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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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trat. Ich hatte eine Katzenwäsche gemacht und trug nun einen nahezu sauberen Pullover. »Er hatte einen Laptop bei sich, der nicht im Keller war.«
    Der Portier reichte mir eine Rechnung, die ich nicht kontrollierte.
    »Alles, was noch im Zimmer war, liegt in dem Koffer«, sagte er und prüfte misstrauisch meine Unterschrift. »Er hinterließ ein furchtbares Chaos, das das Reinigungspersonal beseitigen musste.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte ich. »Wer behauptet das?«
    Der Portier kniff die Augen zusammen.
    »Alle, die in diesem Hotel arbeiten, sind durch und durch verlässlich«, sagte er.
    Irgendjemand musste die Unordnung angerichtet haben, dachte ich. Jemand anderes als Patrick.
    »Hatte er seinen Laptop dabei, als er das Hotel verließ?«
    »Darauf habe ich nicht geachtet.«
    »Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen?«
    »Keine Ahnung, daran erinnere ich mich nicht.«
    »Jetzt hören Sie mir mal gut zu«, sagte ich und ahmte seine eigene Körperhaltung nach, senkte den Kopf und schärfte den Blick wie ein Stier oder ein Boxer vor dem Angriff.
    »Möglicherweise sind Sie verstört, weil Ihnen beinahe, lassen Sie mal sehen, wie viel waren es ... «, ich nahm die Rechnung und untersuchte sie, »einhundertvierundvierzig Euro entgangen wären.« Ich knüllte den Zettel in meiner Hand zusammen. »Aber mein Mann ist verschwunden und sein Laptop ist weg. Morgen früh gehe ich zur Polizei. Wenn Sie mir nicht alles erzählen, werde ich persönlich dafür sorgen, dass die Polizisten ihr Hotel auf den Kopf stellen und Fernsehteams von allen amerikanischen Sendern dabei sind.«
    Er hob abwehrend die Hände.
    »Es gab keinen Laptop, das sage ich doch. Ich war selbst dabei, als wir beschlossen, das Zimmer zu räumen. Er muss den Schlüssel selbst genommen und sich hineingeschlichen haben.«
    »Warum glauben Sie das?« Merkwürdig, wie eine kleine Drohung mit den Medien die Menschen zum Reden brachte, es funktionierte wie in den Märchen aus meiner Kindheit: Nimm dich in Acht, damit der Wolf dich nicht frisst. Oder der Russe.
    Der Portier erklärte umständlich und detailliert, dass das Zimmermädchenden Raum am Dienstag wie gewöhnlich geputzt hatte.
    An jenem Tag, an dem Patrick sich mit Jetjenko treffen wollte, dachte ich.
    Am darauffolgenden Tag, einem Mittwoch, hatte alles verstreut dagelegen, aber sie hatte erneut geputzt, und mehr war nicht passiert. Abgesehen davon, dass er nicht wieder aufgetaucht war. Das Zimmermädchen war sich sicher, dass er nicht in dem Bett geschlafen hatte. Am Freitag waren sie dann in das Zimmer gegangen und hatten es geräumt.
    »Kann jemand anders im Zimmer gewesen sein?«
    »Die Rezeption ist immer besetzt.«
    »Als sie mir vorhin den Keller gezeigt haben, war das aber zum Beispiel nicht der Fall.«
    »Ich meinte natürlich, dass immer jemand Dienst hat.«
    Er verzog den Mund, wandte mir den Rücken zu und setzte sich wieder an den Computer. Eine mechanische Wanduhr zeigte an, dass es zehn vor zwei war. Mein Magen knurrte, und zu meiner Verwunderung stellte ich fest, dass ich Hunger hatte. Alles im Leben ging einfach weiter, als wäre nichts passiert.
    Ich hielt mich an einer Lederschlaufe an der Decke fest. Die Straßenbahn war ein Oldtimer, sie ächzte, kreischte, hustete und klagte in den Kurven wie ein menschliches Wesen. Wir erreichten eine Bergkuppe, und die Straße wurde wieder eben und verwandelte sich in einen Platz. Gemeinsam mit einem schwarzhaarigen Mädchen mit einer Staffelei unter dem Arm und drei skandinavischen Touristinnen stieg ich aus.
    Die Aussicht reichte kilometerweit. Die Stadt kletterte in einem Wirrwarr aus kleinen, weißen Häusern, schiefen Mauern und welligen, roten Ziegeldächern den Hang empor. Ich sah grüne Hinterhöfe, Katzen, wehende Wäsche, unter mir lag der Hafen, und der Fluss öffnete seine Mündung zum Atlantik.
    In einem kleinen Bistro bestellte ich mir einen Kaffee und setzte mich auf einen wackligen Stuhl. Ein Paar im Studentenalterknutschte über seinem Bier, und das Mädchen fing an, seine Staffelei aufzubauen. Es war ein Ort, den jeder romantisch genannt hätte, nur ich nicht – in diesem Moment. Michail Jetjenko hatte es wahrscheinlich auch nicht als besonders romantisch empfunden, kopfüber in eine gepflasterte Gasse zu stürzen.
    Ich sah auf die Uhr. 14:50 Uhr. Noch zwanzig Minuten bis zum exakten Zeitpunkt. Der doppelte Hamburger aus dem Hard Rock Café in der Avenida da Liberdade lag mir wie ein Stein im Magen.
    Ich dachte: Hier

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