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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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schließlich.
    »Wie meinst du das?«
    »Komm, wir setzen uns dort drüben hin.« Sie zeigte auf einen großen Teich, auf dem kleine, farbenfrohe Segelboote schaukelten.
    »Was weißt du über Josef K.?«, fragte Nedjma und setzte sich auf einen wackeligen Stuhl.
    Ich setzte mich neben sie.
    »Ein Menschenhändler aus dem Osten«, antwortete ich, »der offenbar ausgestiegen ist und sich vor seinen alten Kumpanen versteckt.«
    »Jeder hat eine Achillesferse«, sagte Nedjma und beobachtete einige Kinder, die ihre Modellboote mit langen Stöckchen lenkten. »Josef K. hatte eine Patentochter, die ihm alles bedeutete. Sie war seine kleine Prinzessin, doch dann wuchs sie zu einem großen Mädchen heran. Vor einem Jahr reiste sie in den Westen, um Model zu werden und verschwand.«
    Ich beobachtete sie im Profil, während sie erzählte, dass Josef K. völlig verzweifelt gewesen war und monatelang nach dem Mädchen gesucht hatte, in Amsterdam, London, Paris, ja in ganz Europa. Am Ende war er darauf gestoßen, dass sie seinem eigenen kriminellen Netzwerk auf den Leim gegangen war.
    »Natürlich war niemand verantwortlich, der ihm nahestand, sondern eine Gruppierung, die parallel operierte und hauptsächlich von Bratislava aus agierte. So funktionieren diese Organisationen, wie eine Menge kleiner Inseln, die dem Anschein nach völlig unabhängig voneinander arbeiten.«
    Nedjma griff nach einem Stöckchen und zeichnete damit in den Sand. Voneinander getrennte Inseln.
    »Denn wenn die Polizei einen von ihnen einbuchtete, sollte es auch dabei bleiben. Diese Gruppe hatte keine Ahnung, dass sie die Patentochter von einem ihrer Bosse an ein Bordell in Köln verkauft hatte.«
    »Und dann wurde plötzlich ein guter Mensch aus ihm«, sagte ich. »Wollte er damit an die Öffentlichkeit gehen und um Vergebung bitten, oder was?«
    Nedjma warf mir einen verärgerten Blick zu,
    »Kurz darauf starben in Bratislava zwei Menschenhändler unter dubiosen Umständen. Anschließend ging Josef K. zum höchsten Boss, zu dem er Kontakt hatte, und drohte ihm, das ganze Netzwerk auffliegen zu lassen, wenn er seine Patentochter nicht wieder nach Hause holen dürfe.«
    »Und wer ist dieser höchste Boss?«
    Sie sah sich nervös in alle Richtungen um, ehe sie antwortete.
    »Er heißt Alain Thery«, flüsterte sie. »Ein Franzose, der eine erfolgreiche Beraterfirma betreibt, aber nur zur Tarnung. Die eigentlichen Geschäfte – und das große Geld – werden im Dunkeln gemacht.«
    Mich fröstelte bei der Erinnerung an das leere Büro.
    »Der perfekte Deckmantel«, sagte Nedjma. »Niemand reagiert darauf, wenn ein Berater eine Million pro Woche für Nichts berechnet.«
    Sie machte eine Pause und sah mich an.
    »Übrigens war es dein Mann, der herausgefunden hat, wie sie organisiert sind.«
    »Wie denn?« Ein verwirrendes Gefühl von Glück inmitten des Ganzen. Weil Patrick gute Arbeit geleistet hatte. Was für ihn wichtiger war als alles andere.
    Patrick hatte Leute beschattet und herumgeschnüffelt, sagte sie. Eine Baufirma, bei der Menschen ohne Papiere ohne Lohn arbeiteten, hatte behauptet, dass sie die Arbeiter von einer Arbeitsvermittlung leaste. Patrick hatte mit der Polizei gedroht und sie am Ende gezwungen, die Rechnung zu zeigen.
    » Lugus «, sagte ich.
    Nedjma nickte. Sie schlug mit dem Stöckchen in den Kreis, den sie in der Mitte des Organigramms gezeichnet hatte.
    »Damit lässt sich eine Menge Geld verdienen«, fuhr sie fort. »Stell dir mal den Gewinn vor, wenn Tausende von Menschen Tag für Tag, Jahr für Jahr für dich arbeiten, ohne dass du Lohn und Versicherungen zahlen musst.«
    Plötzlich fiel mir auf, dass die Zeichnung im Sand aussah wie die Skizze jedes beliebigen, modernen Unternehmens. Ich erinnerte mich an Patricks Artikel über die New Economy, es war die gleiche Struktur beziehungsweise das völlige Fehlen einer Struktur, die er offengelegt hatte. Unternehmen wurden zerschlagen und in kleinere Inseln aufgeteilt, die wie Projektgruppen oder normale, kleinere Unternehmen organisiert waren. Dem Anscheinnach waren sie frei und selbständig, wurden jedoch aus der Mitte heraus mit einer neuen Form der starken Hand regiert. Die Aufträge wurden mit deutlichen Ansagen vergeben. Eine Gruppe, die die Vorgaben nicht erfüllte oder nicht vorschriftsgemäß lieferte, wurde sofort abgestoßen. Niemand war unersetzlich.
    »Menschenhandel ist ein attraktives Verbrechen«, erklärte Nedjma, »denn es ist lukrativ und nahezu risikofrei. Es gibt

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