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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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kannte, die bei dem Feuer umkamen. Nichts sonderlich Bemerkenswertes, dennoch drängte sich der Verdacht immer stärker auf.
    Auf Sylvies Schreibtisch lagen Flugblätter verteilt. Davon abgesehen gab es weder schmutzige Tassen noch persönliche Gegenstände, kein Foto, keine Briefe oder etwas anderes, das ihren Namen trug. Nicht einmal einen Kalender. Arnaud hatte gesagt, dass sie erst seit Kurzem für die Sache kämpfte. Ich hob Stapel mit Zeitschriften und den üblichen Büchern hoch, Che Guevara und Malcolm X.
    »Was machst du da?«, fragte Arnaud von seinem Platz aus. Ich sah auf und bemerkte, dass er von dort alles beobachten konnte. Und obwohl er nicht besonders laut sprach, konnte man ausgezeichnet verstehen, was er sagte. Etwas weiter entfernt im Raum saß ein Junge mit Pferdeschwanz und spielte Computerspiele. Der Raum und seine Steinwände verstärkten alle Geräusche.
    »Was weiß du eigentlich über Sylvie?« Ich zog einige Schubladen heraus. Sie waren leer.
    »Sie hatte wohl Angst nach der Sache mit Salif«, antwortete Arnaud, »sonst ist sie eigentlich immer hier.«
    »Oder kann es vielleicht sein, dass sie ihren Auftrag schon erfüllt hat?«, fragte ich.
    »Du, das ist wohl eher unwahrscheinlich«, sagte er, »es wird noch Generationen dauern, bis die Welt wieder ein gerechter Ort ist und alle Menschen die gleichen Rechte haben.«
    Ich ging zurück und setzte mich wieder vor ihn auf den Schreibtisch. Musste daran denken, wie sie sich hinter unserem Rücken angeschlichen hatte, als wir über Josef K. sprachen.
    »Weißt du, wer sie ist, wo sie wohnt, was sie gemacht hat, bevor sie hierher kam?«
    »Wieso sollte ich? Für gewöhnlich unterziehen wir die Leute, die hier arbeiten, keiner Kontrolle.« Seine Stimme wurde schärfer. »Wir sind froh über jeden freiwilligen Helfer.«
    »Also wäre es mit anderen Worten kein Problem, eine Person hier einzuschleusen«, sagte ich langsam. »Wenn jemand herausfinden möchte, womit ihr arbeitet. Wen ihr versteckt und wo, zum Beispiel.«
    »Wie meinst du das?« Er zupfte an seinem Schal, wickelte ihn auf und legte ihn erneut um, starrte mich an. »Sie ist ziemlich nervtötend, aber du kannst sie doch wohl nicht verdächtigen ...«
    Ich unterbrach ihn.
    »Woher wussten sie dann, dass Salif lebt?«, fragte ich. »Und wer hat ausgeplaudert, dass Nedjma Josef K. versteckte?«
    »Du hast sie nicht mehr alle!« Er sprang so heftig auf, dass der Stuhl gegen die Wand schlug, ging zu Sylvies Platz und riss die Schubladen heraus, drehte jeden Zeitungsstapel um. Hielt inne und sah mich mit einem Anflug von Verzweiflung im Blick an. »Verdammt, ich dachte, sie wäre einfach nur ...«
    »Verrückt nach dir«, vollendete ich seinen Satz. »Das eine schließt das andere wohl nicht aus.«
    Arnaud raufte sich die Haare und sah verzweifelt aus. Ich warf einen Blick auf die Uhr.
    »Hattest du ihr erzählt, dass Salif den Brand überlebte?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Nach und nach fügten sich die Puzzleteile zu einem Ganzen.
    »Vielleicht dachten sie, dass er tot wäre, bis ich dich letztens anrief und mehr wissen wollte«, sagte ich. Sylvie hat natürlich gelauscht,und auch wenn du ihr nicht direkt etwas verraten hast, wird sie sich gedacht haben, dass es um Salif ging.«
    Arnaud sank auf den Stuhl.
    »Und dann ist es ihnen gelungen, ihn zu finden«, resümierte er, und seine Gesichtszüge entgleisten, als habe er alle Kraft verloren. »Ich kann mich nicht erinnern, was ich ihr gesagt habe, aber man redet ja ...«
    »Könntest du etwas darüber gesagt haben, dass Nedjma Josef K. versteckte?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Arnaud mit brüchiger Stimme, »vielleicht, nicht direkt, ich erinnere mich nicht.« Er begrub sein Gesicht zwischen den Händen, und ich hörte, wie ihm die nächste Einsicht kam, er wimmerte, und ich drehte mich weg, um seinen Zusammenbruch nicht mit ansehen zu müssen.
    »Nein«, jammerte er. »Nein, nein ...«
    Mehrere Minuten vergingen, ehe er etwas Verständliches herausbrachte.
    »Sie half mir, Essen dorthin zu bringen.« Er presste die Worte einzeln hervor. »Sylvie wusste, dass ich sie im Hotel versteckte.«
    »Aber eine Sache wusste sie nicht«, sagte ich. »Sie konnte nicht wissen, wo Josef K. sich versteckt hielt, denn das hatte Nedjma dir nicht erzählt, oder?«
    Er sah nicht mal mehr auf, so sehr war er in seiner eigenen Schuld und Reue versunken. Es spielte auch keine Rolle, den Rest konnte ich mir selbst zusammenreimen.
    Sie hatten stattdessen

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