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Tödliche Geschäfte

Tödliche Geschäfte

Titel: Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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trank Brian einen Schluck Milch und räusperte sich. Ihre ganze Kindheit hindurch hatten sie zum Abendessen Milch getrunken.
    »Mutter macht sich Sorgen wegen deiner Idee, nach Miami zu gehen«, sagte Brian.
    Anne schlug die Augen nieder und starrte auf ihren Teller. Sie war schon immer zurückhaltend bis zur Selbstverleugnung gewesen, vor allem, als ihr Mann noch lebte. Er konnte furchtbar wütend werden, und der Alkohol, den er täglich genossen hatte, machte alles nur noch schlimmer. Nachdem Mr. Murphy verstopfte Abflüsse gereinigt, marode Boiler repariert und Toiletten installiert hatte, war er jeden Tag nach Feierabend in der Blue Tower Bar unter der Tobin-Brücke eingekehrt. Und fast jeden Abend war er betrunken, mürrisch und bösartig nach Hause gekommen. Normalerweise war seine Frau das Opfer, aber auch Sean hatte sein Teil an Schlägen abbekommen, wenn er versucht hatte, seiner Mutter zu helfen. Am nächsten Morgen war ihr Mann dann ernüchtert und von Schuldgefühlen geplagt am Frühstückstisch erschienen und hatte regelmäßig geschworen, daß er sich ändern würde. Aber er änderte sich nie. Selbst als er fast siebzig Pfund verloren hatte und dabei war, an Leberkrebs zu sterben, änderte er seine Gewohnheiten nicht.
    »Ich gehe nach Miami, um dort weiterzuforschen«, sagte Sean. »Es ist keine große Sache.«
    »In Miami gibt es jede Menge Drogen«, sagte Anne, ohne aufzublicken.
    Sean verdrehte die Augen. Er beugte sich vor und legte seine Hand auf den Arm seiner Mutter. »Mom, Probleme mit Drogen hatte ich auf der High School. Inzwischen mache ich meinen Doktor in Medizin.«
    »Und was ist mit dem Zwischenfall während deines ersten Jahres auf der Uni?« hakte Brian nach.
    »Das war nur eine Party mit ein bißchen Koks«, sagte Sean. »Es war einfach Pech, daß die Polizei ausgerechnet in dem Laden Razzia machen mußte.«
    »Und es war Glück, daß dein Jugendstrafregister auf mein Bemühen hin vorher geschlossen worden war. Sonst hättest du böse in der Klemme gesteckt.«
    »Miami ist eine gewalttätige Stadt«, sagte Anne. »Es steht ständig was darüber in der Zeitung.«
    »Himmel Herrgott noch mal!« rief Sean.
    »Du sollst den Namen des Herrn nicht unnütz führen«, sagte seine Mutter.
    »Mom, du hast einfach zu viele schlechte Fernsehsendungen gesehen. Miami ist eine Stadt wie jede andere, es gibt gute und schlechte Seiten. Doch das spielt auch keine Rolle. Ich werde dort forschen. Ich werde gar keine Zeit haben, Ärger zu bekommen, selbst wenn ich wollte.«
    »Du wirst dort die falschen Leute kennenlernen«, sagte seine Mutter.
    »Mom, ich bin erwachsen«, erwiderte Sean genervt.
    »Hier in Charlestown hängst du auch immer noch mit den falschen Leuten herum«, warf Brian ein. »Moms Befürchtungen sind nicht unbegründet. Das ganze Viertel weiß, daß Jimmy O’Connor und Brady Flanagan an Einbrüchen und Schiebereien beteiligt sind.«
    »Und der IRA Geld überweisen«, sagte Sean.
    »Die beiden sind keine politischen Aktivisten«, sagte Brian. »Es sind ganz gewöhnliche Kriminelle, die du immer noch zu deinen Freunden zählst.«
    »Ich trinke freitags abends ein Bier mit ihnen«, sagte Sean.
    »Eben«, sagte Brian. »Genau wie bei unserem Vater, die Kneipe ist dein zweites Zuhause. Und von Moms Sorgen einmal abgesehen, ist jetzt ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für deine Abwesenheit. Die Franklin Bank wird in Kürze die letzte Rate für die Finanzierung von Onkogen bereitstellen. Ich habe die Papiere fast fertig. Es könnte alles ganz schnell gehen.«
    »Falls du es vergessen haben solltest«, sagte Sean, stand auf und schob seinen Stuhl zurück, »es gibt Faxgeräte und Kurierdienste. Ich werde nach Miami gehen, egal was ihr dazu sagt. Ich glaube, daß das Forbes-Krebsforschungszentrum auf etwas außergewöhnlich Wichtiges gestoßen ist. Und wenn ihr beiden Verschwörer mich jetzt entschuldigt, ich treffe mich noch auf ein Bier mit meinen kriminellen Freunden.«
    Gereizt schlüpfte Sean in den alten Kolani, den sein Vater gekauft hatte, als es die alte Marinewerft in Charlestown noch gab. Er zog sich eine Wollmütze über die Ohren, rannte die Treppe hinunter und trat in den eiskalten Regen. Der Wind hatte sich gedreht und kam jetzt von Osten. Sean konnte den salzigen Geruch des Meeres riechen. In der Bunker Hill Street leuchtete ihm das Licht der Neonreklamen hinter den beschlagenen Fenstern von Old Scully’s Bar entgegen und strahlte ein Gefühl vertrauter Behaglichkeit und

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