Tödliche Geschäfte
Patientin, die einer konventionellen Chemotherapie gegen Brustkrebs unterzogen wurde, unerwartet gestorben. Man hatte sie völlig zyanotisch in ihrem Bett gefunden, genauso blau angelaufen wie die anderen.
»So kann das nicht weitergehen!« fauchte Ms. Richmond. »Irgend jemand muß es vorsätzlich tun. Es gibt keine andere Erklärung. Es ist immer die gleiche Schicht, und es versaut uns die ganze Statistik. Wir müssen etwas unternehmen, bevor der Gerichtsmediziner Verdacht schöpft. Wenn die Medien erst Wind davon bekommen, gibt es eine Katastrophe.«
»Wir besprechen das mit Harris«, sagte Dr. Mason beruhigend. »Wir sagen ihm, er soll alles andere zurückstellen und dafür sorgen, daß es aufhört.«
»So kann es jedenfalls nicht weitergehen«, wiederholte Ms. Richmond. »Harris muß mehr unternehmen, als nur routinemäßig die persönlichen Verhältnisse der Angestellten zu durchleuchten.«
»Unbedingt«, sagte Dr. Mason. »Wir werden sofort mit Harris reden. Einen Moment noch, ich will nur kurz dafür sorgen, daß Mr. Murphy eine Führung durch unsere Einrichtung bekommt.«
Die Stimmen entfernten sich. Sean beugte sich auf der Couch vor in der Hoffnung, noch mehr zu hören, aber das Vorzimmer blieb still, bis auf einmal erneut die Tür aufflog. Diesmal war es eine attraktive Frau Mitte Zwanzig, die einen karierten Rock und eine weiße Bluse trug. Sie war sonnengebräunt, strahlte übers ganze Gesicht und wirkte auch sonst sehr temperamentvoll.
»Hi, mein Name ist Claire Barington.«
Sean erfuhr, daß Claire in der Public-Relations-Abteilung der Klinik arbeitete. Sie ließ ein paar Schlüssel vor seiner Nase baumeln und sagte: »Die passen zu Ihrem königlichen Apartment im Cow’s Palace.« Sie erklärte ihm, daß die Residenz der Klinik den Spitznamen »Kuh-Palast« den Ausmaßen einiger ihrer ehemaligen Bewohner verdankte.
»Ich fahre Sie hin«, sagte Claire. »Nur um sicherzugehen, daß alles in Ordnung ist und Sie sich wohl fühlen. Aber zunächst hat Dr. Mason mir aufgetragen, Ihnen unsere Einrichtung zu zeigen. Was halten Sie davon?«
»Klingt wie eine gute Idee«, meinte Sean und erhob sich von der Couch. Er war erst seit etwa einer Stunde in der Forbes-Klinik, aber wenn diese Stunde ein Vorgeschmack auf die nächsten zwei Monate war, dann versprach es ein äußerst interessanter Aufenthalt zu werden, immer vorausgesetzt natürlich, daß er so lange blieb. Als er der gutgebauten Claire Barington aus Dr. Masons Büro folgte, dachte er ernsthaft daran, Dr. Walsh anzurufen und sich auf den Rückweg nach Boston zu machen. Dort würde er garantiert mehr erledigen als hier, wenn man ihn wirklich zu stumpfsinniger Fleißarbeit mit monoklonalen Antikörpern vergattern wollte.
»Dies ist natürlich unsere Verwaltungsabteilung«, begann Claire mit ihrer Standardtour. »Neben Dr. Masons Büro ist das von Henry Falworth, dem Direktor für das nichtmedizinische Personal. Dahinter liegt das Büro von Dr. Levy. Aber sie hat natürlich noch ein weiteres Büro im Hochsicherheitslabor.«
Sean spitzte die Ohren. »Sie haben hier ein Hochsicherheitslabor?« fragte er überrascht.
»Aber sicher«, sagte Claire. »Dr. Levy hat es als Bedingung für ihre Mitarbeit gestellt. Außerdem ist die Ausstattung des Forbes-Krebsforschungszentrums generell auf dem allerneuesten Stand.«
Sean zuckte die Schultern. Ein Hochsicherheitslabor, nur um mit infektiösen Mikroorganismen zu arbeiten, kam ihm ein wenig übertrieben vor.
Claire wies in die entgegengesetzte Richtung, wo das Büro lag, das sich Dr. Stan Wilson, der Chef des klinischen Personals, Margaret Richmond, die Oberschwester, und Dan Selenburg, der Verwaltungschef der Klinik, teilten. »Natürlich haben alle zusätzlich noch ein privates Büro im obersten Stockwerk des Krankenhausgebäudes.«
»Das interessiert mich eigentlich nicht besonders«, sagte Sean. »Zeigen Sie mir die Forschungsabteilung.«
»Hey, entweder Sie kriegen die große Besichtigungstour oder gar keine«, sagte sie streng. Dann lachte sie. »Heitern Sie mich auf! Damit ich nicht aus der Übung komme.«
Sean lächelte. Claire war die aufrichtigste Person, die er bisher in der Klinik getroffen hatte. »Also gut. Gehen Sie voran!«
Claire führte ihn in den angrenzenden Raum, an dem hinter acht Schreibtischen geschäftige Menschen saßen. An einer Wand ratterte ein riesiges Kopiergerät vor sich hin. Daneben befand sich ein verglaster Raum, in dem wie eine ausgestellte Trophäe ein großer
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