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Tödliche Geschäfte

Tödliche Geschäfte

Titel: Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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weil es das war, was sie brauchte. Doch er wußte, daß er sich das nicht leisten durfte, auf gar keinen Fall.
    Außerdem wußte er, daß es jetzt, nachdem man ihn in ihrem Zimmer gesehen hatte, noch schwieriger werden würde, Gloria zu helfen. Er mußte noch vorsichtiger sein als sonst. Außerdem mußte er noch ein oder zwei Tage warten und hoffen, daß sie dann noch immer am Tropf hing. Er wollte ihr das Succinylcholin nicht intramuskulär injizieren, weil man es dort möglicherweise nachweisen konnte, falls ein Gerichtsmediziner auf die Idee kam, danach zu suchen.
    Tom huschte aus dem Zimmer und ging den Flur hinunter. Als er an 409 vorbeikam, warf er einen Blick hinein. Marjorie sah er nicht, und das war gut so, aber er sah diese andere Schwester, die Neue.
    Tom verlangsamte seine Schritte, und neue Furcht erfaßte ihn. Was, wenn man die neue Schwester, die als Ersatz für Sheila gekommen war, in Wahrheit nur engagiert hatte, um ihn zu entlarven? Vielleicht war sie eine Spionin. Das würde auch erklären, warum sie auf einmal mit Marjorie in Glorias Zimmer aufgetaucht war!
    Je länger Tom darüber nachdachte, desto sicherer wurde er, vor allem, weil sich die neue Schwester noch immer in Glorias Zimmer aufhielt. Sie wollte ihm eine Falle stellen und seinen Kreuzzug gegen den Brustkrebs beenden.
    »Mach dir keine Sorgen, Alice«, versicherte er seiner Mutter. »Diesmal werde ich auf dich hören.«
     
    Anne Murphy fühlte sich so gut wie seit Wochen nicht mehr. Als sie von Seans Plänen, nach Miami zu gehen, erfahren hatte, war sie tagelang deprimiert gewesen. Irgendwie hatte sie die Neuigkeit jedoch nicht überrascht. Sean war von frühester Kindheit ein böser Junge gewesen, wie Männer im allgemeinen, und er würde sich trotz seiner erstaunlichen Leistungen auf der High School und später an der Uni bestimmt nicht mehr ändern. Als er angefangen hatte, von einem Medizinstudium zu sprechen, war ihr das wie ein Hoffnungsstrahl erschienen. Aber diese Hoffnung hatte sich wieder zerschlagen, als er ihr erklärt hatte, daß er nicht vorhatte, als Arzt zu praktizieren. Wie so oft in ihrem Leben hatte Anne erkannt, daß sie es einfach hinnehmen und aufhören mußte, für ein Wunder zu beten.
    Trotzdem quälte sie die Frage, warum Sean nicht so sein konnte wie Brian oder Charles. Was hatte sie falsch gemacht? Es mußte ihr Fehler sein. Vielleicht lag es daran, daß sie ihn als Baby nicht gestillt hatte. Oder auch daran, daß sie ihren Mann nicht davon hatte abhalten können, den Jungen manchmal in seinen volltrunkenen Wutanfällen zu schlagen.
    Es blieb ihrem jüngsten Sohn Charles vorbehalten, in den düsteren Tagen nach Seans Abreise für einen Lichtblick zu sorgen. Er hatte von seinem Priesterseminar in New Jersey mit der beglückenden Nachricht angerufen, daß er am folgenden Abend zu einem Besuch vorbeikommen würde. Der wunderbare Charles! Seine Gebete würden sie alle retten.
    In Erwartung seiner Ankunft war Anne am Morgen einkaufen gegangen. Sie plante, den Tag über zu backen und das Abendessen vorzubereiten. Brian hatte gesagt, daß er auch versuchen wollte vorbeizuschauen, obwohl er an diesem Abend eine wichtige Sitzung hatte, die möglicherweise bis in die Nacht dauern würde.
    Sie öffnete den Kühlschrank, um die Einkäufe zu verstauen, während sie still für sich die Vorfreude auf den heutigen Abend genoß. Doch dann rief sie sich zur Ordnung. Sie wußte, daß solche Gedanken gefährlich waren. Glück und Vergnügen waren Einladungen zur Tragödie. Einen Moment lang quälte sie sich mit dem Gedanken, was sie empfinden würde, wenn Charles auf der Fahrt nach Boston ums Leben käme.
    Die Türklingel riß sie aus ihren düsteren Phantasien. Sie drückte den Knopf der Gegensprechanlage und fragte, wer dort sei.
    »Tanaka Yagamuchi«, sagte eine Stimme.
    »Was wollen Sie?« fragte Anne. Es kam nicht oft vor, daß jemand klingelte.
    »Ich möchte mit Ihnen über Ihren Sohn Sean reden«, sagte Tanaka.
    Sämtliche Farbe wich aus Annes Gesicht. Sie schalt sich dafür, in Träumereien geschwelgt zu haben. Sean hatte wieder Probleme. Hatte sie irgend etwas anderes erwartet?
    Sie drückte den Türknopf und ging zur Wohnungstür, um ihren unerwarteten Gast zu empfangen. Es überraschte Anne Murphy, daß sich jemand die Mühe eines Hausbesuches machte. Die Tatsache, daß der Besucher Asiate war, hatte sie noch gar nicht richtig zur Kenntnis genommen.
    Der Fremde war etwa so groß wie sie, jedoch untersetzt und

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