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Tödliche Investitionen

Tödliche Investitionen

Titel: Tödliche Investitionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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»So, ja, so.«
    »Das war sicher schlimm«, sagte der Kriminalhauptkommissar teilnahmsvoll.
    »Ich hab schon dem Mann mit der Pfitzole Bescheid gesagt. Ich weiß nix.«
    Pfitzole? Frølich hustete.
    Gunnarstranda nickte. »Er hat gesagt, Sie hätten Sigurd Klavestad heute Nacht weggehen sehen.«
    Sie holte Atem. Kratzte sich an den Unterarmen. »Stimmt, ja. Der is weggegangen, o ja!«
    »Wann denn?«
    »Heut Nacht um vier.«
    »Heute Nacht, haben Sie sich die Uhrzeit so genau gemerkt?«
    Energisches Kopfschütteln. »Ich war wach. Schlaf so schlecht, deshalb war ich auf und hab ihn die Treppe runterlaufen hören.«
    »Er ist die Treppe hinuntergelaufen?«
    »Ja, das war am Anfang.«
    »Er ist erst die Treppe hinuntergelaufen und dann wieder hochgegangen?«
    Elise Engebregtsen holte Luft, nickte.
    »Woher wissen Sie, dass er das war?«
    Schulterzucken. »Das glaub ich eben.«
    »Aber sicher wissen Sie es nicht?«
    »Ich hab doch schon gesagt, dass ich nix weiß.«
    »Aber trotzdem haben Sie ja geglaubt, er sei die Treppe hinuntergelaufen!«
    »Ja, der macht immer so nen Krach.«
    »Es war also nicht das erste Mal?«
    Erneutes Nicken.
    »Er ist wieder runtergegangen, nachdem er hochgelaufen war?«
    Nicken.
    »Ist er da auch gelaufen?«
    »Nein, ich konnte ihn erst hören, als er aus dem Haus war.«
    »Beim zweiten Mal ist er also leise gegangen?«
    Nicken.
    »Wie viel später war das wohl?«
    »Zehn Minuten, Viertelstunde vielleicht.«
    »Und haben Sie gesehen, dass er das Haus verlassen hat.«
    »Ja.«
    »Wie denn? Haben Sie sein Gesicht gesehen?«
    »Ich hab gesehen, dass er das war.«
    »Aber sein Gesicht haben Sie nicht erkannt?«
    »Seinen Körper hab ich gesehen.«
    »Es hätte also auch jemand anders sein können?«
    »Er war es!«
    Jetzt wurde sie wütend. Ihr Mund verzog sich zu einem Strich, und eine scharfe Furche tauchte zwischen den Augen auf, die in dem zusammengezogenen Gesicht fast verschwanden. Gunnarstranda nickte und trank seinen Kaffee.
    »Was wollten Sie draußen?«
    »Müll runterbringen.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich hab die Tür nich aufgekriegt.«
    »Sie haben die Tür nicht aufgekriegt?«
    »Ja.«
    Gunnarstranda wartete geduldig.
    »Nur’n kleinen Spalt.«
    Sie schauderte. Kratzte sich wieder an den Unterarmen.
    »Ein Stück.«
    Jetzt war sie sehr nervös. Ihr Blick flackerte.
    Gunnarstranda wartete.
    »Da hab ich diese weiße Hand gesehn!«
    »Die Hand, ja …«
    Gunnarstranda nickte und ließ sie nicht aus den Augen, und es war, als ob er die Worte einem kleinen Kind entlockte.
    »Und aufm Boden …«
    »Auf dem Boden, ja.«
    »Da war Blut …«
    »Blut, ja, die Hand und Blut …«
    »Und dann hab ich’s durch’n Spalt gesehen!«
    »Die Leiche auf dem Boden. Mm. Mm.«
    Gunnarstranda lehnte sich zurück. »Hat er den Weg versperrt, ich meine, sein Körper hat also die Tür versperrt?«
    Sie nickte.
    »Wenn Sie jetzt die Augen schließen«, sagte Gunnarstranda.
    Gehorsam schloss sie die Augen.
    »Und Sie versuchen sich Klavestad vorzustellen, als er heute Nacht weggegangen ist.«
    Sie nickte.
    »Sehen Sie sein Gesicht vor sich?«
    »Nein.«
    »Aber seinen Körper?«
    »Ja.«
    Gunnarstranda erhob sich und starrte aus dem Fenster. Die Stadt lag grau und öde unter ihm. »Ist er die Straße hinunter gegangen?«
    »Ja, runter.«
    »Halten Sie die Augen weiter geschlossen, Frau Engebregtsen. Sie sehen ihn die Straße hinuntergehen. Sie sehen seinen Körper im Licht der Straßenlaternen. Er trug eine schwarze, lange Jacke, nicht wahr?«
    »Ja, die schwarze Jacke, ja.«
    »Die Haare, trägt er sie als Pferdeschwanz oder nicht?«
    »Weiß nich.«
    »Wieso nicht?«
    »Ich seh’s nich.«
    »Dreht er sich um?«
    »Nein. Ich geh vom Fenster zum Bett.«
    Sie saß wie vorher da, jetzt mit offenen Augen.
    Gunnarstranda starrte sie ernst an. »Sind Sie sicher, dass das Klavestad war?«
    »Ja, hab ich gesagt«, sagte sie gereizt.
    »Aber den Pferdeschwanz haben Sie nicht gesehen?«
    »Nein, ich glaub, er hatte keinen.«
    Der Kriminalhauptkommissar nickte. »Kapuze«, murmelte er. »Haben Sie Ihren Nachbarn oft ohne Pferdeschwanz gesehen?«
    Schulterzucken.
    »Wissen Sie, Frau Engebregtsen, ich habe ihn noch nie ohne Pferdeschwanz gesehen. Wie ist es bei Ihnen?«, fragte Gunnarstranda ernst.
    Erneutes Schulterzucken.
    »Frau Engebregtsen?«
    Schulterzucken. Sie kratzte sich, an den Armen waren schon Striemen zu sehen.
    »So, ja, so.«
    Gunnarstranda seufzte. Drehte die Kaffeetasse in der Hand. Seufzte

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