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Tödliche Geschäfte

Tödliche Geschäfte

Titel: Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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ließ sie schrill und ausdauernd ertönen. Doch noch immer machte niemand auf.
    Ärgerlich kehrte Harris zu seinem Wagen zurück und rief vom Autotelefon aus Glen an, um zu fragen, ob Tom Widdicomb am nächsten Tag arbeiten mußte.
    »Nein, Sir«, antwortete Glen mit seinem Südstaatenakzent. »Er hat bis Montag frei, und das ist wohl auch gut so. Es hat ihn heute ziemlich erwischt. Er sah schrecklich aus. Ich habe ihn früher nach Hause geschickt.«
    Harris bedankte sich bei Glen und legte auf. Wenn Widdicomb sich nicht wohl fühlte und zu Hause im Bett lag, warum brannten dann alle Lichter? Ging es ihm so schlecht, daß er nicht einmal an die Tür kommen konnte? Und wo war diese Alice, wer immer sie sein mochte?
    Als Harris Hialeah verließ, fragte er sich, was er tun sollte. Bei den Widdicombs ging irgend etwas Seltsames vor. Er konnte natürlich jederzeit umkehren und das Haus beobachten, aber das schien ihm übertrieben. Er konnte bis Montag warten, wenn Tom wieder zur Arbeit erschien, aber was in der Zwischenzeit machen? Statt dessen beschloß er, am nächsten Morgen zurückzukommen, um zu sehen, ob er diesen Tom Widdicomb nicht doch einmal zu Gesicht bekam. Glen hatte gesagt, er sei mittelgroß mit braunem Haar.
    Harris seufzte. Vor Tom Widdicombs Haus herumzuhängen war nicht seine Idealvorstellung von einem tollen Samstag, aber er war verzweifelt. Er hatte das Gefühl, daß er, was die toten Brustkrebspatientinnen anbetraf, bald Erfolge vorweisen mußte, wenn ihm an einer Weiterbeschäftigung an der Forbes-Klinik lag.
     
    Sean pfiff bei der Arbeit leise vor sich hin, ein Bild zufriedener Konzentration. Janet saß wie er auf einem hohen Hocker an dem Labortisch und sah ihm zu. Vor sich hatte er eine Ansammlung von Glasbehältern und -gefäßen aufgebaut.
    Gerade in ruhigen Momenten wie diesem fand Janet Sean ungeheuer attraktiv. Sein nach unten gewandtes Gesicht wurde von sanften, fast femininen, dunklen Locken gerahmt, die einen scharfen Kontrast zu seinen harten, männlichen Gesichtszügen bildeten. Von seiner schmalen Nasenwurzel ausgehend wölbten sich dunkle buschige Augenbrauen. Die Nase selbst war gerade und nur an der Spitze ein wenig nach oben gebogen, bevor sie in den Schwung seiner vollen Lippen überging. Seine dunkelblauen Augen waren starr auf ein durchsichtiges Plastiktablett gerichtet, das er in seinen kräftigen, aber feingliedrigen Fingern hielt.
    Er blickte auf und sah Janet direkt an. Seine Augen strahlten und leuchteten. Sie sah, daß er aufgeregt war. Und in diesem Moment war sie so unmäßig verliebt in ihn, daß sogar die Episode in dem Bestattungsinstitut für einen Augenblick vergessen war. Sie wünschte, er würde sie in die Arme nehmen und ihr sagen, daß er sie liebte und den Rest seines Lebens mit ihr verbringen wollte.
    »Diese Elektrophorese-Gele sind faszinierend«, sagte er und riß Janet aus ihrer Phantasie. »Komm und sieh dir das an!«
    Sie erhob sich von ihrem Hocker. Im Moment interessierte sie sich herzlich wenig für Elektrophorese-Gele, hatte jedoch das Gefühl, kaum eine andere Wahl zu haben, wenn sie nicht riskieren wollte, seine Begeisterung zu dämpfen. Trotzdem war sie enttäuscht, daß er ihre zärtlichen Gefühle nicht spürte.
    »Das ist eine Probe aus dem größeren Fläschchen«, erläuterte Sean. »Das Gel ist ein nicht reduzierendes Gel, so daß man ablesen kann, daß das Medikament nur aus einer Komponente besteht und ein Molekulargewicht von etwa 150.000 Dalton hat.«
    Janet nickte.
    Sean nahm das andere Gel zur Hand und zeigte es ihr. »Bei diesem Medikament in dem kleinen Fläschchen ist das etwas anderes. Man kann deutlich drei Säulen erkennen, was bedeutet, daß wir es mit drei unterschiedlichen Komponenten zu tun haben. Alle drei haben ein deutlich geringeres Molekulargewicht. Ich vermute, daß das große Fläschchen ein Immunglobulin enthält, einen Antikörper also, das kleine aller Wahrscheinlichkeit nach Zytokinine.«
    »Was sind Zytokinine?« fragte Janet.
    »Das ist ein Oberbegriff«, erklärte Sean und stieg von seinem Hocker. »Komm mit«, sagte er. »Ich muß ein paar Reagenzien holen.«
    Sie nahmen die Treppe. Unterwegs erklärte Sean weiter. »Zytokinine sind Proteine, die von den Zellen des Immunsystems produziert werden und wichtig für die Übermittlung von Informationen von Zelle zu Zelle sind. Sie senden Signale aus, wann eine Zelle wachsen, wann sie ihre Arbeit aufnehmen und sich gegen eine Invasion von Viren, Bakterien und sogar

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