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Tödliche Küsse

Tödliche Küsse

Titel: Tödliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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Messer, dachte sie verzweifelt, das gottverdammte Messer. Doch sie konnte es nicht finden, sodass sie in Richtung ihrer eigenen Waffe kroch.
    Sie hatte sie schon in der Hand, ehe sie sich weit genug erholte um zu sehen, was nicht weit von ihr geschah. Zwei Männer kämpften miteinander, rollten wie zwei wilde Hunde auf dem hübschen Spielplatz herum. Und einer der beiden war tatsächlich Roarke.
    »Geh weg von ihm.« Sie rappelte sich auf, schwankte und atmete tief ein. »Weg von ihm, damit ich schießen kann.«
    Wieder rollten die beiden Männer herum. Roarke umklammerte Morses Finger, doch der hatte das Messer sicher in der Hand. Neben ihrer Wut, dem Pflichtgefühl und ihrem Instinkt breitete sich urplötzlich eine riesengroße, überwältigende Angst in Eves Innerem aus.
    Schwach und immer noch blutend, lehnte sie sich gegen die gepolsterten Stangen des Klettergerüsts und stützte die Hand, in der sie ihre Waffe hielt, mit der anderen ab. Im schwachen Licht des Mondes sah sie, wie Roarkes Faust ihr Ziel traf, hörte das Splittern von Knochen und verfolgte, wie das Messer in hohem Bogen durch die Luft fuhr, ehe seine Klinge zitternd in der Kehle des Frettchens verschwand.
    Jemand murmelte ein Gebet. Als sich Roarke erhob, wurde ihr bewusst, dass sie selbst es war, die die flehenden Worte sprach. Sie ließ ihre Waffe sinken und starrte ihn an. Seine Miene war reglos, doch seine Augen glühten, und von seiner eleganten Jacke troff dunkelrotes Blut.
    »Du siehst einfach entsetzlich aus«, brachte sie erstickt hervor.
    »Du solltest dich selbst sehen.« Er keuchte. Aus Erfahrung wusste er, dass ihm später ganz sicher jeder Knochen wehtun würde. »Weißt du nicht, dass es unhöflich ist, eine Party einfach zu verlassen, ohne sich zu entschuldigen?«
    Mit zitternden Beinen trat sie auf ihn zu, dann jedoch blieb sie wieder stehen und schluchzte leise auf. »Tut mir Leid. Es tut mir so Leid. Gott, bist du verletzt?«
    Sie warf sich ihm in die Arme, schmiegte ihren Kopf an seine Schulter, und er zog sie eng an seine breite Brust. »Hat er dich mit dem Messer getroffen? Hat er dich irgendwo erwischt?« Sie riss sich von ihm los und zerrte verzweifelt an seinem Jackett.
    »Eve.« Er umfasste sanft ihr Kinn. »Du blutest ziemlich stark.«
    »Er hat mich ein paarmal erwischt.« Sie tastete nach ihrer Nase. »Aber es ist nicht so schlimm.« Trotzdem zog Roarke ein großes, leinenes Taschentuch aus der Tasche, wischte ihr das Blut ab und verband die Wunde an ihrem rechten Arm. »Und es ist Teil von meinem Job.« Sie atmete tief ein, und ihre bisher verschwommene Sicht wurde allmählich wieder klar. »Wo hat er dich getroffen?«
    »Das ist nicht mein Blut«, kam die ruhige Antwort, »sondern das von Morse.«
    »Das von Morse?« Beinahe wäre sie erneut ins Schwanken geraten, doch sie drückte ihre Knie durch und fragte: »Und du bist nicht verletzt?«
    »Nicht schlimm.« Er bog ihren Kopf nach hinten und blickte voller Sorge auf den flachen Schnitt an ihrer Schulter und das rasch anschwellende Auge. »Du brauchst einen Arzt.«
    »Gleich. Erst habe ich noch eine Frage.«
    »Na, dann schieß mal los.« Er riss ein Stück Stoff aus seinem zerfetzten Ärmel und tupfte damit an ihrem Schnitt herum.
    »Komme ich vielleicht in einen deiner Konferenzsäle gestürmt, wenn du irgendwelche Probleme mit deinen Geschäftspartnern hast?«
    Die dunkle Glut in seinen Augen verglomm langsam, und auf seine Lippen legte sich ein Lächeln. »Nein, Eve, das tust du nicht. Ich weiß wirklich nicht, was in mich gefahren ist.«
    »Schon in Ordnung.« Da sie keine Tasche hatte, schob sie ihre Waffe zurück hinter ihren Rücken, wo sie zuvor mit Klebestreifen befestigt gewesen war. »Dieses eine Mal«, murmelte sie und umfasste sein Gesicht, »ist es in Ordnung. Es ist wirklich okay. Ich hatte eine Heidenangst, als ich nicht an dir vorbei auf ihn zielen konnte. Ich dachte, bevor ich ihn davon abhalten könnte, würde er dich umbringen.«
    »Dann solltest du verstehen, wie es mir gegangen ist.« Er legte einen Arm um ihre Taille, und gemeinsam schleppten sie sich in Richtung des ursprünglichen Tatortes zurück. Nach einem Augenblick erkannte Eve, dass sie vor allem deshalb hinkte, weil sie nur noch einen Schuh trug, und ohne auch nur stehen zu bleiben, streifte sie ihn ab. Dann sah sie die hellen Lichter vor sich.
    »Polizei?«
    »Ich denke schon. Ich bin auf Nadine gestoßen, als sie über den Weg in Richtung Haupttor stolperte. Der Kerl schien ihr

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