Tödliche Investitionen
sie hatte die Beine überkreuzt. Das Zimmer wurde von grellem Sonnenlicht erhellt, das durch die großen Balkontüren hereinfiel. Ein großes gelbes Viereck bedeckte den weißen Teppich mit den langen hellen Fransen, und der Staub tanzte in der Sonne. Ihre Zehen waren leicht gespreizt und bewegten sich rhythmisch, als ob jemand spielerisch mit einem Bindfaden an ihnen zöge. Die leichte Bewegung wogte ihre Brüste mit den dunkellila Brustwarzen. Aber ihr Gesicht zwischen den Kopfhörern war unwirklich hässlich. Es sah aus wie eine grob hingehauene Gipsfigur, ein mit Pappmaché bedeckter Ballon.
Sie schien sein Starren zu bemerken und öffnete plötzlich die Augen, die wie zwei schwarze Flecken in der breiigen Oberfläche strahlten.
»Was in aller Welt ist mit deinem Gesicht passiert?«, fragte er, als sie die Kopfhörer abnahm.
»Jogurt«, sagte das Breigesicht. »Gesichtsmaske.«
»Himmel!«
Er kam ins Zimmer und setzte sich neben sie. Konnte seine Hand nicht zurückhalten. Fuhr über die schwachen Linien an ihrem Hals. »Ich dachte, du wärst in der Uni.«
Seine Hand folgte dem Sog abwärts über ihren glatten Bauch.
»Keine Lust.«
»Und die Kleine?«
»Bei ihrem Vater.«
Die Augen im Jogurtgesicht wurden noch schwärzer. Ihre Hände strichen über seinen Unterarm. »Du hast ein bisschen kalte Finger.«
Ihre Stimme hörte sich an, als ob ihr die Luft fehle, um alles zu sagen. Er nickte und ließ seine Finger über ihre Brüste fahren. Beugte sich vor und leckte über ihr Gesicht.
»Gut«, schmatzte er.
Sie kicherte albern, presste ihren Hals gegen seine Lippen, und er leckte sich nach oben und hatte den Mund voll Jogurt. Schluckte.
»Es ist erst halb elf«, hörte er sie sagen, während er seine Finger über ihren Bauch wandern ließ, weiter nach unten. Leckte. Schluckte. Leckte den Jogurt. Bald waren ihre Wange und ein Auge wieder sauber. Er beugte sich über sie und versuchte sich gleichzeitig auszuziehen. Mit einer Hand blieb er im Pullover stecken und hatte plötzlich beide Arme auf dem Rücken verknotet.
Die Jogurtschmiererei war fast beseitigt. Ihre roten Lippen leuchteten durch den verbliebenen Matsch. Er hüpfte auf einem Bein, beide Arme auf dem Rücken. Fiel um und kam wieder auf die Knie. Sie grinste und half ihm aus den Kleidern. Bis er genauso nackt war wie sie.
»Mensch, du bist ja vielleicht dick!«, rief sie entzückt und entwand sich seinen Armen. Sie lief ins Schlafzimmer, er hinterher. Frank nahm Anlauf und sprang. Erwischt! Sie heulte.
Sie landeten in der Mitte des Bettes. Die Matratze rutschte zu Boden, als der Lattenrost mit ohrenbetäubendem Lärm zerbrach.
»Lebst du noch?«, fragte er vorsichtig.
Sie kicherte. »Ich glaube, ja.«
Später lagen sie nebeneinander. Die Sonne zeichnete einen scharfen weißen Flecken auf ihren Schenkel. Sie schlief. Das Telefon klingelte. Er versuchte, sein Bein zu befreien, ohne sie zu wecken. Die Bettkante ragte wie eine zerstörte Kulisse über ihnen auf. Er packte den Hörer, als sie im Schlaf leise seufzte und sich wegdrehte. Sein Schwanz zeigte bogenförmig in die Luft, als er aufstand.
»Ja«, sagte er wohl wissend, wer anrief. »Ja«, wiederholte er. »Ich bin schon unterwegs.«
Sie lag im Sonnenschein auf dem Rücken. Ließ den Kopf auf den Armen ruhen und trat träge gegen das Bettgestell.
»Wer war das?«, fragte sie schläfrig.
»Gunnarstranda.«
»Dann musst du also weg.«
»Ja.«
»Dein Schwanz hat aber keine Lust dazu.«
Er grinste.
»In allen Romanen, die ich kenne, haben die Männer nach dem Bumsen einen schlappen Schwanz«, sagte sie und zeigte anklagend auf das Teil, das widerspenstig zurückzeigte.
»In allen Büchern, die ich kenne, bumsen die Männer drei- und viermal hintereinander.«
»Das liegt daran, dass du so schlechte Bücher liest.«
Er blickte aus dem Fenster. Blauer Himmel und die Dächer der Nachbarblocks.
»Außerdem hast du das Bett kaputtgemacht«, fügte sie hinzu, als er duschen ging.
Als Kinder waren er und Eva-Britt in dieselbe Klasse gegangen. Erst vor drei Jahren waren sie sich im dreiundzwanziger Bus wiederbegegnet. Eine sanduhrförmige Frau mit Kinderwagen hatte versucht, den Wagen in den Bus zu bugsieren, und er hatte sie erkannt, als er ihr zu Hilfe geeilt war. Zwei Stunden später lagen sie in seinem Bett im Studentenwohnheim und sprachen über alte Zeiten, während die sechzehn Monate alte Julie in der Gemeinschaftsküche in ihrer Karre schlief. Julie und ihre Mama lebten
Weitere Kostenlose Bücher