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Tödliche Geschäfte

Tödliche Geschäfte

Titel: Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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vergleichen zu können.
    Zunächst mußte er jedes der Immunglobuline mit einem Enzym namens Papain inkubieren, um gezielt jene Fragmente abzuspalten, an die das Antigen gebunden wird. Danach isolierte er diese Fragmente und »entfaltete« die Moleküle. Zuletzt mußte er diese Aufbereitungen in ein automatisches Peptidanalysegerät geben, das die komplizierte Aufgabe übernahm, die Aminosäuresequenzen zu bestimmen. Das Gerät stand im sechsten Stock.
    Sean ging hinauf und bereitete die automatisch gesteuerten Apparate vor. Außer ihm arbeiteten an diesem Samstagvormittag noch einige andere Forscher, doch Sean war viel zu sehr in seine Arbeit vertieft, um ein Gespräch anzuknüpfen.
    Nachdem die Analysiergeräte vorbereitet und gestartet waren, kehrte Sean in sein Labor zurück. Da er von Helens Medikament mehr hatte als von Louis’, benutzte er ihres, um weiter nach einem Reagens für seinen Antigenbindungsbereich zu suchen. Er überlegte, welche Art von Oberflächen-Antigen sich auf ihren Tumorzellen befinden könnte, und kam zu dem Schluß, daß es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um ein Glykoprotein handelte, das eine zelluläre Bindungsstelle bildete.
    Und in diesem Moment fiel ihm das Forbes-Glykoprotein ein, das er zu kristallisieren versucht hatte.
    Wie er es schon mit zahlreichen anderen möglichen Antigenen getan hatte, untersuchte er mit Hilfe eines Immunfluoreszenz-Tests die Reaktivität des Forbes-Glykoproteins mit Helens Medikament. Als er gerade die Schale auf Anzeichen irgendwelcher Reaktionen begutachtete, die er nicht feststellen konnte, ließ ihn eine rauhe weibliche Stimme zusammenfahren.
    »Was genau machen Sie da eigentlich?«
    Sean fuhr herum. Direkt hinter ihm stand Dr. Deborah Levy. Ihre Augen funkelten ihn durchdringend an.
    Sean war völlig überrumpelt. Er hatte sich nicht einmal vorsichtshalber eine überzeugende Ausrede für all seine immunologischen Tests zurechtgelegt. Er hatte nicht erwartet, am Samstagvormittag gestört zu werden, am allerwenigsten von Dr. Deborah Levy, die er außerhalb der Stadt vermutete.
    »Ich habe Ihnen eine einfache Frage gestellt«, sagte sie. »Und ich erwarte eine Antwort.«
    Sean wandte den Blick ab und ließ ihn über das Durcheinander von Reagenzien, die Ansammlung von Zellkulturgläschen und das allgemeine Chaos auf dem Labortisch wandern. Stotternd suchte er nach einer halbwegs plausiblen Erklärung. Aber außer den Kristallisierungsversuchen, an denen er eigentlich arbeiten sollte, fiel ihm nichts ein, und die hatten leider rein gar nichts mit Immunologie zu tun.
    »Ich versuche, Kristalle zu erzeugen«, sagte Sean.
    »Und wo sind sie?« fragte Dr. Levy gelassen und in einem Tonfall, der andeutete, daß einige Überzeugungsarbeit vonnöten sein würde.
    Sean sagte einen Moment lang gar nichts.
    »Ich warte auf eine Antwort«, sagte Dr. Levy.
    »Ich weiß nicht genau«, erwiderte Sean und kam sich vor wie ein Idiot.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich hier ein strenges Regiment führe«, sagte Dr. Levy. »Ich habe den Eindruck, daß Sie mich nicht ganz ernst genommen haben.«
    »O doch«, beeilte Sean sich zu sagen. »Ich meine, ich habe Sie sehr ernst genommen.«
    »Roger Calvet sagt, daß Sie seit geraumer Zeit keine Mäuse mehr injiziert haben«, fuhr Dr. Levy fort.
    »Ja, also…« stotterte Sean.
    »Und Mr. Harris hat mir erzählt, daß er Sie in unserem Hochsicherheitstrakt erwischt hat«, unterbrach Dr. Levy ihn, »obwohl Claire Barington Ihnen ausdrücklich erklärt hat, daß der Zutritt streng verboten ist.«
    »Ich dachte nur…« setzte Sean an.
    »Ich habe von Anfang an deutlich gemacht, daß ich gegen Ihre Anwesenheit an unserem Institut war«, sagte Dr. Levy. »Ihr bisheriges Verhalten hat meine Bedenken nur bestätigt. Ich will wissen, was Sie mit all diesen Geräten und teuren Reagenzien machen. Um Kristalle zu produzieren, braucht man kein immunologisches Material.«
    »Ach, ich experimentiere nur so rum«, entschuldigte sich Sean lahm. Er wollte auf keinen Fall zugeben, daß er an den Medulloblastomen arbeitete, vor allem, nachdem ihm das ausdrücklich verboten worden war.
    »Sie experimentieren nur so rum!« wiederholte Dr. Levy verächtlich. »Was glauben Sie, was das hier ist? Ihr Privatspielplatz?« Trotz ihrer dunklen Hautfarbe lief ihr Gesicht rot an. »Hier arbeitet niemand an irgend etwas, ohne vorher einen förmlichen Antrag bei mir eingereicht zu haben. Ich bin für die Forschungsabteilung verantwortlich. Sie

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