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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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wohlgesonnen ist.«
    »Ich bin nicht nervös«, antwortete ich.
    »Warum schreist du mich dann an? Warum wirfst du mir Gemeinheiten an den Kopf, wenn du es angeblich nicht so meinst?«
    »Die Leute im Publikum wollen dir nichts Böses. Sie lieben dich.« Ich hob ein Kleid auf, das sie auf den Boden geworfen hatte, und bürstete es ab. Immer diese verfluchten Schauspieler, die nicht sorgfältig mit ihren Kostümen umgingen! »Es ist mir einfach so rausgerutscht. Ich war wohl müde, mehr nicht.«
    »Hast du deine Tage, oder was?«
    »Nein, habe ich nicht .« Ich sagte es mit viel zu großem Nachdruck. Was ich erst begriff, als es schon zu spät war und ich Leias forschenden Blick im Spiegel bemerkte, ihre großen, hellblauen Augen.
    »Bist du etwa schwanger?«
    Die Worte blieben in der Luft hängen. Ich brachte es nicht über mich, den Mund zu öffnen, sondern starrte das Mädchen im Spiegel einfach nur an. Eine unausgeglichene kleine Göre, die allerhöchstens fünfzig Kilo auf die Waage brachte. Dann sah ich, wie es in ihren Augen aufblitzte. Ich hatte eine Sekunde zu lange geschwiegen.
    »Ich fasse es nicht, du kriegst ein Kind!«, rief Leia triumphierend.
    Ich wandte mich von ihrem verschmierten Gesicht ab, ihr Anblick raubte mir den letzten Nerv.
    »Weißt du, wer der Vater ist?«
    »Natürlich weiß ich das«, antwortete ich, und hörte meine eigene Stimme kaum. Lediglich noch ein Ausatmen, ein tonloses Flüstern.
    »Gratuliere«, sagte Leia. »Du Ärmste!«
    »Niemand weiß etwas davon«, erklärte ich leise. »Wenn du es jemandem sagst, bringe ich dich um. Nein, entschuldige, so war es nicht gemeint. Aber ich will auf keinen Fall, dass jemand davon erfährt. Es ist noch so früh, dass es kaum existiert.«
    »Es existiert«, sagte Leia. »Natürlich existiert es.«
    Ich sank neben ihr auf den Stuhl und wurde mit meinem eigenen Anblick im Spiegel konfrontiert. Bleich und mit dunklen Ringen unter den Augen. In der letzten Nacht hatten wir bis zwei gearbeitet, und anschließend konnte ich nicht schlafen. Wälzte mich herum und schwitzte beim Gedanken daran, dass Patrick möglicherweise drauf und dran war, mich zu verlassen, dass mein Kind aufwachsen würde, ohne je seinen Vater kennenzulernen. Ich ahnte, dass ich erschöpfter war, als ich dachte.
    »Ich war auch schwanger«, sagte Leia.
    Ich starrte auf den Tisch. Sie war die letzte, mit der ich Vertraulichkeiten austauschen wollte.
    »Ich habe es abgetrieben«, fuhr sie fort. »Ich wollte meine Karriere nicht zerstören. Es war nicht die richtige Zeit für ein Kind. Der Typ war ein Schwein, er hätte sich niemals um das Kind gekümmert. Aber du bist verheiratet, oder?«
    Ich nickte.
    »Er war es auch«, sagte Leia.
    Ich drehte mich langsam um und sah sie an. Die Abschminkcreme hatte ihre Schminke zu großen Flecken verschmiert. Ich sollte jetzt wirklich zusehen, sie wieder auf die Bühne zu bekommen, sonst würde Duncan mich wohl nie wieder als Bühnenbildnerin anstellen.
    »Bereust du es manchmal?«, fragte ich.
    »Dass ich nicht als alleinerziehende Mutter in irgendeinem Vorort versaure, meinst du? Dann hätte ich dieses Engagement nie annehmen können.«
    Sie drehte sich mit dem Stuhl, sodass sie mir direkt zugewandt saß.
    »Will er es denn haben?«, fragte sie. »Der Vater?«
    Ich nickte. »Nichts will er lieber als das. Am liebsten hätte er eine ganze Baseballmannschaft.« Meine Stimme versagte. Ich hörte ihn so deutlich, als stünde er neben mir und flüsterte es mir ins Ohr: »Eine gemischte Mannschaft, Jungen und Mädchen.« Seine weiche Stimme.
    »Ja aber, du musst ja nicht auf der Bühne stehen«, sagte Leia, »du bastelst doch nur. Da kannst du doch wohl einen Bauch haben. Wo liegt das Problem?«
    Ich riss ein Kleenex aus dem Karton auf dem Schminktisch und schnäuzte mich. Ich hatte auch einmal abgetrieben, als ich zwanzig war, nach einem One-Night-Stand. Damals war es einfach und selbstverständlich gewesen. Aber das hier war etwas ganz anderes.
    »Inzwischen wäre es schon auf der Welt«, sagte Leia und zupfte an dem Band, das sie im Haar trug. »Man soll ja so nicht denken, aber manchmal tue ich es. Obwohl ich es nicht haben wollte.«
    Ich nahm ein Handtuch von einem Haken und warf es ihr zu.
    »Wasch dir das Gesicht«, befahl ich. »Und dann geh da raus und tanz. Das ist alles, was jetzt wichtig ist.«
    Leia befeuchtete das Handtuch und wischte sich das Gesicht ab. Mit den letzten Resten des Make-ups geriet ihr Lächeln zu einer grotesken

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