Tödliche Geschäfte
Polizei hatte das gesamte Gebäude weiträumig abgesperrt und ließ die Absperrung von uniformierten Beamten sichern. Sean entdeckte die Einsatzzentrale mit dem Klapptisch, geschützt von drei Streifenwagen. Darum hatten sich einige Dutzend Polizeibeamte versammelt, ein wenig abseits wartete das Einsatzkommando in den schwarzen Uniformen. Einige der Männer hielten sich mit gymnastischen Übungen warm, andere überprüften das eindrucksvolle Waffenarsenal.
An dem Absperrungsband blieb Sean stehen und ließ seinen Blick über die Menge wandern. Er entdeckte Brian sofort, weil er der einzige war, der ein weißes Hemd und gemusterte Hosenträger trug. Er stand ein wenig abseits und war in ein angeregtes Gespräch mit einem Mann mit schwarzer Uniform und geschwärztem Gesicht vertieft.
Sean wandte sich an einen der uniformierten Streifenpolizisten, die die Absperrung bewachten. Er mußte winken, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, weil der Mann damit beschäftigt war, sich die Fingernägel zu schneiden.
»Tut mir leid, daß ich stören muß«, sagte er. »Ich bin ein Verwandter des Geiselnehmers, und der Mann, der sich da drüben mit dem Beamten des Einsatzkommandos unterhält, ist mein Bruder«, sagte Sean und zeigte auf Brian. »Ich glaube, ich kann helfen, das Dilemma zu lösen.«
Wortlos hob der Polizist das Absperrungsband an und machte Sean ein Zeichen einzutreten, bevor er sich wieder seiner Maniküre zuwandte.
Sean mied Deborah Levy und Robert Harris, die er neben einem der Streifenwagen entdeckte. Zum Glück blickten sie nicht in seine Richtung. Auch dem Mann, den er in Key West in den Vorratsschrank gesperrt hatte, ging er wohlweislich aus dem Weg. Es war derjenige, der in Naples an Bord des Sushita-Jets gewartet hatte, und jetzt stand er direkt neben dem Klapptisch.
Als Sean sich seinem Bruder von hinten näherte, bekam er Bruchstücke eines Disputs über die Erstürmung oder Nichterstürmung des Gebäudes mit, wobei es hörbar kontroverse Ansichten gab.
Er tippte Brian auf die Schulter, doch der schüttelte die lästige Störung mit einem desinteressierten Schulterzucken ab. Er brachte gerade ein schlagendes Argument vor und hieb zur Bekräftigung mit der Faust in seine offene Hand. Er setzte seinen engagierten Monolog fort, bis er aus den Augenwinkeln Sean zum ersten Mal neben sich wahrnahm, worauf er mitten im Satz abbrach und mit offenem Mund seinen Bruder anstarrte.
George Loring folgte Brians Blick, hielt Sean für einen zufällig vorbeikommenden Penner und sah wieder Brian an. »Kennen Sie den Kerl?« fragte er.
»Wir sind Brüder«, sagte Sean, während er den völlig perplexen Brian beiseite nahm.
»Was zum Teufel…?« rief Brian.
»Mach jetzt bloß keine Szene!« warnte Sean ihn und zog seinen Bruder noch weiter abseits. »Wenn du immer noch sauer auf mich bist, weil ich dir ein paar verpaßt habe, tut es mir leid. Ich wollte dich nicht schlagen, aber du hast mir praktisch keine andere Wahl gelassen. Du bist wirklich im denkbar unpassendsten Augenblick aufgekreuzt.«
Brian warf rasch einen besorgten Blick zur Einsatzzentrale, die gerade mal zehn Meter entfernt lag, bevor er wieder Sean ansah und fragte: »Was machst du hier?«
»Ich möchte, daß du diese Kühlbox an dich nimmst«, sagte Sean und gab sie ihm. »Und diese Akten. Aber die Kühlbox ist das Wichtigste.«
Brian hatte Mühe, die Akten zu halten. »Wie um alles in der Welt bist du da rausgekommen? Man hat mir versichert, das Gebäude sei völlig abgeriegelt worden. Es sei ausgeschlossen, daß irgend jemand rein- oder rauskommt.«
»Das erzähl ich dir gleich«, sagte Sean. »Aber erst mal zu der Kühlbox. Sie enthält ein Gehirn. Kein besonders hübsches, aber ein wichtiges.«
»Ist das das Gehirn, das du gestohlen hast?« fragte Brian. »Wenn ja, handelt es sich nämlich um Diebesgut.«
»Spar dir deinen juristischen Schwachsinn«, sagte Sean.
»Wessen Gehirn ist es?«
»Das einer Patientin«, sagte Sean. »Und wir brauchen es, um Anklage gegen eine Reihe von Mitarbeitern des Forbes-Krebszentrums zu erheben.«
»Du meinst, es handelt sich um Beweismaterial?«
»Es wird jedenfalls ziemlich viele Leute glatt umhauen«, versprach Sean.
»Aber du kannst nicht nachweisen, daß du der rechtmäßige Besitzer bist«, wandte Brian ein.
»Das wird die Staatsanwaltschaft schon regeln«, sagte Sean. »Gib es bloß nicht aus der Hand. Und die Kopien der Akten sind natürlich auch wichtig.«
»Aber als Beweismaterial sind sie
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