Tödliche Jagd
rief er mir zu und ließ sich dann mit
ausgestreckten Armen aus dem Sattel auf mich fallen.
Ich wurde von seinem Gewicht unter Wasser
gedrückt, doch im selben Moment raste eine Welle über uns
hinweg und riß uns mit. Als ich wieder auftauchte, war er drei,
vier Meter von mir entfernt.
Er watete auf mich zu und nahm Kampfstellung ein.
Jetzt im nachhinein wird mir bewußt, daß alles nach
strengen Regeln ablaufen sollte. Ein feierliches Ritual zwischen
einander ebenbürtigen Gegnern. Beinahe eine religiöse
Handlung.
Er stieß den üblichen Schrei aus und
versuchte einen überraschenden Schlag zu landen, doch ich blockte
ihn ab, drehte mich, führte einen Ellenbogenstoß nach hinten
aus und traf ihn voll am Mund, daß einige Zähne dran glauben
mußten. Eine Welle trennte uns wieder, und als sie verebbt war,
stürzte er sich auf mich und bearbeitete meinen Kopf mit
Handkantenschlägen. Ich konterte sie mit dem jujiuke und konnte selbst noch einen Ellenbogenstoß in seinem Gesicht landen.
Eine größere Welle als die vorherigen
riß mich in Richtung der Felsen zurück. Er war eher wieder
auf den Beinen als ich und erwischte mich mit einem mit aller Kraft
geführten Schlag an der linken Brustkorbseite.
Ich spürte, daß er mir damit mindestens
zwei Rippen gebrochen hatte, ließ mich zur Seite fallen und trat
ihm mit dem Fuß in den Unterleib, gefolgt von einem Schlag in den
Magen. Er sackte zusammen, fiel ins Wasser, und ich beging den Fehler,
ihn schon für groggy zu halten. Unheimlich schnell schoß er
wieder aus dem Wasser und verpaßte mir einen Handkantenschlag,
der wie ein Schwerthieb traf.
Mit diesem einen, fürchterlichen
Schlag brach er mir den linken Arm und hätte mich wohl im
nächsten Moment kaltgemacht, wenn nicht wieder eine riesige Welle
über uns hinwegge rollt wäre! Ich wurde von ihr tief in einen
grünen Strudel hineingezogen, und als ich wieder an die
Oberfläche kam, sah ich, daß er gut fünfzehn Meter von
mir entfernt war. Das genügte mir, und ich watete auf den Strand
zu.
Wieder auf festem Boden sah ich über die
Schulter, daß er auf sein Pony zuwatete. Dann zog ich den Kopf
ein und rannte wie ein Hase auf die Stelle zu, wo mein Gewehr lag.
Ich hörte bereits die Hufschläge, als ich
mich neben das AK kniete. Ich verzichtete auf einen Blick über die
Schulter, konzentrierte mich einzig und allein darauf, mit der Rechten,
der Hand, die ich noch gebrauchen konnte, das letzte Magazin aus dem
Gürtel zu ziehen und ins Gewehr zu schieben.
Er rief einmal laut meinen Namen, vielleicht, weil er
in mir seinen Henker erkannte und mich grüßte, vielleicht
auch als Appell an mich, den Kampf nach seinen Regeln und ehrlich Mann
gegen Mann zu beenden. Ich drehte mich um, hielt ihm das AK mit einer
Hand entgegen und schoß ihm in den Kopf. Erst als er nach hinten
aus dem Sattel fiel, bemerkte ich, daß er es nicht einmal
für nötig befunden hatte, sein Schwert zu ziehen.
Ein Hubschrauber schwebte über den Klippenrand hinaus aufs
Meer, drehte dort und kam zurück, um einen sicheren Landeplatz zu
suchen, was auf dem schmalen Strand und wegen der Fallwinde, mit denen
man im Bereich der Klippen immer rechnen muß, bestimmt nicht
einfach war.
Doch darum konnte und wollte ich mich nicht
kümmern. Ich lief über den Sand zurück in das seichte
Wasser zwischen den Felsen, spürte die Schmerzen nicht in meinem
schlaff an mir herabhängenden linken Arm.
Es grenzte schon fast an ein Wunder,
daß Max noch zu sehen war, inzwischen noch etwas weiter
draußen auf einer Kante über tiefem Wasser unterhalb eines
Felsens. Eigentlich hätte er be reits längst tot sein
müssen; wahrscheinlich hatte ihn eine Welle nur zufällig dort
abgelegt. Die nächste größere würde ihn
unweigerlich mitreißen und sein Leben einfach auslöschen.
Um zu ihm zu gelangen, hätte ich über
glatte, mit Seetang und grünem Schleim bedeckte Felsbrocken
klettern müssen, was schon unter normalen Umständen sehr
schwierig gewesen wäre, mit meinem gebrochenen Arm schier
unmöglich.
Aber ich mußte es versuchen, und nichts
hätte mich davon abhalten können. Eine Welle warf mich gegen
einen Felsen, und dann hörte ich meinen Namen. Als ich mich
umschaute, sah ich Männer in Tarnanzügen und roten Baretts am
Strand.
Ich kämpfte mich weiter vorwärts, obwohl ich
annehmen mußte, daß er bereits weg war, erreichte ich
schließlich den Felsen, schlug zu guter Letzt noch der Länge
nach
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