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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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und Champagner trank, stand er Alain Thery offenbar näher.
    Ich versuchte zum Fenster hinauszusehen, doch ich konnte die Straße nicht erkennen, nur den nachtschwarzen Himmel. Der Stoff vor dem Fenster ließ die Wirklichkeit dort draußen schleierhaft und unwirklich erscheinen, als fände sie in einer anderen Zeit statt, in einem Schwarz-Weiß-Film.
    Als ich es erneut wagte, meinen Blick wieder der Bar zuzuwenden, war der Mann mit den Schweinsäuglein verschwunden. Vielleicht war er nur auf die Toilette gegangen, vielleicht nach Hause.
    Ich begriff, dass ich keine bessere Chance bekommen würde, glitt von meinem Barhocker hinab und stakste auf zittrigen Beinen zu Alain Therys Tisch. Zu seiner Gesellschaft waren mittlerweile zwei Frauen mit schwarz-weißen, grafisch gemusterten Kleidern und opulentem Schmuck hinzugekommen, möglicherweise Schauspielerinnen des Typs, auf den er Caroline Kenney zufolge stand. Ich musste an das Foto von Juliette Binoche denken und stellte fest, dass die beiden ihr nicht im Geringsten ähnlich sahen.
    Alain Thery hatte seine Hand vom Bein der Blonden genommen und schenkte einer der Schwarz-Weißen Champagner ein. Er perlte und funkelte im Glas. Er bemerkte nicht, dass ich auf ihn zukam.
    »Oh hallo, Alain! Wie schön dich zu treffen!«, sagte ich laut.
    Er sah mit fragender Miene auf.
    »Jetzt bin ich etwas verwirrt«, antwortete er und lächelte schwach. Gleichmäßige, weiße Zähne, eine etwas schrille Stimme.
    »Erinnerst du dich denn nicht mehr? Damals in Saint-Tropez?«, flötete ich und ließ mich ungefragt auf dem Sessel neben ihm nieder.
    »Nein, aber ich begegne so vielen Menschen.« Er lächelte das Mädchen zu seiner Rechten an. »Ich habe dort unten eine Yacht, weißt du. Neunundsechzig Fuß.«
    Ich beugte mich vor, damit ich sein Knie mit der Hand tätscheln konnte.
    »Aber du musst unbedingt erzählen, was aus unserem gemeinsamen Freund geworden ist. Wie geht es ihm?«
    Alain Thery lachte auf und warf einen ungeduldigen Blick auf die Frau neben sich. Jemand stieß einen lauten Seufzer aus.
    »Wen meinst du?«, fragte er.
    »Patrick Cornwall natürlich, den Journalisten.«
    Alain Thery erstarrte, ich konnte spüren, wie sich seine Muskeln verkrampften. Er schubste die Blondine von sich weg. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
    »Ich spreche von Patrick Cornwall«, sagte ich so laut, dass es die ganze Gesellschaft hören konnte. »Er wollte dich zu deinen Geschäften interviewen, und jetzt ist er verschwunden. Wo ist er?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
    Er gab dem Mann, der gegenüber saß, einen Wink. Ich ließ seinen hellen Blick nicht los, nagelte ihn fest.
    »Er wusste zu viel über dich und deine Geschäfte, nicht wahr? Was hast du mit ihm gemacht?«
    Alain Thery stand auf.
    »Diese Tussi ist doch verrückt geworden, kann sie denn niemand entfernen?« Er sah in alle Richtungen und gestikulierte in Richtung der Männer, die dabei saßen.
    »Werft diese verrückte Hure raus, sie ist ja völlig betrunken!«
    Im nächsten Moment wurde ich von zwei starken Armen hochgehoben, die sich um meine Hände und meinen Nacken schlossen.
    »Ich weiß, was du treibst«, schrie ich und strampelte, sodass zwei Champagnergläser vom Tisch flogen. Die Frauen auf dem Sofa warfen sich zur Seite, um dem perlenden Gesöff auszuweichen.
    »Die hat sie ja wohl nicht mehr alle«, sagte eine von ihnen auf Französisch. »Lassen die hier mittlerweile jeden rein?«
    »Wer von deinen Männern hat Salif umgebracht?«, schrie ich, während sie mich vom Tisch wegschleiften. Aus dem Augenwinkel erkannte ich, dass einer der Männer an meiner Seite derselbe war, der mich schon einmal hinausgeworfen hatte. Er kniff seine Schweinsäuglein zusammen und zischte mir auf Französisch ins Ohr: »Dich kenne ich doch, du kleine Schlampe.«
    Das Letzte, was ich sah, war Alain Thery, der seinen Arm um das Mädchen auf dem Sofa legte, während sie mit dem Bild des stattlichen Großseglers verschmolzen. Sein eisgrauer Blick fixierte mich, als ich aus dem Lokal getragen wurde.

PARIS
    MONTAG, 29. SEPTEMBER
    Etwa zehn Meter die Straße hinunter stand ein zerbeulter Peugeot. Ich erkannte ihn sofort wieder, als ich aus dem Hotel kam. Auf dem Fahrersitz saß eine Person, die mich direkt ansah.
    Mit pochendem Herzen näherte ich mich dem Wagen.
    Bald würde Olivier aus dem Hotel kommen, er hatte versprochen, mich zur Polizei zu begleiten, um eine offizielle Vermisstenanzeige

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