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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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rausfliegen sollte. Für Amanda Overmyer sah es nicht gut aus, und Patrick fieberte mit Carly Smithson, er fand grundsätzlich am Europäischen Gefallen, während ich bei dieser Staffel eine Schwäche für das Herzchen David Archuleta entwickelte. Patrick zog mich damit auf, dass ich alt wurde und deshalb auf zuckersüße Sechzehnjährige stand. Wir hatten uns Essen vom Chinesen auf der Neunzehnten Straße geholt und saßen in unseren Sofaecken, ich mit der Zeitung und Patrick mit einem Buch, während das Programm weiterlief und die Stimmen gezählt wurden und die Zeit unendlich war. Und so hätte es bleiben sollen.
    Der Bus bog zweimal hintereinander ab und bremste, und obwohl ich es nicht wollte, musste ich die Augen öffnen.
    Tarifa.
    Als Erstes begegnete mir der Wind. Er schlug mir mit all seiner Kraft entgegen, als ich aus dem Bus stieg, und blies mich fast um, trocken und heiß und unversöhnlich peitschte er mir ins Gesicht, zerrte an meinem Haar und zerzauste es.
    Dies ist das Ende der Welt, dachte ich.
    Der eigentliche Busbahnhof war ein Baucontainer aus Wellblech, den man auf eine windgepeitschte Brache geworfen hatte. Ein Bagger stand verlassen und schief zwischen Steinen und Gestrüpp. Weiter entfernt lagen viereckige Wohnblocks, Wäscheflatterte von den Balkons. Ich blinzelte gegen die weiße Sonne. Hinter den Häusern war ein Streifen vom Meer zu sehen.
    Die Guardia Civil war in einem braunen Steinkomplex untergebracht, der sich über einen ganzen Straßenzug erstreckte. Auf der Rückseite verlief hoch über den Mauern der Stacheldraht.
    Die spanische Polizei bestand aus drei Einheiten, das hatte ich am Vortag in Lissabon im Netz gelesen. Die Guardia Civil war für die Sicherheit in den Grenzgebieten zuständig und wurde auch in dem Artikel über illegale Immigration erwähnt.
    Im Wartezimmer hielt eine schwarz gekleidete Frau ein plärrendes Baby in eine Decke gehüllt an ihrer Schulter, neben ihr waren zwei Männer in ihren Stühlen zusammengesackt und eingeschlafen. Ich wurde vor ihnen aufgerufen.
    »Sie sind also amerikanische Staatsbürgerin?« Der Polizist saß hinter seinem Schreibtisch, der mitten in dem kahlen Raum stand. »Auf dieser Seite von Gibraltar haben wir nicht viele amerikanische Touristen.«
    »Ich bin keine Touristin«, antwortete ich und setzte mich, bevor er mich dazu aufgefordert hatte.
    »Aha.« Der Polizist lehnte sich zurück und sah mich mit einer gewissen Aufdringlichkeit im Blick an. Hinter ihm hing ein Bild der Jungfrau Maria.
    »Am vergangenen Montag wurde ein Mann hier am Strand von Tarifa tot aufgefunden«, sagte ich.
    »Sind Sie Journalistin?«, fragte er misstrauisch.
    »Nein«, sagte ich und holte tief Luft. »Ich bin seine Frau.«
    Der Polizist lachte auf, ein lautes und dröhnendes Lachen, das genauso schnell wieder erstarb, wie es gekommen war.
    »Nein, nein, Sie irren sich, señora. Es handelte sich um einen illegalen Immigranten, einen Schwarzafrikaner. Sie versuchen, in Booten hierherzugelangen, verstehen Sie, in kleinen, untauglichen pateras überqueren sie die Meerenge. Wir dachten, wir hätten dieser Art von Verkehr einen Riegel vorgeschoben, aber es gibt immer mal welche, die versuchen, sich durchzumogeln.«
    Ich nahm das Bild von Patrick aus der Tasche und legte es vor ihn auf den Schreibtisch.
    »Ist das der Tote?«
    Der Polizist beugte sich erst über das Foto und sah dann wieder zu mir auf. Ein misstrauischer Blick. Missbilligend. Er hielt das Bild hoch und legte es anschließend wieder auf den Tisch.
    »Wer ist das?«
    »Dieser Mann heißt Patrick Cornwall und ist amerikanischer Staatsbürger und Journalist, wohnhaft in New York. Wir sind verheiratet.« Ich hatte mir die spanischen Sätze im Voraus zurechtgelegt, um Worte zu benutzen, die im Wörterbuch standen und nicht nur auf den Straßen von Losaida existierten.
    Der Polizist musterte mich von oben bis unten.
    »Sie klingen aber nicht wie eine Amerikanerin.«
    »Ich bin im puertoricanischen Viertel von New York aufgewachsen«, antwortete ich, »da lernt man von allem etwas.«
    »Und das soll Ihr Mann sein?«
    Er klopfte mit dem Stift auf das Foto.
    »Er ist vor zwei Wochen in Lissabon verschwunden. Er wurde ermordet.«
    »Jetzt lassen Sie uns die Sache erst mal ein bisschen ruhiger angehen«, sagte er. Dann stand er auf und nickte dem Abbild der Jungfrau Maria zu, bevor er sich wieder an mich wandte.
    »Wir wissen, dass in der vorausgegangenen Nacht ein Boot von der Küste Marokkos ablegte.« Er

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