kein Problem«, sagte Sean und fuhr zu dem Teil des Parkplatzes weiter, der beim Forschungsgebäude lag.
»Wenigstens hat der Sushita-Jet Washington noch nicht verlassen«, sagte Sterling. Er saß in Dr. Masons Büro. Wayne
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