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Tödliche Geschäfte

Tödliche Geschäfte

Titel: Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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diesen Anlaß extra Hemd und Krawatte angelegt«, sagte Sean. »Ich fand mich eigentlich ganz schmuck.«
    »Kommen Sie mir bloß nicht komisch, Freundchen«, sagte Harris ohne jede Spur von Humor in der Stimme.
    Sean trat schwerfällig von einem Fuß auf den anderen. Das Gespräch und Harris selbst ödeten ihn schon jetzt an.
    »Gibt es einen besonderen Grund, der meine Anwesenheit in diesem Büro erforderlich macht?«
    »Sie werden einen Ausweis mit Photo brauchen«, sagte Harris. Er stand auf, ging um den Schreibtisch und öffnete die Tür zum Nebenzimmer. Er war ein gutes Stück größer als Sean und knapp zwanzig Pfund schwerer. Beim Eishockey hatte es ihm immer Spaß gemacht, solche Typen niedrig abzublocken und dann direkt unter ihrem Kinn hochzuschnellen.
    »Ich würde vorschlagen, daß Sie sich die Haare schneiden lassen«, meinte Harris und machte Sean ein Zeichen, ins Nachbarzimmer zu gehen. »Und lassen Sie sich auch Ihre Hose bügeln. Vielleicht sitzt sie dann besser. Wir sind hier nicht auf der Uni.«
    Sean betrat das Nebenzimmer und sah, daß Ramirez mit einer Polaroidkamera auf einem Stativ herumfummelte. Er blickte auf und wies auf einen Stuhl vor einem blauen Vorhang. Sean setzte sich. Harris schloß die Tür zum Photoraum und nahm wieder hinter seinem Schreibtisch Platz. Dieser Murphy war noch schlimmer, als er befürchtet hatte. Die Vorstellung, daß irgend so ein klugscheißender Jungspund aus Harvard herkommen sollte, hatte ihm von Anfang an nicht gefallen, wenn er auch nicht erwartet hatte, daß der Gast aussehen würde wie ein Hippie aus den Sechzigern.
    Harris zündete sich eine Zigarette an und verfluchte Typen wie diesen Sean Murphy. Er haßte diese progressiven Eliteuni-Schnösel, die glaubten, alles zu wissen. Harris hatte »The Citadel«, eine militärische Eliteschule, durchlaufen und war dann zur Armee gegangen, wo er eine harte Schule mitgemacht hatte, bevor man ihm sein erstes eigenes Kommando übertragen hatte. Er hatte sich bewährt und war nach dem Wüstensturm zum Captain befördert worden. Doch dann kam der Zusammenbruch der Sowjetunion, und die Friedensstärke der Armee wurde reduziert. Harris zählte zu den ersten Opfern.
    Er drückte seine Zigarette aus. Sein Instinkt sagte ihm, daß dieser Sean Murphy Ärger machen würde. Er beschloß, ihn im Auge zu behalten.
     
    Den neuen Ausweis samt Photo an die Brusttasche seines Hemdes geheftet, verließ Sean das Büro des Sicherheitsdienstes. Die hinter ihm liegende Erfahrung paßte überhaupt nicht zu dem Willkommenschild, und eine weitere Tatsache hatte ihn ebenfalls nachhaltig beeindruckt. Als er den wortkargen Ramirez nach dem Grund für die strengen Sicherheitsmaßnahmen gefragt hatte, hatte der ihm erklärt, daß im vergangenen Jahr mehrere Wissenschaftler des Instituts verschwunden waren.
    »Verschwunden?« hatte Sean erstaunt gefragt. Er hatte schon davon gehört, daß Ausrüstung verschwand, aber doch keine Menschen!
    »Hat man sie gefunden?« hatte er sich weiter erkundigt.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Ramirez. »Ich hab erst dieses Jahr hier angefangen.«
    »Wo kommen Sie her?« hatte Sean gefragt.
    »Aus Medellin in Kolumbien«, hatte Ramirez erklärt.
    Sean hatte keine weiteren Fragen gestellt, doch Ramirez’ Antwort hatte sein Unbehagen noch verstärkt. Ein frustrierter Armeeoffizier als Sicherheitschef einer Truppe von Schlägern, die auch der Privatarmee eines kolumbianischen Drogenbosses entstammen konnten, das alles schien ihm leicht übertrieben. Als er mit Ramirez den Aufzug zum siebten Stock betrat, begann sein erster positiver Eindruck des Forbes-Zentrums bereits zu verblassen.
    »Treten Sie ein, treten Sie ein«, wiederholte Dr. Randolph Mason und hielt seine Bürotür auf. Sofort wich Seans Unbehagen wieder dem Gefühl, aufrichtig willkommen zu sein. »Wir sind froh, Sie bei uns zu haben«, meinte Dr. Mason. »Ich war überglücklich, als Clifford anrief und den Vorschlag machte. Möchten Sie Kaffee?«
    Sean bejahte die Frage und hielt wenig später eine Tasse in der Hand, während er dem Direktor des Forbes-Zentrums gegenübersaß. Dr. Mason sah aus wie die romantische Vorstellung eines typischen Arztes. Er war groß und hatte fast aristokratische Züge, klassisch angegrautes Haar und einen ausdrucksvollen Mund. Seine Augen wirkten sympathisch, die Nase war leicht gebogen. Er sah aus wie ein Mann, dem man seine Probleme freimütig offenbaren konnte, weil er imstande schien, sie zu lösen.
    »Als erstes«,

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