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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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Aussteiger hast du doch wohl Kontakt. Ist er noch da?«
    »Josef K. ist tot«, antwortete Nedjma.
    »Was?« Etwas in meinem Kopf begann zu schrillen, eine Alarmglocke, die aus dem Nichts kam. »Wie ist er gestorben? Und wann?«
    »Mittwoch vor zwei Wochen. Er fiel von einer Terrasse. Die Polizei glaubt, dass es sich um Selbstmord handelt.« Sie zog die Augenbrauen hoch, zum Zeichen, dass sie nicht an diese Theorie glaubte. Ich sah sie verwirrt an und brachte kein Wort hervor. Das war einen Tag, nachdem Patrick nach Lissabon gefahren war.
    »Seine alten Freunde müssen davon Wind bekommen haben, dass ich ihn versteckt hatte«, fuhr Nedjma fort. »Und dann gabensie die Information an Patrick weiter, damit er sie zu Josef K. führte. Sie rechneten wohl damit, dass ich einem amerikanischen Journalisten vertrauen würde.« Sie stand wieder auf, sah sich erneut um und ging in Richtung des Zauns, der den Park umgrenzte. »Seit er Paris verlassen hat, habe ich nichts mehr von ihm gehört. Cornwall wusste, worauf er sich einließ. Es war seine freie Entscheidung, dorthin zu reisen.«
    Ich lief ihr hinterher und bekam ihren Mantel zu fassen. »Also war er dir völlig egal, du verdammte ...«
    »Du hast also deinen Mann verloren«, sagte sie ruhig. »Bei dem Menschenhandel, von dem ich gerade erzählt habe, sterben jeden Tag Menschen, und trotzdem zählt nur dein eigener Verlust. Warum? Weil du ein wertvollerer Mensch bist?«
    Sie machte sich von mir los und packte meine Handgelenke.
    »Willst du denn gar nicht wissen, was aus der kleinen Prinzessin wurde? Seiner Patentochter? Am Ende kehrte sie zu ihm zurück. Zwei Monate später, in einem Sarg.«
    Ich fröstelte und zog die Jacke enger um mich.
    »Ich muss nach Lissabon fahren«, sagte ich.
    »Du bist morgen auf den ersten Flug um 6:25 Uhr ab Charles de Gaulle gebucht«, erklärte sie. »Jemand wird einen Umschlag mit deinen Reiseunterlagen an der Rezeption deines Hotels hinterlegen. Du hast ein Zimmer im selben Hotel, in dem auch Cornwall wohnte.« Sie beugte sich näher zu mir. »In dem Kuvert findest du auch eine Poste Restante -Adresse, an die du die Dokumente schicken musst, falls du sie findest. Ich gehe davon aus, dass du unsere Abmachung einhältst.«
    Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und ging. Ein blauer Fleck, der sich zwischen den Bäumen entfernte.
    »Warte«, rief ich. »Wir haben verdammt noch mal keine Abmachung!«
    Ich rannte ihr nach und sah sie neben einem Café eine Treppe hinabgehen, ein Schild gab darüber Auskunft, dass es zu den Toiletten ging.
    Dort unten war es für eine öffentliche Toilette überraschendsauber und hübsch, mit Blumentöpfen auf dem Treppenabsatz. Ich wartete fünf Minuten, doch Nedjma kam nicht heraus, also ging ich zu der Frau, die vor den Türen postiert saß, sie war klein und rundlich, trug ein schwarzes Kopftuch und hatte eine Schale Münzen vor sich stehen.
    Mühsam kramte ich Wort für Wort aus meinem Gedächtnis hervor, und am Ende gelang es mir tatsächlich, einen vollständigen französischen Satz zu bilden.
    »Entschuldigen Sie, ich suche eine Frau mit einem blauen Mantel, ist sie da drin?« Excusez-moi je cherche une femme ...
    Die Klofrau zuckte mit den Schultern. Ich legte eine Zwei-Euro-Münze in die Schale und wiederholte die Frage.
    Keine Antwort.
    »Gibt es einen anderen Ausgang?«, fragte ich, une autre sortie?
    Die Frau schüttelte den Kopf.
    »Nicht verstehen Französisch«, sagte sie.
    Die Polizeiabsperrung war entfernt worden, und vor der Einfahrt auf der Rue Charlot schien alles wieder seinen gewohnten Gang zu gehen.
    Keine Spur von dem Mann, der dort am Morgen zuvor tot und grausam misshandelt gelegen hatte. Ich fragte mich, ob Salifs Familie je erfahren würde, was geschehen war, ob man ihn jemals identifizieren würde.
    Arnaud Rachid öffnete die Tür. Ich hatte angerufen und ihn vorgewarnt, dass ich auf dem Weg zu ihm war, also hatte er sich darauf einstellen können.
    »Sie hat mir verboten, etwas zu sagen, was hätte ich tun sollen, ich hatte keinerlei Einfluss darauf!«
    Ich tötete ihn mit Blicken, ging durch die Tür und stieg die Treppe empor, während Arnaud wie ein reuevoller Köter hinter mir her scharwenzelte.
    Wie angekündigt war die Buchungsnummer des elektronischen Tickets bereits an der Rezeption für mich hinterlegt, zusammen mit einer Buchungsbestätigung für zwei Übernachtungenin einem Hotel. Arnaud zur Rede zu stellen war das Einzige, was ich noch erledigen musste, bevor ich Paris

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