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Tödliche Geschäfte

Tödliche Geschäfte

Titel: Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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gestanden hatte, was für Sean keinen Sinn ergab.
    Ohnehin aus seiner Konzentration gerissen, nahm er sich die Zeit, in den Keller hinabzusteigen, um Roger Calvet aufzusuchen. Als er ihn gefunden hatte, war es ihm unangenehm, mit dem Mann zu sprechen. Sein deformierter Rücken machte es ihm unmöglich, Sean in die Augen zu sehen, wenn sie miteinander redeten. Trotzdem gelang es Mr. Calvet, eine Anzahl geeigneter Mäuse einzufangen, denen Sean das Glykoprotein spritzen konnte in der Hoffnung, eine Antikörperreaktion hervorzurufen. Sean erwartete nicht, daß gleich seine ersten Versuche erfolgreich verlaufen würden. Das hatten andere vor ihm bestimmt auch schon probiert. Doch er mußte zunächst systematisch vorgehen, bevor er Zuflucht bei einem seiner »Tricks« suchte.
    Im Aufzug wollte er gerade den Knopf für den fünften Stock drücken, als er es sich anders überlegte und statt dessen auf den sechsten drückte. Er hätte es von sich nicht vermutet, doch er fühlte sich isoliert, ja sogar ein wenig einsam. Die Arbeit am Forbes-Zentrum war eine dezidiert unangenehme Erfahrung, und das nicht nur wegen der Ansammlung unfreundlicher Menschen. Es waren einfach nicht genug Leute. Der Ort war zu leer, zu sauber, zu ordentlich. Sean hatte die akademische Kollegialität, die an seinen bisherigen Arbeitsstätten geherrscht hatte, stets für selbstverständlich gehalten. Jetzt empfand er das dringende Bedürfnis nach menschlicher Interaktion. Also machte er sich auf den Weg in den sechsten Stock.
    Die erste Person, die er dort traf, war David Lowenstein. Er war ein ernsthafter, hagerer Mann, der über seine Laborbank gebeugt saß und Reagenzgläser mit Gewebekulturen untersuchte. Sean stellte sich links neben ihn und sagte Hallo.
    »Verzeihung?« sagte David, von seiner Arbeit aufblickend.
    »Wie läuft’s?« fragte Sean und stellte sich noch einmal vor für den Fall, daß David vergessen hatte, wer er war.
    »So gut, wie man es erwarten kann«, sagte David.
    »Woran arbeiten Sie?« fragte Sean.
    »Melanome«, antwortete David.
    »Oh«, sagte Sean.
    Von da an wurde das Gespräch immer schwieriger, so daß Sean schließlich weiterschlenderte. Er bemerkte, daß Hiroshi ihn beobachtete, aber nach dem Zwischenfall im Treppenhaus mied er ihn lieber. Statt dessen ging er zu Arnold Harper, der geschäftig unter einer Haube zugange war. Sean vermutete, daß er mit Hilfe von Hefen an Rekombinationen arbeitete.
    Seine Konversationsbemühungen mit Arnold verliefen in etwa so erfolgreich wie die mit David Lowenstein. Sean erfuhr lediglich, daß Arnold sich mit Dickdarmkrebs beschäftigte. Obwohl er das Glykoprotein, mit dem Sean arbeitete, hergestellt hatte, schien er nicht im geringsten daran interessiert, darüber zu reden.
    Sean spazierte weiter und kam an die Glastür zum Hochsicherheitstrakt mit der Aufschrift »Kein Zutritt«. Wieder versuchte er durch die Scheibe zu spähen. Wie am Vortag konnte er nur einen Flur mit Türen erkennen. Er drehte sich um, um sicherzugehen, daß niemand in Sicht war, öffnete dann die Tür und betrat den Flur. Mit einem leisen Zischen wurde die Schleuse wieder versiegelt. In diesem Teil des Labors herrschte permanenter Unterdruck, damit keine Luft entweichen konnte, wenn die Tür aufging.
    Einen Moment lang stand Sean hinter der Tür und spürte, wie sein Puls raste. Es war dasselbe Gefühl der Anspannung, das er als Teenager empfunden hatte, wenn er mit Jimmy und Brady nach Swampscott oder Marblehead oder einer der anderen reichen Schlafstädte im Norden von Boston gefahren war, um in ein paar Häuser einzusteigen. Sie hatten nie etwas wirklich Wertvolles gestohlen, nur Fernsehgeräte und dergleichen, und sie hatten auch nie Probleme, die Ware in Boston zu versetzen. Das Geld ging an einen Mann, der es angeblich an die IRA weiterleitete, obwohl Sean sich nicht sicher war, wieviel davon je nach Irland gelangte.
    Als offenbar niemand Anstoß an Seans Aufenthalt in der »Betreten-Verboten«-Zone nahm, ging er weiter. Die Räumlichkeiten sahen nicht aus wie ein Hochsicherheitslabor und fühlten sich auch nicht so an. Tatsächlich war der erste Raum, in den er einen Blick riskierte, bis auf ein paar Laborbänke völlig leer. Überhaupt keine Ausstattung. Sean betrat den Raum und untersuchte die Arbeitsflächen. Sie waren irgendwann einmal benutzt worden, wenn auch nicht ausgiebig. Er sah die Abdrücke eines Geräts auf dem Tresen, doch ansonsten konnte er keine Anzeichen für irgendwelche Aktivitäten

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