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Tödliche Küsse

Tödliche Küsse

Titel: Tödliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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bereits im dunklen Wald verschwand. Da ihr keine andere Wahl blieb, schlug sie Nadine ein paarmal unsanft ins Gesicht. »Gottverdammt. Jetzt komm endlich wieder zu dir.«
    »Er wollte mich umbringen.« Nadine rollte mit den Augen, als Eve sie erneut schlug.
    »Jetzt komm endlich in Bewegung, hörst du? Lauf los und ruf die Polizei. Und zwar jetzt sofort.«
    »Die Polizei.«
    »Da entlang.« Eve gab ihr einen Stoß in Richtung Weg, hoffte, dass sie auf den Beinen bliebe und nahm selbst die Verfolgung des Wahnsinnigen auf.
    Er hatte gesagt, er hätte einen Plan, und sie war sich sicher, dass es auch so war. Selbst wenn es ihm gelänge, aus dem Park herauszukommen, würde er am Ende ganz sicher doch erwischt. Doch seine Mordlust war geweckt – vielleicht schnappte er sich einfach irgendeine Frau, die ihren Hund spazieren führte oder jemanden, der nach einer fröhlichen Verabredung spät nach Hause kam.
    Er würde das Messer gegen jeden heben, denn wieder hatte er versagt.
    Sie blieb im Dunkel stehen, hielt den Atem an und spitzte ihre Ohren. Gedämpft drangen die Geräusche des Straßen- und des Luftverkehrs zu ihr herüber, und hinter dem Blätterwerk der Bäume blitzten die Lichter der Stadt.
    Ein Dutzend Wege führten durch den Wald und durch die liebevoll geplanten und sorgsam angelegten Gärten.
    Plötzlich hörte sie etwas. Vielleicht waren es Schritte, vielleicht das Rascheln eines kleinen Tiers in einem nahen Busch. Mit gezückter Waffe schob sie sich tiefer in die Finsternis hinein.
    Es gab einen Brunnen, dessen Wasser still im Dunkeln lag. Einen kleinen Spielplatz – Schaukeln, Rutschen, schaumumhüllte Stangen, an denen sich die kleinen Kletterer weder ihre Schienbeine noch ihre Ellbogen stoßen konnten.
    Eve blickte sich um und verfluchte sich dafür, dass sie beim Verlassen ihres Wagens die Taschenlampe nicht mitgenommen hatte. Hier zwischen den Bäumen war es viel zu dunkel, und die Stille wogte wie ein schwarzer Nebel durch die regungslose Luft.
    Dann hörte sie den Schrei.
    Er war zurückgeschlichen, ging es ihr blitzschnell durch den Kopf. Er war zurückgeschlichen und hatte Nadine abermals erwischt. Eve wirbelte herum, und ihr Instinkt, andere zu beschützen, rettete sie selbst.
    In ihrem Schulterblatt klaffte ein langer, zum Glück nicht tiefer Schnitt, der wie verrückt brannte. Den zweiten Hieb wehrte sie mit dem Ellbogen ab und prallte mit der Faust unsanft gegen seinen Kiefer, sodass er sie noch immer nicht treffen konnte. Doch die Klinge flog nach vorn und schnitt ihr oberhalb des Handgelenkes in den Arm, sodass ihre eigene Waffe nutzlos aus ihren Fingern glitt.
    »Du dachtest also wirklich, ich würde weglaufen.« Mit rot glühenden Augen umrundete er sie. »Wie die meisten anderen Frauen hast auch du mich eindeutig unterschätzt. Aber jetzt schneide ich dich ganz langsam in Stücke, Dallas. Ich schlitze dir die Kehle auf.« Sein Arm fuhr nach vorne, und sie machte eilig einen Satz zurück. »Ich schlitze dir den Bauch auf.« Wieder stieß seine Hand nach vorn und fuhr so dicht an ihr vorbei, dass sie von dem Luftzug, den das Messer verursachte, eine Gänsehaut bekam. »Jetzt habe ich dich in der Hand.«
    »Den Teufel hast du.« Sie griff zur letzten Waffe jeder Frau. Der Tritt war sorgfältig gezielt. Zischend ging das Frettchen in die Knie, das Messer fiel zu Boden, und schon stürzte sie sich auf ihn.
    Er kämpfte wie der Wahnsinnige, der er tatsächlich war. Seine Finger rissen wild an ihrem Haar, und seine Zähne suchten schnappend nach einem Fetzen Fleisch. Über ihren Arm lief immer noch das Blut und so glitt sie immer wieder von ihm ab, während sie noch darum kämpfte, die Stelle unter seinem Kiefer zu finden, die sie drücken müsste, um ihn zur Bewegungslosigkeit zu zwingen.
    Verbissen rollten sie über Kies und Erde, doch außer einem gelegentlichen Keuchen entfuhr ihnen kein Laut. Seine Hand glitt auf der Suche nach dem Messer rastlos über den Boden, und sie streckte die Finger wie Krallen nach ihm aus.
    Dann sah sie plötzlich Sterne, als seine linke Faust auf ihren Unterkiefer traf.
    Ihre Betäubung legte sich sofort, doch sie wusste, sie war tot. Sie sah das schicksalhafte Messer und atmete scharf ein.
    Später würde sie sich sagen, es hätte geklungen wie das zornige Heulen eines Wolfes, wie ein Schrei nach Vergeltung, nach Rache und nach Blut. Irgendetwas oder jemand zerrte Morse von ihr herunter, sie rollte sich auf ihre Knie und Hände und schüttelte den Kopf. Das

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