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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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nachdem etwas so Schreckliches vorgefallen ist.«
    »Hat er gesagt, in welcher Bar er war?«
    » Plaza Athénée , irgendwo in der Nähe der Champs-Élysées. Ich gehe nicht in solche Etablissements.«
    Ich erkannte den Namen sofort. Caroline Kenney hatte ihn erwähnt. Jeden Sonntag hält er Hof an seinem Stammtisch ... Und Patrick war an einem Sonntag dort gewesen, aufgewühlt und wütend. Es war auf den Tag genau zwei Wochen her.
    »Danke«, sagte ich, »und jetzt gehen Sie bitte.«
    Ich stieg aus dem Taxi und betrat eine Welt des unbegrenzten Luxus. Prada und Chanel glitzerten in den Schaufenstern um die Wette, und das Hotel Plaza Athénée war ein weißer Palast, wie aus dem Märchen. Ein warmes Licht umfing mich, als ich in die goldfarbeneLobby kam, hoch über mir funkelten Kristallleuchter. An der Garderobe stand ich neben einer vollbusigen Blondine im Pelz, die meine Kleidung herablassend musterte, ehe sie ihren siebzigjährigen Kavalier unterhakte und auf zwanzig Zentimeter hohen Absätzen davonstolperte.
    Ich trug das schwarze Kleid, das ich mir für mein Essen im Taillevent gekauft hatte. Ich hatte zwanzig Minuten nach dem unechten Schmuck suchen müssen, der so schön im Ausschnitt glitzerte, und ihn schließlich in meinem Koffer gefunden, in eine schmutzige Socke gestopft.
    An der Bar peilte ich einen Hocker im Rokoko-Stil an. Der Tresen war aus sandgestrahltem Glas und sah aus, als wäre er aus einem Eisblock geformt, in der Luft schwebten Kerzenleuchter mit blauen Flammen. Das Ensemble hätte ein Bühnenbild für Harry Potter darstellen können.
    Etwa zwanzig Gäste saßen in der Bar verteilt, es waren überwiegend Paare, abgesehen von einer Gruppe junger Frauen, die farbenfrohe Drinks tranken. Kein Mann, der Alain Thery vom Foto her ähnlich sah. Es ging auf halb elf zu. Ich bestellte mir einen alkoholfreien Drink, der Kellner brachte zwei Schälchen mit Nüssen und Oliven.
    Im selben Moment betrat eine Gruppe den Saal, fünf Männer, gefolgt von drei jungen Frauen mit Kleidern, die knapp unterhalb des Schritts endeten. Alain Thery ging in der Mitte. Ich hatte das Bild von ihm so oft betrachtet, dass kein Zweifel bestand. Seine Augen waren fast weiß, davon abgesehen sah er so durchschnittlich aus, dass man ihn schnell wieder vergaß. Er trug einen teuren, italienischen Anzug und eine blutrote Krawatte. Er will nicht der Junge aus den Kohlegruben von Pas-de-Calais sein.
    Die Gesellschaft versammelte sich um einen niedrigen Tisch im gemütlicheren Abschnitt der Bar. Ihre Ankunft sorgte für erhöhte Betriebsamkeit hinter dem Tresen, zwei der Kellner waren bereits mit Champagner unterwegs. Thery saß auf dem Sofa an der Wand, sodass ich sein Gesicht sehen konnte. Der Stoff der Rückenlehne war mit einem Motiv aus einem klassischen Gemäldebedruckt, das von einem großen Rahmen umgeben war und die Gäste in einen Teil des Kunstwerks verwandelte. Hinter Alain Thery legte ein Großsegler am dunklen, geschäftigen Kai der Seine zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts an, und auf einem silbernen Kissen daneben räkelte sich eine der Blondinen und ließ ihre Beine über die Sofalehne baumeln.
    Der Champagner perlte in den Gläsern, und Thery legte eine Hand auf den Oberschenkel des Mädchens. Dann prosteten sich alle zu. Ich musste an den Gott mit den drei Gesichtern denken, der Alain Therys Firma seinen Namen geliehen hatte. Was war erforderlich, um ein anderes Gesicht zum Vorschein zu bringen und die Masken fallen zu lassen? Was hatte Patrick getan, als er hier war? Die Kamera auf ihn gerichtet oder ihm eine gescheuert, ihm vorgeworfen, dass er Menschen als Sklaven missbrauchte, bevor siebzehn von ihnen bei einem Hotelbrand starben? Ich überlegte, wie die hiesigen Gäste wohl auf eine solche Szene reagiert haben könnten. Vielleicht hatten sie das Ganze für einen Filmdreh gehalten, für ein bizarres Happening? Immerhin befanden sie sich an einem Ort, wo selbst die Kerzenleuchter in der Luft zu schweben schienen.
    Einer der Männer, der mit dem Rücken zu mir saß, stand auf, sagte etwas zu Alain Thery und drehte sich um. Das Herz schlug mir bis zum Hals, als ich sein Gesicht sah. Ich hustete und wandte mich ab, so schnell es ging.
    Diesen Mann hatte ich schon einmal gesehen. Ein breites Gesicht mit einer Nase, die zu klein wirkte, und Schweinsäuglein. Es war der Mann, der mich aus dem Büro in der Avenue Kléber hinausgeworfen hatte. Damals hatte ich ihn für einen Wachmann gehalten, doch wenn er hier saß

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