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Tödliche Investitionen

Tödliche Investitionen

Titel: Tödliche Investitionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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allein. Eva-Britt hatte mit engen Beziehungen schlechte Erfahrungen.
    »Bringst du eine Flasche Rotwein mit?«, rief sie aus der Küche, als er die Dusche andrehte.
    Er ging zu ihr in die Küche. Ihre Brüste verlangten nach Beschäftigung, als sie einen Morgenrock überwarf. Sie las grinsend seinen Blick.
    »Alles klar«, murmelte er und genoss den leisen Hauch ihrer Lippen, ehe sie im Bad verschwand. »Ich bringe eine Flasche Rotwein mit.«

Sieben
    Er hielt in Manglerud an, um den Wein zu besorgen. Der neugierige Nachbar ging ihm nicht aus dem Kopf. Ob Reidun Rosendal gewusst hatte, was sie für einen Nachbarn hatte, überlegte er, während er in der Schlange wartete und versuchte, sich ihren Typ vorzustellen. Na gut. Das alte Schwein konnte total verrückt sein und wirklich glauben, dass die Frau ihm den Anblick gegönnt hatte. Aber war das tatsächlich möglich? So etwas war doch eher was für Ehepaare in der Midlife-Crisis, die ihr Sexualleben mit der Spannung würzen wollten, dass andere vielleicht zusahen.
    Dieser Gedanke ließ ihm keine Ruhe. Sie waren in dieser Nacht zu zweit gewesen. Männlein und Weiblein. Unter normalen Umständen ausschließlich miteinander beschäftigt und möglicherweise so frisch verliebt, dass Vorhänge nicht von Bedeutung waren. Aber das war es ja gerade. Die Frau war ermordet worden. War der Mann, der bei ihr gewesen war, in sie verliebt gewesen? Gab es so verrückte Typen, die die Frau erstachen, die sie eine ganze Nacht lang geliebt hatten?
    Frank las Gunnarstranda auf und steuerte die Gerichtsmedizin an, wo sie von Professor Schwenke empfangen wurden, der ihnen mit langen Schritten vorausging. Sein weißer Kittel flatterte hinter ihm her. Die dünnen Beine ließen seine Hose wie eine Schlaghose aussehen.
    Der Professor führte sie in sein Arbeitszimmer und begann einen Vortrag, den er mit Fotos der Toten illustrierte. Sein zurückgelegtes, grauweißes Haar war so widerspenstig, dass die letzte Locke ihm immer wieder in die Stirn fiel. Er trug eine viereckige Brille mit Goldfassung, und seine Gesichtshaut war trocken und gelblich. Der Arzt legte ihnen das erste Foto vor, während er eifrig den Kopf senkte und den Handlungsablauf analysierte.
    »Der Winkel der verschiedenen Einstiche zeigt, dass der Mörder ihr auch noch in die Brust gestochen hat, als sie bereits lag«, erklärte er professionell. »Dreimal sogar. Erstaunlicherweise ist das Messer nicht auf Knochen gestoßen, es ist erst beim letzten Stich stecken geblieben.«
    Schwenkes Stimme war belegt, es hörte sich an, als ob er beim Reden Karamellbonbons lutschte.
    Frank Frølich überließ das Reden den anderen. Er betrachtete Gunnarstranda, der die Finger hinter dem Rücken verschränkt hatte. Sein Fischblick wich nicht von Schwenkes Gesicht.
    »Sie ist relativ schnell gestorben«, sagte Schwenke und deutete auf das Bild. »Ihr sind neun Stiche zugefügt worden«, er zeigte auf ein anderes Foto, das die zerstochene Brust der Toten zeigte. »Der Stich hier allein ist schon tödlich. Er hat einen Lungenflügel durchstochen und das Herz getroffen.«
    Er hielt inne und legte zwei lange, knochige Finger ans Kinn. Seine Nägel waren gelb und etwas zu lang. »In ihrer Vagina haben wir deutliche Spermaspuren gefunden, sie muss also vor ihrer Ermordung sexuell aktiv gewesen sein, schwer zu sagen, wie lange vorher, das Resultat der Untersuchungen wird möglicherweise mehr ergeben.«
    Schwenke reichte Frølich die Bilder. Gunnarstranda rührte sich nicht.
    »War sie drogensüchtig?«, kläffte er.
    »Ganz sicher nicht«, erklärte Schwenke überzeugt.
    »Vergewaltigung?«
    Schwenke zögerte leicht. »Physiologisch gesehen gibt es keine Verletzungen an zentralen Organen«, sagte er dann endlich. »Sie hat auf jeden Fall vor dem Mord sexuellen Verkehr gehabt. Aber was ist Vergewaltigung? Theoretisch kann der Täter sie ja gezwungen haben …«
    »Du kannst eine Vergewaltigung also nicht ausschließen?«
    Schwenke fuhr sich wieder übers Kinn und dachte kurz nach. »Vergewaltigung kann nicht ausgeschlossen werden«, äußerte er sich bürokratisch. »Aber ich halte das für eine juristische Frage, die von den Umständen des Sexualaktes abhängt.«
    Er schnalzte nachdenklich mit der Zunge.
    »Wenn ihr herausfinden könntet, was in der Zeit vor dem Mord geschehen ist.«
    Sie verließen sein Arbeitszimmer und gingen ins Labor. An den Wänden hingen Regale voller Reagenzgläser, Glaskolben und allerlei kleinen Schachteln. Ein starker

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