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Tödliche Geschäfte

Tödliche Geschäfte

Titel: Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Gebäude nicht verlassen darf. Und was ich Ihnen gestern gesagt habe, war mein voller Ernst: Halten Sie sich an Ihren Auftrag. Damit sollten Sie hinreichend beschäftigt sein. Viel Glück, und hoffentlich sind Sie wirklich so gut, wie Dr. Mason offenbar glaubt.«
    »Wäre es nicht angenehmer, wenn wir die ganze Sache ein wenig freundlicher angehen würden?« fragte Sean und griff nach dem Glasfläschchen.
    Dr. Levy strich sich ein paar eigensinnige Strähnen ihres glänzenden Haars aus der Stirn. »Ich weiß Ihre Offenheit zu schätzen«, sagte sie nach einer kurzen Pause. »Unsere Beziehung hängt ganz von Ihrer Leistung ab. Wenn Sie gut arbeiten, werden wir bestens miteinander auskommen.«
    In diesem Moment betrat Mark Halpern Dr. Levys Büro. Während sie einander vorgestellt wurden, betrachtete Sean den Mann. Er schätzte sein Alter auf etwa dreißig Jahre. Er war ein paar Zentimeter größer als Sean und makellos gekleidet. Mit seinem fleckenlosen weißen Kittel über dem Anzug erinnerte er Sean eher an einen der Männer, die Sean an Kosmetiktresen in Kaufhäusern gesehen hatte, als an den Techniker eines wissenschaftlichen Labors.
    Während der nächsten halben Stunde half Mark ihm, sich in dem großen leeren Labor im fünften Stock einzurichten, das Claire ihm am Tag zuvor gezeigt hatte. Als sie fertig waren, war Sean mit seinen Arbeitsbedingungen durchaus zufrieden; er wünschte nur, daß er an etwas arbeiten könnte, was ihn wirklich interessierte.
    Er nahm die Phiole, die Dr. Levy ihm gegeben hatte, schraubte den Deckel ab und betrachtete das feine, weiße Pulver. Er schnupperte daran, doch es war völlig geruchlos. Er zog sich den Hocker näher an die Arbeitsfläche und machte sich ans Werk. Zunächst löste er das Pulver in diversen Reagenzien auf, um eine Vorstellung seiner allgemeinen Löslichkeit zu bekommen. Dann bereitete er eine Trägerelektrophorese vor, um das ungefähre Molekulargewicht zu bestimmen.
    Nach einer Stunde konzentrierter Arbeit wurde Sean auf einmal von einer Bewegung abgelenkt, die er aus den Augenwinkeln wahrgenommen zu haben meinte. Als er in die Richtung blickte, sah er bis zu der Tür zum Treppenhaus nur leere Fläche. Er hielt inne. Das einzig wahrnehmbare Geräusch war das Brummen eines Kühlkompressors und das Surren der Rührautomatik, mit deren Hilfe Sean eine übersättigte Lösung herstellen wollte. Er fragte sich, ob die ungewohnte Einsamkeit ihn Gespenster sehen ließ.
    Er hatte sich einen Arbeitsplatz in der Mitte des Raumes aufgebaut. Jetzt legte er seine Utensilien beiseite und schritt das gesamte Labor ab, wobei er einen Blick in jeden der Seitengänge warf. Je länger er suchte, desto unsicherer wurde er, ob er überhaupt etwas gesehen hatte. Er kam zu der Tür zum Treppenhaus und riß sie auf, um einen Blick ins Treppenhaus zu werfen. Er hatte nicht wirklich erwartet, etwas zu finden, und hielt unwillkürlich den Atem an, als er sich plötzlich Auge in Auge mit einer Person sah, die direkt hinter der Tür gelauert hatte.
    Rasch erkannte er, daß vor ihm der ebenso verschreckte Hiroshi Gyuhama stand. Sean erinnerte sich, daß Claire sie einander vorgestellt hatte.
    »Verzeihung«, sagte Hiroshi mit einem nervösen Lächeln und verbeugte sich tief.
    »Keine Ursache«, sagte Sean und verspürte einen unwiderstehlichen Drang, die Verbeugung zu erwidern. »Mein Fehler. Ich hätte durch das Fenster schauen sollen, bevor ich die Tür aufgerissen habe.«
    »Nein, nein, es war mein Fehler«, beharrte Hiroshi.
    »Ganz bestimmt, es war wirklich mein Fehler«, entgegnete Sean. »Aber das ist eine alberne Diskussion.«
    »Mein Fehler«, insistierte Hiroshi.
    »Wollten Sie gerade reinkommen?« fragte Sean und wies auf das Labor hinter sich.
    »Nein, nein.« Hiroshis Lächeln wurde noch breiter. »Ich bin auf dem Weg zurück zu meinem Arbeitsplatz«, sagte er, ohne sich von der Stelle zu rühren.
    »Woran arbeiten Sie denn?« fragte Sean höflichkeitshalber.
    »Lungenkrebs«, sagte Hiroshi. »Vielen herzlichen Dank.«
    »Danke Ihnen«, erwiderte Sean aus purem Reflex, bevor er sich fragte, wofür er dem Mann eigentlich dankte.
    Hiroshi verbeugte sich noch mehrmals, drehte sich dann um und stieg die Treppe hoch.
    Sean zuckte die Schultern und kehrte an seine Laborbank zurück. Er fragte sich, ob es Hiroshi gewesen war, den er aus dem Augenwinkel wahrgenommen hatte, vielleicht durch das kleine Fenster zum Treppenhaus. Das würde jedoch bedeuten, daß er schon die ganze Zeit dort

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