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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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lachte, dass man das Gold seiner Backenzähne aufblitzen sah.
    »Aber wir können natürlich ein Fax schicken.«
    Vor dem Polizeigebäude wählte ich die Nummer der Botschaft von Sevilla.
    Am anderen Ende meldete sich ein Mann namens Tom McNerney, der dem Akzent nach aus dem mittleren Westen stammte.
    »Es geht um etwas mehr als eine Passangelegenheit«, sagte ich.
    »In Ordnung. Erzählen Sie mal, dann werde ich sehen, was ich tun kann.«
    Ich fasste die Geschichte so kurz und sachlich zusammen, als ginge sie mich nichts mehr an. Den Blick auf die massiven Steinwände des Polizeigebäudes gerichtet. Jemand hatte ein Anarchiezeichen auf die Mauer geschmiert.
    »Beruhigen Sie sich erst mal«, sagte Tom McNerney, als ich fertig war. »Ich werde Sie zurückrufen, sobald ich ein Fax aus Tarifa bekommen habe, und dann klären wir die Sache Schritt für Schritt, ja?«
    »Ja.« Mein Herz schnürte sich zusammen. Endlich ein Mensch, dem die Sache nicht egal war.
    »In Tarifa kann ich im Übrigen das Café Central in der Altstadtempfehlen, ein netter Ort für ein einfaches Mittagessen. Historische Umgebung, moderate Preise.«
    »Danke«, sagte ich, »darauf werde ich zurückkommen.«
    Ich bog um die Ecke, und der Wind schlug mir mit voller Kraft entgegen. Der peitschende Sand stach im Gesicht wie Nadeln. Vor mir lagen der Strand und das Meer, ein offener Horizont, der ins Unendliche reichte.
    Dort irgendwo war er gefunden worden.
    Ich sank auf eine Bank aus Beton. Suchte in meiner Anrufliste die zuletzt gewählten Nummern.
    Sie meldete sich nach dem zweiten Klingeln.
    »Hier ist nochmal Ally Cornwall«, sagte ich.
    »Ach, Sie sind es«, antwortete Terese. »Sie waren letztens einfach weg. Hatten Sie aufgelegt?«
    Ich beugte mich vor und zog mir die Jacke über den Kopf, zum Schutz vor dem Wind.
    »Es gibt nur noch eine Sache, die ich wissen muss.«
    »Mein Vater sagt, ich soll nicht mehr mit Journalisten sprechen. Sie drehen einem nur das Wort im Mund um, und am Ende kommt was Falsches dabei heraus.«
    »Ich bin keine Journalistin.«
    »Worum geht es denn dann hierbei genau?«
    »Das ist etwas schwer zu erklären«, antwortete ich und scharrte mit den Füßen in dem feinen Sand, der auf die Steinplatten geweht worden war. »Ich sagte doch, dass ich möglicherweise den Mann kenne, den du am Strand gefunden hast, und jetzt weiß ich, dass meine Vermutung gestimmt hat. Ich habe Fotos von ihm gesehen.«
    Terese rang nach Atem.
    »Ist das wahr?«, fragte sie und schwieg einige Sekunden. »Auf diese Weise hatte ich noch gar nicht über ihn nachgedacht. Dass jemand ihn kennen könnte, meine ich.«
    »Ich muss wissen, wo er lag«, schnitt ich ihr das Wort ab. »Ganz exakt.«
    »Warum wollen Sie das wissen?«, fragte Terese.
    »Erzähl es mir einfach. Bitte.«
    Einige Sekunden lang war es still. Über meinem Kopf kreisten Möwen.
    »Ich habe das bisher noch niemandem erzählen können«, sagte Terese schließlich und brach in Tränen aus. Sie schluchzte und schniefte. Und während aus ihr heraussprudelte, wie schlecht es ihr ging, und dass sie in der Nacht mit einem Mann am Strand gewesen war, den sie am selben Abend kennengelernt hatte – irgendeinem Surfertyp namens Alex aus irgendeiner unwichtigen Stadt in England, der ihr offenbar das Herz gebrochen hatte –, stapfte ich über die Dünen. Es gelang mir, ihr einige Fakten aus der Nase zu ziehen, bevor die Stimme am anderen Ende komplett in unkontrolliertem Schluchzen unterging.
    Ein dunkler Pier mit Steinen reichte einige Meter ins Meer hinein.
    »Genau dort lag er«, schluchzte Terese, »ich bin auf ihn getreten, verstehen Sie?«
    Ich kletterte auf die Steine und setzte mich. Die Meeresoberfläche hob und senkte sich so stark, dass auch der Boden unter mir zu schwanken schien, es gab nichts Festes mehr, nichts Beständiges. Über meinem Kopf flog ein orangefarbener Drache, der einen Surfer im Neoprenanzug an einer Leine durch die Luft zog, er prallte mit seinem Brett auf dem Wasser auf und stürzte. Die Luft war salzig und heiß.
    »Ich verstehe nicht, wie er mir so etwas antun konnte«, schniefte Terese.
    Ich starrte das Telefon in meiner Hand an, hatte beinahe vergessen, dass sie noch da war.
    »Wer denn?«, fragte ich verwirrt.
    »Alex. Ich meine, wir hatten doch ...«
    Das Wasser spritzte hoch, als eine neue Welle sich an den Steinen brach und weiter auf den Strand rollte. Die Wasseroberfläche schäumte. Irgendwo neben den Klippen, zwischen den Steineneingeklemmt, hatte er

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