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Tödliche Investitionen

Tödliche Investitionen

Titel: Tödliche Investitionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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sie rübergerutscht, das wolltest du doch wissen, oder?‹ Ich habe keine Antwort gegeben, und er hat mir ein Liedchen gesungen. Just a gigolo, oder so. ›Weißt du, woran ich mich am besten erinnere?‹, hat er mich gefragt. ›Ja, als sie gekommen ist, hat sie gezwitschert wie ein kleiner Kanarienvogel.‹ Ich: ›Was du nicht sagst.‹ Das hat ihm irgendwie nicht gepasst. Er wurde stinksauer und hat mich angebrüllt: ›Warum zum Teufel verfolgst du mich bis aufs Klo, du Scheißbulle, bist du schwul?‹ Und dann war er verschwunden.«
    Gunnarstranda biss sich auf die Unterlippe. »Und dann ist dieser Auftritt auf der Tanzfläche passiert?«
    »Ja, gleich danach. Er ist vom Klo direkt zu dem Tisch mit den Yuppies gegangen, hat die beiden Frauen auf die Tanzfläche gezerrt und losgelegt.«
    »Und er brauchte nicht Schlange zu stehen, um reinzukommen?«
    »Nein. Das Scarlet hat einen Club für die Stammgäste, und er ist Mitglied.«
    »Gab es gestern irgendwas zu feiern?«
    »Keine Ahnung.«
    Gunnarstranda fuhr an den Straßenrand und hielt an. »Du musst noch mal ins Scarlet.«
    »Das hatte ich ohnehin vor.«
    »Aber tagsüber, wenn sie nicht geöffnet haben.«
    Frølich lächelte stumm, dann blickte er sich um und erkannte, wo sie waren. »Was suchen wir hier?«
    »Bei Reidun Rosendal ist noch einmal eingebrochen worden«, antwortete sein Chef und öffnete die Autotür.
    »Heute Nacht?«
    Gunnarstranda nickte. »Und dein Maso, Herr Engelsviken, hat sich offenbar ein hervorragendes Alibi besorgt«, fügte er mit trockener Stimme hinzu.

Neununddreißig
    Das Tor stand offen. Das Schloss war total zertrümmert. Gunnarstranda musterte die Überreste, ließ seine Finger über das Metall streichen. Hörte Frølich hinter sich. Der süße Geruch von altem Alkohol quälte seine Nase.
    »Der Typ muss doch mindestens ein Brecheisen verwendet haben«, meinte Frølich.
    Sie gingen weiter durch den dunklen Torweg. Die Haustür schien überhaupt nicht beschädigt worden zu sein. Merkwürdig, wunderte Gunnarstranda sich und blieb stehen.
    »Sie kann offen gestanden haben«, schlug Frølich vor. »Er hat das Tor aufgebrochen, aber die Haustür stand vielleicht noch offen.«
    »Hm.«
    Gunnarstranda drehte sich um und ging durch den Torweg zurück. Er riss das Tor so weit auf, dass es gegen die Mauer schlug.
    »Hm«, wiederholte er und betastete die Mauer. Da war ein Sprung in der Wand.
    Frølich reagierte. Er ging rasch zurück zum Auto und kehrte mit einer Taschenlampe zurück. Er beleuchtete das Mauerwerk, wo der Verputz beschädigt war, und öffnete das Tor abermals. Der Griff stieß gegen die Kerbe in der Mauer.
    »Die Kerbe ist nicht durch langen Verschleiß entstanden«, stellte Frølich fest. »Dann wäre höchstens etwas Verputz abgeblättert. Das hier stammt von einem Schlag.«
    Gunnarstranda stimmte zu. »Meinst du, jemand hat das Schloss zerschlagen und die Wand als Unterlage benutzt?«
    »Sieht so aus.«
    Er hörte Frølichs Stimme:
    »Unsere Jungs müssen sich das mal ansehen.«
    Gunnarstranda nickte, öffnete die Tür und ging voran die Treppe hinauf. Die Wohnungstür war mit einem Brecheisen aufgebrochen worden. Der ganze Türrahmen war in Mitleidenschaft gezogen, und weiße Holzspäne leuchteten aus dem Türrahmen.
    Die Wohnung war kaum wiederzuerkennen. Auch beim ersten Mal waren überall Bücher und Unterlagen verstreut gewesen, aber jetzt sah es deutlich schlimmer aus. Die Matratze war aufgeschlitzt worden und lehnte hochkant an der Wand, der Inhalt verteilte sich über den Boden. Decke und Kissen hatten dasselbe Schicksal erlitten. Der Boden war mit braunen und weißen Federn übersät. Alle Schranktüren standen offen, der Schrankinhalt lag auf dem Boden verstreut.
    Irgendwer hatte systematisch jeden Gegenstand in der kleinen Wohnung untersucht. Gunnarstranda verspürte das Bedürfnis zu fluchen. »Das war aber gründlich«, murmelte er, ging zum Fenster und schob die Vorhänge zur Seite. Die Häuser lagen in der Finsternis. Fast jedenfalls. Schräg oben auf der anderen Straßenseite brannte in zwei Fenstern Licht.
    Frølich strich sich über die Stirn.
    »Ich glaube, wir sollten uns mal wieder mit Arvid Johansen unterhalten«, sagte Gunnarstranda leise und ließ den Vorhang fallen.
    Sie stiegen die Treppe hinunter. Draußen regnete es jetzt stärker. Ein Bach floss durch den Rinnstein.
    Gunnarstranda klappte seinen Mantelkragen hoch und rannte über die Straße. Mit großen Schritten lief er die Treppe

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