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Tödliche Investitionen

Tödliche Investitionen

Titel: Tödliche Investitionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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eine günstig bereitstehende Mülltonne. Oben in der Bergensgata kam ihm eine Gestalt entgegen. Es war Gunnarstranda. Ohne Regenschirm, nur in seinem hellen Mantel. Der graue Stoff färbte sich an seinen Schultern dunkler.
    »Du musst fahren«, begrüßte Frølich ihn und setzte sich auf den Beifahrersitz.
    Gunnarstranda hielt vor einer roten Ampel an der Arendals Gata. Frank Frølich gähnte ungeniert und laut. Gunnarstranda warf einen gereizten Blick nach rechts. »Warst du gestern Abend nicht dienstlich unterwegs?«
    »Da kann ich ja wohl nicht vier oder fünf Stunden über einem Kaffee sitzen!«
    »Es gibt noch ein Mittelding. Du stinkst wie eine ganze Kneipe!«
    »Deshalb musst du ja auch fahren.«
    »Hast du etwas herausfinden können?«
    Frølich nickte ruhig. »Du hast Grün.«
    Der andere ließ den Motor aufheulen, und das Auto setzte sich mit einem Känguruhüpfer in Bewegung.
    »Ich habe Engelsviken getroffen.«
    Stumm fuhr Gunnarstranda weiter.
    »In Seidenanzug und italienischen Schuhen. Ziemlich betrunken. Wir sind uns an der Pissrinne begegnet.«
    »Hast du mit ihm gesprochen?«
    »Kurz. Er hat damit angegeben, dass er sie gevögelt hat.«
    »Wen?«
    »Reidun. Und mehr hat er eigentlich nicht gesagt.«
    »Sonst nichts?«
    »Er hat rumgebrüllt. Gefragt, wieso zum Teufel ihn die Bullen bis aufs Klo verfolgen.«
    Frølich seufzte. »Er war schon ziemlich breit, als er gekommen ist. Dann hat er sich zu ein paar jüngeren Bonzen gesetzt, die er offenbar schon kannte. Zwei Jungs und zwei Mädchen, die vollkommen ausgeflippt sind, als er in der Tür aufgetaucht ist. Der Alte hat Champagner springen lassen.«
    Frølich gähnte erneut und fuhr dann fort: »Engelsviken hat die Mädchen eine nach der anderen auf die Tanzfläche gezerrt und tatsächlich versucht, der einen vor allen Leuten die Finger in die Unterhose zu stopfen.«
    Gunnarstranda nickte vor sich hin, verlangsamte und blickte nach rechts, ehe er eine gelb blinkende Ampel überfuhr. Die Scheibenwischer strichen leicht über die Windschutzscheibe. Er drückte auf den Zigarettenanzünder. Frank Frølich fuhr fort:
    »Das war gleich nach unserem Gespräch auf dem Klo. Aber die Frau wollte nicht und hat ziemlich Krach geschlagen. Die hat ihm so nachdrücklich eine gescheuert, dass es im ganzen Laden zu hören war.«
    Der Zigarettenanzünder sprang mit leisem Klicken heraus, und Frølich kurbelte das Fenster herunter, als Gunnarstranda sich eine Zigarette ansteckte. »Und Engelsviken hat sofort zu mir herübergeschaut«, erzählte Frølich weiter. »Es war ziemlich peinlich. Die Frauen haben sich verzogen, und Engelsviken stand ganz allein auf der Tanzfläche, total blau. Plötzlich fing er an, sich selber Ohrfeigen zu verpassen. Bestimmt zehn- oder zwölfmal, und zwar nicht zu zimperlich. Ziemlich verrückte Kiste! Am Schluß hatte er echt Nasenbluten. Aber er hat es nicht mal bemerkt. Er sah ganz schön scheußlich aus, das Blut floss ihm aus der Nase in den Mund, und seine Zähne waren auch ganz rot. Danach hat er die Champagnerflasche geleert, ist auf den Tisch gesprungen und hat angefangen zu heulen.«
    Gunnarstranda rauchte mit einem trockenen Lächeln um die Lippen.
    »Und dann hatte Eva-Britt keine Lust mehr.«
    »Eva-Britt?«
    »Meine Freundin. Sie dachte, der ganze Unsinn müsse mit mir zu tun haben, und das gefiel ihr nicht. Also sind wir gegangen. Und das ist noch gar nicht lange her.«
    »Und hatte der Unsinn etwas mit dir zu tun?«
    »Er hat mir immer mal wieder einen Blick zugeworfen.« Frølich grinste und unterdrückte ein erneutes Gähnen.
    »Euer Gespräch auf dem Klo …«
    »Ja?«
    Gunnarstranda schnippte in einem Fensterspalt die Asche von seiner Zigarette. »War das das Gerede von einem Besoffenen?«
    »Er war nicht verwirrt, wenn du das meinst. Anfangs kam er mir sogar ganz umgänglich vor. Ich bin ihm aufs Klo gefolgt, um Kontakt aufzunehmen. Dann habe ich ihm erzählt, wer ich bin und dass ich seine Frau auch schon kennen gelernt habe.«
    Frølich gähnte jetzt doch. »Er war ziemlich nervös und hat mich nicht mal ausreden lassen. Hat Reidun als Matratze bezeichnet. Ziemlich ekelhaft. Danach hat er sich zum Pinkeln hingestellt und plötzlich geschrien: ›Was zum Teufel wird denn hier für Whisky verkauft? Meine Pisse stinkt ja nach Bier!‹«
    Frølich zog seine Jacke gerade.
    »So auf die Tour«, stöhnte er und fuhr fort: »Dann hat er sich ein bisschen beruhigt und so ganz wie nebenbei zu mir gesagt: ›Ja, ich bin über

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