Tödliche Investitionen
verabschiedete sich von den Demonstranten und folgte Klavestad zufrieden zu McDonald’s.
Das Neonlicht war scharf, die Farben grell, und die Leute hinterm Tresen waren freundlich. Es waren nur wenig Kunden im Laden. Frølich wich seinem Spiegelbild aus und ging stattdessen das Risiko ein, sich gleich hinter Klavestad in die Schlange zu stellen.
Eigentlich müsste der doch bei der Arbeit sein. Seine Arbeitsstelle, ein Zeitschriftenverlag, war auch nicht weit entfernt. Eigentlich schien er ein stabiler Typ zu sein. Nur heute nicht, heute war er ein wenig nervös. Beim Bezahlen schüttelte er fieberhaft seine Brieftasche. Lange, magere und blasse Finger. Frølich starrte mitfühlend die Griffel an, die zitternd nach Münzen suchten. Du wirst nie ein Fliegenbinder, dachte er.
Es war schon fast elf, als es weiterging. Frølich folgte im Abstand von siebzig Metern. Der Doppeldecker in seinem Magen erfüllte ihn vorübergehend mit Zufriedenheit.
Er ging auf die Straßenbahnschienen zu. Sie blieben stehen und warteten auf die Straßenbahn. Auf die Linie 11, wie sich herausstellte.
Langsam fuhr die Bahn durch die Storgata und dann die Thorvald Meyers Gate entlang. Das Drehgestell quietschte. Frølich hatte sich ganz hinten in den letzten Wagen gesetzt und versuchte, anonym auszusehen. Die Straßenbahn schaukelte im Rhythmus der Unregelmäßigkeiten der Schienen hin und her. Das Gewackel pflanzte sich in den Köpfen der Fahrgäste fort. Die wackelten auch. Alle zusammen. Ebenso die Halteschlaufen, die von den Stangen unter der Decke im Mittelgang hingen. Wenn es jetzt nur keine Kontrolle gab! Ohne Fahrkarte in einem schaffnerlosen Wagen zu sitzen, zeigte, dass Beschatten nicht seine starke Seite war. Er würde für den Rest seines Lebens ausgelacht werden, wenn ihm durch eine Fahrkartenkontrolle sein Fisch von der Angel ging!
Klavestad saß weiter vorne. Er hing zusammengesunken auf einem niedrigen Einzelsitz. Sein Pferdeschwanz baumelte schlapp über die Rückenlehne und wackelte leise.
Endlich hob Klavestad die Hand, um den Halteknopf zu drücken. Er stand auf. Frølich blieb zunächst sitzen und blickte so entspannt wie nur möglich aus dem Fenster, während der andere hohl vor sich hin sah. Zwei Männer kamen aus einer Toreinfahrt geschwankt. Sie waren so betrunken, dass sie fast schon seitwärts gingen. Dem einen war scheinbar mal die Nase eingeschlagen worden, sie hing beinahe platt im Gesicht. Eine Hasenscharte vervollständigte seine Gangstervisage. Der andere war größer, dünner und trug eine verrutschte Brille. Er entblößte braune Zähne und damit seine Angst vor dem Zahnarzt.
Die Straßenbahn hielt an. Klavestad stieg aus. Frølich folgte ihm. Er stieß mit einem der Wracks zusammen, der Mann grunzte und spuckte auf ein parkendes Auto.
Frølich kannte die Gegend. Sie hatten Kurs auf Reidun Rosendals Adresse.
Er hielt sich fünfzig Meter hinter Klavestad. Die Gegend war riskant, ein stilles Viertel. Rechts ein Spielplatz vor dem Gitterzaun des Dælenenga Stadions. Plötzlich blieb Klavestad stehen und blickte zu Boden. Frølich musste weitergehen. Es war gefährlich still. Lediglich eine ältere Dame in grauem Wollmantel und grauem Hut schleppte sich in einiger Entfernung mit einer Plastiktüte ab. Er ging auf der anderen Straßenseite an Klavestad vorbei und steuerte eine blaue Tür an, die mit einer Reklame für Rubbellose beklebt war.
Worüber der Mann bloß so nachdachte? Er sah aus wie aus einem Reklamefilm. Die Hände tief in den Hosentaschen, damit die offene Jacke locker hing.
Frølich trat durch die Tür und wäre fast mit Arvid Johansen zusammengestoßen. Der Alte befand sich in seiner eigenen Welt und verließ den Kiosk seitwärts, wie alte Leute das machen, wenn sie glauben, dass es glatt ist. Er stützte sich auf seinen Stock und fluchte wie ein Bierkutscher, als Frølich ihm in den Weg kam. Doch er machte sich nicht die Mühe, nachzusehen, wer ihn da angerempelt hatte. Sein Blick war gesenkt, und er schimpfte weiter vor sich hin.
Der Spanner hinterließ im Kiosk den Gestank von altem Fisch. Frølich versuchte, aus dem Fenster zu sehen. Aber das Fenster in der blauen Tür war aus Drahtglas und daher undurchsichtig. Zwischen den Regalen mit Männermagazinen konnte er beobachten, wie der Alte über die Straße schlurfte. Er trug einen dicken Wintermantel aus den fünfziger Jahren und einen Hut, der unrhythmisch auf und ab hüpfte, wie eine Puppe in einem Puppentheater.
Eine pakistanische
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