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Tödliche Investitionen

Tödliche Investitionen

Titel: Tödliche Investitionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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unterbrach Johansen ihn energisch, »ich bin ein Zeuge, und ihr habt festgestellt, dass ich rein gar nichts gesehen habe.«
    Er brach in einem Hustenanfall zusammen, zog aber gleich darauf noch ein paar Mal an seiner Kippe. Die Kippe hing feucht und braun zwischen den gelben Fingerspitzen des Mannes. Der hellrote Bluterguss in seinem linken Auge hatte sich farblich so weit geschwächt, dass er nun nur noch das Adernetz im Augenwinkel betonte.
    »Wie viele Menschen hast du Sonntagmorgen da unten durchs Tor gehen sehen?«
    »Das habe ich dir schon gesagt.«
    »Welche anderen Männer hast du bei ihr gesehen?«
    Johansen schwieg.
    »Wer hat sie in letzter Zeit besucht?«
    »Schönes Wetter heute.«
    Johansens Tonfall war noch trockener als Gunnarstrandas. Er drückte die Zigarette in einem überquellenden Aschenbecher aus, dann begegnete er, ohne auszuweichen, Gunnarstrandas Blick. Atmete asthmatisch mit halb offenem Mund.
    Die Stille wurde bedrückend.
    »Hast du Reidun Rosendal jemals angerufen?«
    »Nein.«
    »Auch letzte Woche nicht?«
    »Nein!«
    »Und wenn ich behaupte, dass du letzte Woche mit ihr telefoniert hast?« Johansen starrte vor sich hin.
    »Du belügst uns, Johansen.«
    »Nein!«, bellte der Alte. Er rutschte nervös in seinem Sessel hin und her. »Ich hatte das vergessen.«
    »Hast du auch vergessen, dass du hier am Fenster gestanden und dir einen runtergeholt hast?«
    Johansen holte Luft.
    »Hast du vergessen, was du danach am Telefon gesagt hast?«
    Johansen gab keine Antwort.
    »Du hast sie bedroht.«
    Johansens Schultern zuckten leicht.
    »Was hast du zu ihr gesagt, Johansen?«
    Seine Schultern verharrten still. Sein Blick war hart. »Das weißt du nicht«, sagte er triumphierend. »Du weißt verdammt noch mal nicht, was ich gesagt habe.«
    Der Kriminalhauptkommissar wiederholte mit metallischer Stimme: »Was hast du zu ihr gesagt, Johansen?«
    »Das wüsstest du wohl gern!«
    Frølich konnte sehen, dass er jetzt ganz da war, aber dann glitt er weg, fiel in Gedanken. Er zeigte ein Grinsen mit einer Reihe schlechter Zähne.
    »Ich hab ihr gesagt, wie sie gefickt werden müsste.«
    Die beiden anderen starrten ihn an.
    »Wie sie in den Arsch gefickt werden müsste!« Er lachte wild und laut, während er sich mit einer Hand auf den Oberschenkel schlug. Sein Lachen ging in Husten über.
    Die beiden Polizisten rührten sich nicht.
    Der alte Mann musste zu seinem Taschentuch greifen. Bald ging sein Atem wieder schwer und rasselnd, wie üblich. Offenbar hatte er das Gefühl, einen Sieg errungen zu haben. Immer wieder richtete er seine trüben Augen auf den Kriminalhauptkommissar, als erwartete er, dass dieser umfallen würde.
    »Ich glaube dir«, sagte Gunnarstranda. »Das hast du ihr gesagt. Aber sie war nicht deiner Meinung!«
    Wieder senkte sich Stille über das Zimmer. Johansen röchelte nur noch leise.
    »Sie war nicht deiner Meinung«, wiederholte der Polizist, »und deshalb hat sie am Samstag den Vorhang offen gelassen, um dir zu zeigen, wie sie es macht!«
    »Das ist nicht wahr!«, flüsterte Johansen leise, ohne den Blick zu heben.
    »Sie hat dir wirklich was gezeigt«, fauchte Gunnarstranda. »Sie hat da unten auf dem Rücken gelegen und sich unter dem Jungen gewunden, hat dich aufgegeilt. Sie hat dir einen Stich versetzt, wie sie eine verdammte kleine Käfigratte erstechen würde.«
    »Nein!«
    Johansen sprang mit zum Schlag erhobener alter, runzliger Faust aus dem Sessel auf. In derselben Sekunde packte Frølich seinen Arm. Der war trocken und zerfurcht und fühlte sich an wie Wellpappe.
    »Du lügst!«, schrie Johansen, während Frølich ihn in den Sessel zurückdrückte. Wild starrte er den kleinen kahlen Mann an, der sich mit ausdruckslosen, glitzernden Augen vom Fenster weg auf ihn zubewegte.
    »Sie hat dich heiß gemacht«, lachte der Kriminalhauptkommissar. »Sie hat den Teufel in dir rausgelockt, Johansen. Den Teufel, der es nicht vertragen kann, wenn er angemacht wird. Den Teufel, der geschrien hat, dass die kleine Hure da unten dafür büßen würde! Sie sollte in die Knie gezwungen werden! Sie sollte büßen. Büßen und in der Hölle schmoren! Und deshalb hast du erst Ruhe gegeben, als sie tot auf dem Boden lag!«
    Johansen schwieg jetzt. Er hatte die Hände vors Gesicht geschlagen. Der Polizist betrachtete ihn eine Weile und ging wieder ans Fenster zurück.
    Frølich blickte auf und begegnete dem Blick seines Chefs. Beide warteten.
    Endlich sah der alte Mann wieder auf.
    »Was hast

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