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Tödliche Investitionen

Tödliche Investitionen

Titel: Tödliche Investitionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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sich wieder auf den Alten.
    »Du hast also die ganze Samstagnacht hier gesessen?«
    »Ich bin hier eingeschlafen.«
    Johansen bewegte sich im Sessel. »Ich bin im Sessel eingeschlafen, das passiert mir oft, es ist so verdammt umständlich, jeden Abend das Sofa auszuziehen.«
    Franken folgte seinem Blick auf das Sofa und einen Haufen schmutziger Kleider. Irgendwo darunter konnte er das klassische Karomuster eines Flanelllakens erkennen.

Sechs
    Frank Frølichs Interesse am Lachsfischen war eine schwere Geburt gewesen. Er war in Oslo aufgewachsen und hatte niemals zu den Reichen gehört, die sich bei Namsen Fischereirechte kaufen konnten. Die Anglerabenteuer seiner Kindheit waren begrenzt auf das Eisfischen in Østmarka und den ein oder anderen großen Hecht in den inhaltsreichen Wasserpfützen rund um die Stadt. Aber da das Fischen seine große Leidenschaft war, musste schließlich eine Fliegenrute unter dem Weihnachtsbaum liegen, die dann zunächst im Schrank verschwand. Bis etwas passierte, das seither seine ganze Beziehung zum Fischen prägen sollte.
    Mit zwei Kumpels aus Oslos Jagd- und Angelverein hatte er vor einigen Jahren mit seinem damals noch fahrtüchtigen Taunus 17 M Urlaub gemacht. Sie hatten beim Jazzfestival in Molde Station gemacht, weil Albert King dort ein Konzert gab. Von dort aus waren sie weiter nach Norden gefahren und hatten eines Nachts verbotenerweise an einem stillen Flussufer geangelt, wo zwischen den schwachen Stromschnellen schwarze, stille Kolke lagen. Es war feucht und kalt gewesen, und ihre Hände, mit denen sie die Angelruten hielten, hatten vor lauter Mückenstichen gejuckt. Vom Fluss stieg der kühle Nachtnebel auf, der den Duft von Wasser und Nektar und Sommer zugleich in sich trägt. Er hatte eine selbst gebaute Teleskopstange ausgeworfen und den Anblick des Vorfachs genossen, das perfekt auf der Wasseroberfläche lag, als ob das Wasser mit einer dünnen Eisschicht überzogen wäre. Der Mond hatte rot und gewaltig am Himmel gestanden. Er vervielfältigte sich im glasklaren Wasserspiegel und warf eine zauberische Lichtsäule von Ufer zu Ufer. Und dann passierte es.
    Ein Rucken und die Leine straffte sich wie eine Pardune. Der Beginn eines Kampfes, von dem er nachher nicht mehr viel wusste. Er erinnerte sich nur an die nervöse Lähmung der Oberschenkel, daran, wie das Gefühl in den Beinen im Eiswasser verschwand, während er Leine gab und seine Freunde rief. Ihre weißen Gesichter, die am Ufer herumliefen und voller Panik nach dem Landungshaken suchten und ihm gute Ratschläge zuriefen. Die kräftige Stange zuckte und senkte sich zur Wasseroberfläche. Der Zug des Fisches war stark und machte seinen Oberarmen zu schaffen, und dann die panische Angst, die Schnur sei nicht fest genug an der Fliege befestigt. Das Siegesgefühl bei jedem Meter, um den er verkürzen konnte. Bis zu dem Moment, als sich der schwarze Rücken des Lachses demütig vor seinem Stiefel krümmte und sich willig einfangen ließ.
    Nur ein Biss. Eine Krankheit, die ihn nicht losließ. Die Fliegenfischerei war zu seiner großen Leidenschaft geworden.
    Jetzt war früher Vormittag. Um sich die Wartezeit bis zu einer Audienz im Gerichtsmedizinischen Institut zu vertreiben, hatte er sich ein dickes Buch über Insekten gekauft. Über die Entwicklung von Ei, Larve, Puppe zum fertigen Insekt von fast allem, was im norwegischen Sommer mit den Flügeln schlug. Gunnarstranda war auf diese Idee gekommen, als Frølich erwähnt hatte, dass ihm echte Modelle fehlten. Und deshalb hatte er dieses Buch gekauft.
    Danach fuhr er nach Hause. Er verspürte ein Hungergefühl, als er von der Schnellstraße abbog, die Abkürzung über Manglerud nahm und sich durch den Havreveien quälte.
    Die Straße war frühlingsgemäß mit Parkverbotsschildern bestückt, während ein gelber Kehrwagen versuchte, den Streusand zu beseitigen, der auf den Bürgersteigen verteilt war. Deshalb fuhr er im Rückwärtsgang bis zu seinem Haus und hielt dort an. Er fuhr mit dem Fahrstuhl in den neunten Stock und ging hinein.
    Als er die Tür öffnete, konnte er Eva-Britt laut und ungeniert summen hören, wie es nur Leute tun, die Kopfhörer aufhaben und glauben, sie seien allein. Ein Lächeln breitete sich in seinem Bart aus. Er hatte sie noch längst nicht zurückerwartet. Deshalb legte er das Buch beiseite und schlich sich ins Zimmer. In der Tür blieb er stehen. Sie lag nackt und wie hingegossen in dem tiefen Sessel. Ihre Brüste fielen schwer zur Seite, und

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