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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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Fuß zehn Minuten bis zum Hotel. Belebte Straßen. Mit Benjis Geplapper an meinem Ohr bog ich auf die Via Augusta ab, die Fußgängerzone, die durch Baixa führte. Rote Schilder in den Fenstern informierten über den Schlussverkauf, salde .
    Wahrscheinlich dramatisierte ich die Dinge. Niemand würde mich verfolgen, da niemand wusste, dass es Kopien der Dokumente gab. Und abgesehen von Vera Jetjenkova wusste niemand, wo sie sich befanden.
    »Ich beneide dich«, sagte Benji.
    »Um den Fado?«, fragte ich. »Oder darum, dass ich die bessere Bühnenbildnerin bin?«
    »Um Patrick«, antwortete Benji. »Darum, dass du jemanden hast.«
    »Er ist weg.«
    »Du wirst ihn finden«, sagte Benji.
    Ich umklammerte das Handy. Ich presste es an mein Ohr und hielt es mitten im Satz wieder weg.
    » ... nie jemanden gehabt, den ich verlieren könnte«, hörte ich Benji sagen. »... es wagen, zu lieben und geliebt zu werden, aber das ist natürlich kein Trost.«
    »Rede weiter mit mir«, sagte ich. »Erzähl einfach nur irgendwas vollkommen Uninteressantes.«
    »Wie zum Beispiel etwas aus meinem Liebesleben?«
    Ich lachte und spürte, wie die Tränen in meinen Augen brannten.
    »Wahnsinnig gern.«

LISSABON
    MITTWOCH, 1. OKTOBER
    Ich rannte mit dem Kind auf dem Arm durch ein Labyrinth aus Gassen und dunklen Treppen. Aus einer Bar hörte ich den Gesang. Er wurde von einer klagenden Frau mit einem zahnlosen Schlund dargeboten, die mich anglotzte und ihr Wehklagen in die Nacht rief. Das sind die befreiten Sklaven, sagte ein Mann im Publikum, sie sind es, die singen. Dann war das Baby weg. Ich rannte, und die Schatten zerrten an meiner Kleidung. Ich gelangte zu einem Fluss, wo Boote angelegt hatten, voll beladen mit angeketteten Menschen, die über die Reling hingen. Dann erblickte ich ein Stück entfernt am Kai Patrick und rief nach ihm, doch meine Stimme ging zwischen klappernden Kutschen und tutenden Dampfpfeifen unter, und ich sah, wie er in die entgegengesetzte Richtung ging, auf eine Frau zu. Sie war klein und dunkel und trug einen blauen Mantel. Zusammen verschwanden die beiden im Menschengewimmel, und ich rannte hinterher, boxte mich durch, um zu sagen, dass unser Kind gekommen war, und ich erblickte den blauen Rücken der Frau und packte ihren Arm, doch als sie sich umdrehte, war es Patricks Mutter, die ihr Gesicht an meines presste. »Er braucht niemanden wie dich«, sagte sie, und im gleichen Moment hörte ich, wie das Haus hinter uns einstürzte, und ich strampelte mich aus dem Laken, das sich um meine Beine gewickelt hatte.
    Ich begriff, dass das Geräusch direkt durch meine geöffneten Balkontüren hereindrang. Glas, das zerbrach. Das dumpfe Grollen eines Müllautos. Blech, das auf dem Kopfsteinpflaster schepperte.
    Ich zog die Decke hoch, die auf den Boden gerutscht war, und kuschelte mich ein. Die Nacht drang kühl und laternenhell in mein Zimmer. Ich hatte die Balkontüren offen gelassen, um notfalls schnell flüchten zu können. Kein Eindringling würde diesen Weg wählen, da es viel einfacher war, direkt durch den Hotelflur zu gehen.
    Als ich ins Hotel zurückgekommen war, war ich unter dem Vorwand, Patricks Koffer noch einmal sehen zu wollen, in den Keller gegangen und hatte die Mappe dort versteckt. Michail Jetjenkos Dokumente lagen unter einem roten Kaschmirpullover. Sobald die Post öffnete, würde ich sie in einen Umschlag stecken und über den Atlantik schicken.
    Die Bilder aus dem Traum gingen mir nicht aus dem Kopf, der Hafen, der dem Gemälde unten in der Bar glich, mit den Sklavenschiffen aus der Vergangenheit. Ich richtete mich jäh im Bett auf. Starrte auf das dunkle Haus auf der anderen Straßenseite. An der Fassade hing ein verwittertes Schild, auf dem Zimmer zur Vermietung angeboten wurden. Mein Herz hämmerte.
    Die Boote! Das Meer und die Boote. Menschen, die starben und angeschwemmt wurden.
    Darüber hatte ich im Internet gelesen, in den Artikeln über Sklavenhandel und illegale Immigration.
    Ein Meer, ein Strand.
    Ich stand auf, ohne mich darum zu scheren, ob mich jemand am Fenster sah. Dann zog ich meine Klamotten an, die in einem Haufen auf dem Boden lagen, und bemerkte schließlich, dass es erst vier Uhr morgens war. Der Portier lag auf einem Sofa in der Bar und schlief.
    »Haben Sie irgendwo einen Internetzugang?«, fragte ich.
    Er setzte sich mit einem Ruck auf und rieb sich die Augen.
    »Einen Moment«, antwortete er, verschwand hinter der Rezeption und kam mit einer kleinen Karte in der Hand

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