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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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fliegen.
    Ich fand nur Leere vor. Einen Hauch von Lavendel, den das Putzmittel hinterlassen hatte.
    Die Tür fiel mit einem gedämpften Klicken hinter mir ins Schloss. Acht Tage und acht Nächte waren seit seiner Abreise vergangen. Alle Spuren waren sorgfältig bereinigt.
    Ich machte das Fenster weit auf. Ein feuchter Wind schlug mir ins Gesicht. Hinter den Hausdächern erhob sich eine Kuppel, das Panthéon. Vor mir erstreckte sich die Universität über mehrere Häuserblöcke.
    Hier hatte Patrick gestanden, als er mich angerufen hatte, exakt hier. Seine Stimme am Telefon. Ich vermisse dich so ... dies ist eine Reise in die Dunkelheit ...
    Die Gardinen neben mir wurden vom Wind erfasst, hochgehoben und wieder fallen gelassen. Ich drehte mich um und nahm alle Details in mir auf. Ein breites Bett mit einem weißen Überwurf, der ein durchbrochenes Blumenmuster aufwies. An der Wand ein eingerahmtes Plakat von einem Straßencafé. Das Telefon auf dem Nachttisch, dessen Klingeln ich im Hintergrund gehört hatte. Jemand hatte angerufen und erzählt, dass irgendetwas brannte ... Nun sag schon, was los ist, in Gottes Namen!
    Der Raum war exakt zwölf Fuß breit und fünfzehn Fuß lang. Nach all den Jahren als Bühnenbildnerin war es ein reiner Reflex, die Maße festzustellen. Vier mal fünf Meter, zwanzig Quadratmeter. Das war die physische Dimension meiner Sehnsucht.
    An der hinteren Wand stand ein kleiner Schreibtisch. Hier hatte er gesessen und geschrieben, tief über seinen Computer gebeugt. So saß Patrick immer, als wolle er an der Tastatur riechen, die Worte einatmen. Eigentlich brauchte er eine Lesebrille, war jedoch zu eitel, sich eine anzuschaffen.
    Im Badezimmer betrachtete ich mich im Spiegel. Bleich, mit tiefen Ringen unter den Augen. Müdigkeitsfalten in der Haut. Ich wusch mir das Gesicht mit eiskaltem Wasser, bespritzte mich unter den Armen und rieb mich so fest mit dem Handtuch ab, dass mir die Haut brannte.
    Dann wühlte ich saubere Kleider aus dem Koffer hervor. Falls nötig, würde ich in dieser Stadt jeden einzelnen Stein umdrehen.
    Preis für einen Sklaven, stand dort geschrieben, am oberen Seitenrand. Dann folgten Summen und Ziffern, die wie ein Rechenbeispiel notiert waren:
    90 Dollar – 1 000 Dollar ( = 38 000 Dollar = 4 000 zum Preis von einem.)
    Gewinn = 800% Gewinn = 5%
    27 Millionen – 12 Millionen/400 = 30 000 pro Jahr.
    Gesamt?
    Das letzte Beispiel war durchgestrichen. Daneben standen einige Wörter, quer über die Seite gekritzelt, unterstrichen und eingekreist.
    Kleine Investition – lebenslange Investition
    Die Boote!
    Ich blätterte weiter. Patricks Notizbuch war voll von diesen kurzen und ziemlich kryptischen Anmerkungen. Ich saß im Obergeschoss eines Starbucks-Cafés, fest entschlossen, den Tisch nicht zu verlassen, bis es mir gelungen sein würde, wenigstens einen Teil davon zu entschlüsseln.
    Das Café lag drei Ecken vom Hotel entfernt an einem breiten Boulevard, der von Bäumen mit ausladenden Kronen und Zeitungskiosken wie aus einem alten Film gesäumt war. Alles hier verstärkte mein Gefühl von Unwirklichkeit. Der Jetlag sorgte dafür, dass ich irgendwo über mir selbst zu schweben schien.
    Natürlich wäre es am einfachsten gewesen, direkt zur Polizei zu gehen und ihn als vermisst zu melden. Aber Patrick traute der Polizei nicht. Er würde mich dafür hassen, wenn sie in seine Story hineinpfuschten. Vorher musste ich zumindest herausfinden, womit er sich beschäftigte.
    Ich aß den letzten Bissen meines Hähnchenwraps und knüllte das Plastik zusammen. Schlug seine letzte Aufzeichnung auf. Genauso nahm ich auch neue Theaterstücke in Angriff: Indem ich von hinten begann – wo führt alles hin, wo endet es?
    Zuallerletzt hatte Patrick eine Telefonnummer notiert.
    Darüber stand ein Name: Josef K.
    Dies ist der Schlusspunkt, der Wendepunkt, dachte ich. Anschließend hatte er entschieden, das Hotel zu verlassen, und dieses Notizbuch in einen Umschlag gesteckt und zu mir geschickt.
    Zur Aufbewahrung im Theater.
    Ich blätterte zur vorherigen Aufzeichnung zurück. Dort stand quer über die Seite gekritzelt, als hätte er es eilig gehabt:
    M aux puces, Clignancourt, Jean-Henri Fabre, letzter Stand – Taschen! Nach Luc fragen.
    Ich breitete den Stadtplan auf dem Tisch aus. Schlug das Stichwort im Inhaltsverzeichnis meines Reiseführers nach. Bingo! Mein Herz machte einen Satz. Es war, als löste ich ein Rebus und hätte plötzlich eine Antwort gefunden.
    Ein Gefühl, als käme ich

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