Tödliche Küsse
gelegentlicher leichter Schauder unterbrach die totengleiche Starre, in die sie verfallen war.
»Du hast immer wieder versucht, mir die Show zu stehlen. Du bist sogar zu unserem Boss gegangen und hast ihn gebeten, dass er mich in eine andere Abteilung versetzt. Du hast ihm erklärt, ich wäre ein…« – zur Betonung seiner Worte klopfte er mit der Klinge seines Messers gegen ihren Hals -»mieses, kleines Arschloch. Und weißt du, diese Schnepfe Towers wollte mir noch nicht einmal ein Interview gewähren. Sie hat mich brüskiert. Hat mich auf Pressekonferenzen einfach ignoriert. Aber ich habe es ihr heimgezahlt. Ein guter Reporter lässt nie locker, stimmt’s, kleine Nadine? Also habe ich mich umgehört und am Ende eine nette, saftige Story über den dämlichen Freund ihrer geliebten Tochter ans Tageslicht gezerrt. Die ganze Zeit, während die glückliche Brautmutter alle diese hübschen Hochzeitspläne schmiedete, wusste ich über den zukünftigen Schwiegersohn genaustens Bescheid. Ich hätte sie erpressen können, aber das war nicht das Ziel. Sie war vollkommen fertig, als ich sie schließlich anrief und ihr alles erzählte.«
Seine zusammengekniffenen Augen begannen zu glänzen. »Plötzlich war sie bereit mit mir zu reden. Oh, mehr als nur bereit. Sie hätte versucht, mich zu ruinieren, obwohl alles, was ich ihr zu erzählen hatte, den Tatsachen entsprach. Aber Towers hatte Einfluss, und sie hätte versucht, ihn zu benutzen, um mich zu zerquetschen wie ein lästiges Insekt. Genau das hat sie am Link zu mir gesagt. Trotzdem tat sie genau das, was ich von ihr verlangte. Und als ich sie in der schmutzigen, schmalen Gasse traf, verzog sie tatsächlich verächtlich das Gesicht. Die Schlampe verzog ihr hässliches Gesicht und sagte: ›Ich bin es nicht gewohnt, dass man mich warten lässt. Aber jetzt, du widerlicher kleiner Bastard, werden wir die Dinge klären. ‹«
Vor lauter Lachen hielt er sich den Bauch. »Oh, und ich habe die Dinge geklärt. Das Blut spritzte nur so aus ihr heraus und genau wie meine gute, alte Mutter rang sie gurgelnd ein letztes Mal nach Luft.«
Er schlug Nadine kurz auf den Kopf, erhob sich und trat vor die Kamera, die er unweit der Parkbank aufgestellt hatte.
»Hier spricht C. J. Morse. Die Sekunden verrinnen und es scheint, als käme unsere heldenhafte Bullen-Fotze doch zu spät, um ihre gute Freundin vor der Hinrichtung zu retten. Auch wenn es lange als sexistisches Klischee galt, hat dieses Experiment uns wieder mal bewiesen, dass Frauen einfach nicht pünktlich sein können.«
Wieder begann er, dröhnend zu lachen, versetzte Nadine einen beiläufigen Schlag, der sie auf der Bank zusammensinken ließ, und setzte nach einem letzten schrillen Kichern eine ernste Miene auf.
»Die öffentliche Übertragung von Hinrichtungen wurde in diesem Land im Jahre 2012 verboten, und fünf Jahre später sprach sich der oberste Gerichtshof gänzlich gegen die Todesstrafe aus. Natürlich hatten fünf idiotische, großmäulige Weiber diese Entscheidung erzwungen, sodass ich persönlich sie als null und nichtig ansehe.«
Er zog einen kleinen Sender aus der Tasche und wandte sich wieder an Nadine. »Ich werde mich jetzt in die aktuellen Nachrichten einklinken, Nadine. In zwanzig Sekunden gehen wir auf Sendung.« Er neigte den Kopf ein wenig und bedachte sie mit einem nachdenklichen Blick. »Weißt du, du könntest durchaus etwas Make-up vertragen. Schade, dass dafür keine Zeit ist. Ich bin sicher, bei deiner letzten Sendung würdest du gerne möglichst hübsch aussehen.«
Er trat vor sie, legte ihr das Messer an die Kehle und blickte in die Kamera. »In zehn, neun, acht…«
Beim Klang eiliger Schritte auf dem Kiesweg drehte er den Kopf. »Aber hallo, scheint, als hätte sie es tatsächlich noch geschafft. Nur wenige Sekunden vor Ablauf der Frist.«
Eve riss entsetzt die Augen auf und blieb schlitternd stehen. In den zehn Jahren bei der Truppe hatte sie schon viel gesehen. Vieles, von dem sie häufig wünschte, sie könnte es vergessen. Doch nie zuvor hatte sie etwas Vergleichbares erlebt.
Eingetaucht ins Licht der einzigen Lampe, die in diesem Teil des Parks brannte saß Nadine vollkommen starr auf einer Bank. Blut trocknete auf ihrer Haut, und sie hatte ein Messer an der Kehle. Hinter ihr stand C. J. Morse in einem adretten Hemd und einem farblich passenden Jackett und blickte in die auf einem schlanken Dreibein aufgebaute, laufende Fernsehkamera.
»Was zum Teufel machen Sie da,
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