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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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die Liebenden voneinander trennt.«
    Ein Schicksal, das von den früheren Gangsterkumpels deines Mannes gelenkt wird, dachte ich. Und begriff im selben Moment, dass es ein Schicksal war, was mich mit der bedauerlichen Vera Jetjenkova verband.
    »Sechsunddreißig Jahre waren wir verheiratet.« Sie gab mir einen kleinen Stoß, sodass ich etwas Portwein verschüttete. »Müsste ich da nicht wissen, was in diesen Papieren steht?«
    »Und, was steht drin?«, fragte ich.
    »Tja, daran erinnere ich mich nicht. Das müssen Sie wohl selbst lesen.«
    Ich starrte sie an. Sie musste zu viel getrunken haben.
    »Aber er hat sie doch mitgenommen«, sagte ich. »Sie sagten, dass er die Dokumente mitnahm, als er Patrick treffen wollte.«
    »Ja, ja, ja, natürlich.« Sie zeigte alle Zähne beim Lachen. »Aber nicht die Kopien. Ha, ha.«
    »Sie meinen, es gibt Kopien? Die Sie hier haben? In dieser Wohnung?«
    Plötzlich verstand ich, warum Vera Jetjenkova nicht gesehen werden wollte. Ich entfernte mich schnell vom Fenster und ging einige Schritte in den Raum hinein.
    »Micha traute diesem Amerikaner nicht. Er glaubte, dass er die Papiere möglicherweise nehmen und damit abhauen und das Geld selbst verdienen wollte.« Vera Jetjenkova machte eine theatralische Geste. »Ihr Amerikaner denkt doch immer nur ans Geld.«
    Sie verschwand im Schlafzimmer. Sag nicht, du versteckst sie unter der Matratze, dachte ich.
    Doch genau das tat sie, in einer braunen Mappe. Vera Jetjenkova drückte sie an ihre Brust.
    »Hunderttausend«, sagte sie und kniff die Augen zusammen. »Euro.«
    »So viel Geld habe ich nicht.«
    »Dann muss ich mich wohl an jemand anders wenden.«
    »Ja, tun Sie das«, sagte ich und ging in den Flur, »ehrlich gesagt pfeife ich auf diese Dokumente.«
    Das entsprach nicht ganz der Wahrheit.
    Vera Jetjenkova folgte mir in den Flur. »Es gibt viele, die dafür zahlen würden.«
    »Ja, dann bleiben Sie doch hier sitzen und warten Sie. Bleiben Sie hier im Dunkeln und warten Sie darauf, dass die kommen und Sie irgendeinen Abhang hinunterstürzen, so, wie sie es mit Ihrem Mann getan haben!«
    »Fünfzigtausend«, sagte Vera Jetjenkova.
    Ich war bereits an der Tür und drückte den Griff nach unten.
    »Ich pfeife auf das, was da drin steht«, sagte ich. »Ich will meinen Mann finden, und hier scheint er jedenfalls nicht zu sein.«
    Ihre Nägel bohrten sich in meinen Arm.
    »Nehmen Sie sie für zwanzig. Ich möchte sie nicht länger hier haben. Ich träume jede Nacht davon, dass sie an meiner Tür klingeln und mir ein Ende bereiten, so wie sie meinem Micha ein Ende bereitet haben.«
    »Fünfhundert«, sagte ich, »dann verspreche ich, dass Sie die nicht mehr wiedersehen müssen.«
    »Tausend.«
    Ich nahm zehn zusammengerollte Scheine aus der Vordertasche meiner Jeans. Den Rest hatte ich in der Geldbörse und im Hotel. »Das ist alles, was ich habe«, sagte ich.
    Vera Jetjenkova murmelte etwas auf Russisch und streckte die Hand aus, griff nach den Scheinen. Im selben Moment nahm ich die Mappe und spähte hinein. Lange Zahlenkolonnen, eine Art Buchführung. Obwohl ich nun schon seit acht Jahren selbstständig war, verstand ich nichts davon. Es waren Überweisungen, Orte, Namen. Ich blätterte und nahm Papiere heraus. Die Jahre 2004, 2006, 2008. Namen und Orte, Daten in langen Reihen. Notizen vom Typ: Mann, Sudan, Frau, Kiew, Anzahl: sieben. Anzahl: acht. Gelder, die ihren Besitzer wechselten. Mehrere Hunderttausend in einer einzigen Überweisung. Alain Therys Name schrie mir in schwarzer Tinte entgegen. Daneben gab es noch andere französische Namen. Britische, deutsche und polnische Namen. Ich schlug die Mappe wieder zu. Umklammerte sie mit den Händen, spürte meine Erregung.
    Was auch immer er Patrick angetan hatte, er würde dafür büßen. Dieser Verbrecher.
    Vera Jetjenkova stopfte die Scheine in ihre Geldbörse. Sie hatte sich eine elegante Handtasche unter den Arm geklemmt, von Dior, wie ich registrierte. Aus dem Portemonnaie nahm sie eine kleine Visitenkarte und reichte sie mir. Goldkante und geprägte Buchstaben, Leinen.
    »Die Adresse stimmt natürlich nicht mehr«, sagte sie, »aber meine alte Handynummer habe ich noch. Falls Sie mich erreichen wollen.«
    Ich starrte verständnislos auf die Karte. Als Adresse war eine Parfümerie in Kiew angegeben.
    »Ich dachte, Sie wären offiziell tot?«, fragte ich.
    Vera Jetjenkova lachte kurz auf.
    »Ja, stellen Sie sich mal vor! Ich frage mich auch, wohin die Lieferanten wohl die

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