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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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gelegen. Ich brachte es nicht über mich, nach unten zu sehen.
    »Ich hätte es nicht tun sollen, oder?«
    »Was denn?«
    »Na, mit ihm zu schlafen?«
    »Was hat das denn mit der Sache zu tun?«
    Meine Augen brannten von dem Sand und dem grellen Licht. Ich blinzelte zum Horizont im Westen und konnte nicht ausmachen, wo das Meer endete und der Himmel begann.
    »Wenn ich doch nein gesagt hätte«, jammerte Terese. »Dann hätte er mich vielleicht gemocht.«
    »Ach, Blödsinn«, sagte ich, und meine Gedanken wanderten zu unserem ersten Abend, als ich Patrick durch meine Haustür in East Village zog, seine Hand in meiner Hand, als ich ihn das dunkle Treppenhaus hinaufführte, in dem die Glühbirnen nie ausgewechselt wurden. »Manchmal muss man eben ein Risiko wagen.«
    Ich strich mir eine Strähne aus den Augen, doch der Wind wehte sie sofort wieder zurück.
    »Er hat meinen Pass geklaut«, klagte Terese. »Verstehst du, er hat ihn genommen, um ihn zu verkaufen, bloß fürs Geld. Und ich bin auch noch zurück in die Blue Heaven Bar gegangen, nur um ihn noch einmal zu sehen.«
    »Auf welcher Seite der Klippen hat er gelegen?«
    »Aber das habe ich doch gesagt. Auf der rechten, ungefähr bei der Hälfte des Piers.«
    Und ich zwang mich, meinen Kopf zu drehen und nach unten zu sehen. Terese existierte nicht in diesem Bild, nur der Gedanke an Patricks Körper. An die Kälte des Wassers. Eine Welle überschlug sich in schäumende Wirbel, wühlte Sand vom Boden auf und hinterließ einige Muschelschalen, als das Meer sie zurückzog. Dann kam die nächste Welle und verwischte die Spuren der vorigen.

TARIFA
    FREITAG, 3. OKTOBER
    »Wie ist das Wetter an der Küste?«
    Tom McNerney von der Botschaft rief um kurz nach zehn am Vormittag an.
    »Vermutlich windig«, sagte ich.
    Ich hatte ein doppeltes Frühstück verspeist und mich an einen der Computer hinter der Rezeption gesetzt. Es war eine einfache Pension in einer Seitenstraße, die im arabischen Stil mit einem quadratischen Innenhof in der Mitte und den Zimmern ringsherum erbaut war. Die blau-weißen Kacheln an den Wänden waren mit dicken, kleinen, flatternden Putten bemalt.
    »Ich habe hier ein Fax mit ein paar Fingerabdrücken.«
    »Aha.« Ich klickte schnell die Mail von Benji weg und stand auf. Am anderen Ende der Leitung hörte ich Tom McNerney blättern.
    »Also stellt sich jetzt die Frage, wie wir von hier aus weiter verfahren«, sagte er. »Zunächst einmal brauche ich Fingerabdrücke, mit denen sich diese hier vergleichen lassen.«
    Es dauerte einige Sekunden, bevor die Information bei mir ankam. Natürlich, so weit hatte ich gar nicht gedacht.
    Tom McNerney hustete. »Oder DNA, natürlich, aber das ist ja eine etwas kompliziertere Geschichte.«
    Keine DNA, dachte ich und sank auf einen Rattanstuhl. Ich starrte drei lebensgroße rosa Plastikflamingos an, die zur Einrichtung gehörten.
    Fingerabdrücke waren weniger ... intim.
    Natürlich gab es zu Hause in der Wohnung welche. Auf seinen Sachen in Lissabon. Ich hatte den Koffer im Vorratsraum des Hotelsgelassen, dem Portier zwanzig Euro Trinkgeld gegeben und darum gebeten, ihn mir später nachzuschicken.
    »Am leichtesten wäre es natürlich, wenn er bereits im Register existieren würde«, fuhr Tom McNerney fort.
    Das Register. War es möglich, dass Patrick bei der Polizei registriert war?
    Natürlich! Hatte Patricks Vater ihm nicht Vorwürfe gemacht, weil er bei der Jagd auf einen Scoop im Polizeiregister gelandet war und damit seine Karriere aufs Spiel gesetzt hatte?
    »Er saß vor ein paar Jahren mal in Untersuchungshaft«, sagte ich. »In einem Polizeirevier in Washington D.C.«
    »Aha«, sagte McNerney. Ich nahm eine leichte Veränderung in seinem Tonfall wahr. »Dann müssen wir nur mit der alten Heimat Kontakt aufnehmen ...«
    »Er ist kein Verbrecher«, ergänzte ich schnell. »Er hat recherchiert und war undercover als Krimineller unterwegs, für eine Reportage über Rassismus bei der Polizei. Es ging darum, dass man dort schwarze Tatverdächtige schlechter behandelt als weiße, es waren Gerüchte über systematische Misshandlung und erzwungene Geständnisse im Umlauf.«
    »Die Geschichte kommt mir bekannt vor«, sagte McNerney.
    »Er hat sich eine gebrochene Rippe dafür eingehandelt«, erklärte ich. »Und fast den Pulitzerpreis bekommen.«
    »Washington D.C. also.« Ich hörte ihn tippen und stellte mir vor, wie Patricks Fingerabdrücke übereinandergelegt wurden und alle Linien exakt zusammenfielen.
    »Da

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