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Tödliche Geschäfte

Tödliche Geschäfte

Titel: Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Geborgenheit aus.
    Er betrat den Laden und ließ sich von der schummrigen lärmenden Stimmung einfangen. Die Kiefernholztäfelung war fast schwarz von Zigarettenqualm. Die Einrichtung war abgenutzt und verschrammt. Der einzig glänzende Fleck war eine Fußleiste aus Messing, blank gerieben von zahllosen Schuhen. In einer Ecke im hinteren Teil des Lokals war unter der Decke ein Fernseher montiert, in dem gerade ein Hockeyspiel der Bruins lief.
    Die einzige Frau in dem überfüllten Raum war Molly, die mit Pete hinter der Bar stand. Bevor Sean irgend etwas sagen konnte, schob sie ihm einen randvollen Krug mit Ale über den Tresen. Jemand klopfte ihm auf die Schulter, und die Menge johlte begeistert. Die Bruins hatten ein Tor erzielt.
    Sean seufzte zufrieden. Er fühlte sich wie zu Hause. Es war genau dasselbe Wohlbehagen, das er empfand, wenn er sich völlig erschöpft in ein weiches Bett sinken ließ.
    Wie üblich gesellten sich Jimmy und Brady zu ihm und prahlten mit einem kleinen Job, den sie am Wochenende zuvor in Marblehead durchgezogen hatten. Das wiederum führte zum Austausch zahlloser Anekdoten aus der Zeit, als Sean noch »einer von ihnen« gewesen war.
    »Wir haben schon immer gewußt, daß du schlau bist, so wie du Alarmsysteme knacken konntest«, meinte Brady. »Aber daß du mal nach Harvard gehen würdest, hätten wir uns nie träumen lassen. Wie hast du es bloß mit all den Arschlöchern ausgehalten.«
    Es war eine Feststellung, keine Frage, und Sean sagte nichts, obwohl ihm durch diese Bemerkung klar wurde, wie sehr er sich verändert hatte. Er ging immer noch gerne in Scully’s Bar, aber mehr als Beobachter. Die Erkenntnis bereitete ihm Unbehagen, weil er sich auch nicht als Teil der medizinischen Welt von Harvard empfand. Er kam sich vor wie eine Sozialwaise.
    Ein paar Stunden und etliche Biere später war Sean wieder milder gestimmt und fühlte sich nicht mehr als Außenseiter. Er beteiligte sich an der lebhaften Entscheidungsfindung darüber, ob sie eine Spritztour zu einem Striplokal unweit der Docks von Revere machen sollten. Als die Debatte gerade ihrem lautstarken Höhepunkt zustrebte, wurde es plötzlich schlagartig still. Einer nach dem anderen drehte den Kopf zur Tür. Etwas Außergewöhnliches war geschehen, und alle waren schockiert. Eine Frau war in eine der letzten männlichen Bastionen eingedrungen. Und es war keine gewöhnliche Frau, nicht irgendein kaugummikauendes, übergewichtiges Mädchen aus dem Waschsalon. Es war eine schlanke, toll aussehende Blondine, die ganz offensichtlich nicht aus Charlestown stammte.
    Die Tropfen in ihrem langen Haar glitzerten wie Diamanten und bildeten einen dramatischen Kontrast zu der tief mahagonifarbenen Nerzjacke. Ihre mandelförmigen Augen suchten keck den Raum ab, wanderten von einem Gesicht zum nächsten. Ihr Mund wirkte grimmig entschlossen. Die hohen Wangenknochen glänzten. Sie sah aus wie die gemeinschaftliche Halluzination eines fantastischen weiblichen Wesens.
    Einige der Gäste begannen nervös auf der Stelle zu treten, weil sie vermuteten, daß sie die Freundin von irgend jemandem sein mußte. Sie war zu schön, um mit irgendeinem verheiratet zu sein.
    Sean drehte sich als letzter um. Und als er das tat, klappte ihm die Kinnlade nach unten. Die Frau war Janet!
    Sie entdeckte ihn etwa gleichzeitig, ging direkt auf ihn zu und drängte sich neben ihn an die Bar. Brady machte mit einer übertrieben angstvollen Geste Platz, als sei Janet ein besonders furchteinflößendes Wesen.
    »Ich hätte gern ein Bier, bitte«, sagte sie.
    Wortlos stellte Molly ein Glas vor sie hin.
    Bis auf den Ton des Fernsehers war es noch immer vollkommen still.
    Janet trank einen Schluck und sah Sean an. Da sie Pumps trug, konnte sie ihm beinahe direkt in die Augen blicken. »Ich möchte mit dir reden«, sagte sie.
    Sean hatte sich nicht mehr so geschämt, seit er mit sechzehn ohne Hosen mit Kelly Parnell auf dem Rücksitz ihrer Familienlimousine erwischt worden war.
    Er stellte sein Bier ab, packte Janet am Arm und zerrte sie vor die Tür. Angetrunken wie er war, dauerte es einen Augenblick, bis er sich von dem Schock erholt hatte und nur noch wütend war.
    »Was willst du hier?« fragte er.
    Sean ließ seinen Blick kurz über die finsteren Straßen des Viertels schweifen. »Ich kann es einfach nicht glauben. Du weißt doch, daß du nicht hierherkommen sollst.«
    »Ich weiß nichts dergleichen«, sagte Janet. »Ich weiß zwar, daß ich nicht eingeladen war, wenn du

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