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Tödliche Küsse

Tödliche Küsse

Titel: Tödliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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nicht.«
    »Und ob Sie kommen werden«, erwiderte Morse. »Sechs Minuten. Von jetzt an.«
    Der Bildschirm wurde schwarz. Eves Finger hingen kurz über den Tasten. Sie erwog einen Anruf in ihrer Zentrale, dachte an die Dutzende von Leuten, die in wenigen Minuten den Park erreichen könnten. Dachte an undichte Stellen, elektronische Lecks.
    Dachte an das Blut, das über Nadines Hals geflossen war.
    Stürzte aus dem Zimmer und drückte im Laufen auf den Knopf des Fahrstuhls. Denn ohne ihre Waffe hätte sie nicht den Hauch von einer Chance.
    Nie zuvor in seinem Leben hatte C. J. Morse sich derart amüsiert. Durch die schnellen Morde hatte er sich unter Wert verkauft. Es war viel erquicklicher, sich an der Angst der Frau zu weiden, sie langsam zu verstärken, zu verfolgen, wie sie immer größer wurde und schließlich irrer Panik wich.
    Nadines Augen verrieten genau diese Panik. Sie waren glasig, die Pupillen unnatürlich groß, sodass von der Farbe ihrer Iris kaum noch etwas zu sehen war. Er erkannte voll Freude, dass sie vor lauter Panik sicher bald ihr Leben ganz von alleine aushauchen würde.
    Er hatte sie nicht noch mal geschnitten. Oh, er hätte es sehr gern getan und zeigte ihr das Messer oft genug, damit sie nie die Angst davor verlor, dass er es irgendwann auch tat. Doch ein Teil von ihm sorgte sich um das blöde Bullen-Weib.
    Nicht, dass er nicht mit ihr zurechtkäme, sagte sich Morse. Er käme auf die einzige Art mit ihr zurecht, die Frauen überhaupt verstanden. Indem er sie am Ende um die Ecke bringen würde. Doch im Gegensatz zu seinen bisherigen Opfern ginge er langsam und sorgfältig zu Werke. Sie hatte versucht, ihn hinters Licht zu führen, und das war eine Kränkung, die er nicht ertrug.
    Frauen versuchten ständig, im Mittelpunkt zu stehen, standen einem stets im Weg, wenn man im Begriff war, es endlich selbst nach ganz oben zu schaffen. Diese Erfahrung hatte er in seinem Leben schon sehr oft gemacht. Angefangen mit seiner Mutter, dieser ehrgeizigen Schlampe.
    »Du hast nicht dein Bestes gegeben, C. J. Um Himmels willen, benutz endlich mal dein Hirn. Allein mit gutem Aussehen oder Charme wirst du nie durchs Leben kommen. Vor allem, da du keine dieser beiden Eigenschaften überhaupt besitzt. Ich hätte mehr von dir erwartet. Wenn du nicht der Beste bist, dann bist du ein Nichts.«
    Er hatte es ertragen, oder etwa nicht? Lächelnd strich er der erschaudernden Nadine über das in Strähnen herabhängende Haar. Er hatte es jahrelang ertragen, hatte den braven, folgsamen Sohn gespielt und nachts davon geträumt, wie er sie am besten umbringen könnte. Wunderbare Träume, schweißtreibend und süß, in denen endlich ihre krächzende, fordernde Stimme für alle Zeit verstummt war.
    »Und am Ende habe ich’s getan«, erklärte er im Plauderton und legte die Spitze seines Messers an die Stelle, an der Nadines Pulsschlag deutlich zu sehen war. »Es war vollkommen einfach. Sie saß ganz allein in diesem großen, bedeutsamen Haus über ihrer großen bedeutsamen Arbeit. Und ich ging einfach rein. ›C. J.‹, hat sie gesagt. ›Was machst du denn hier? Erzähl mir bloß nicht, dass du schon wieder einen Job verloren hast. Du wirst es im Leben nie zu etwas bringen, wenn du dich nicht endlich hundertprozentig auf etwas konzentrierst.‹ Und ich habe bloß gelächelt und gesagt ›Halt die Klappe, Mutter, halt endlich deine gottverdammte Klappe.‹ Und dann habe ich ihr die Kehle durchgeschnitten.«
    Zur Demonstration ließ er die Klinge seines Messers so leicht über den Hals der Journalistin gleiten, dass sie nur eine leichte Kratzspur hinterließ. »Das Blut spritzte nur so aus ihr heraus, sie rang ein letztes Mal nach Luft, und dann war sie endlich still. Aber weißt du was, Nadine, eins hatte ich tatsächlich von der alten Schlampe gelernt. Es war allerhöchste Zeit, dass ich mich auf etwas konzentrierte. Ich brauchte ein Ziel. Und ich kam zu dem Schluss, dass mein Ziel wäre, die Welt von großmäuligen, krankhaft ehrgeizigen Frauen zu befreien, die doch immer nur versuchen, uns Männern die Eier zu zerquetschen. Frauen wie Towers und Metcalf. Frauen, die so sind wie du.« Er beugte sich vor und küsste Nadine mitten auf die Stirn. »Frauen, die genau so sind wie du.«
    Sie konnte nur noch wimmern. Ihr Hirn war wie erstarrt. Sie hatte aufgehört zu versuchen, ihre Hände aus den Fesseln zu befreien, hatte aufgehört, überhaupt etwas zu tun. Reglos wie eine Puppe saß sie auf der schmalen Bank, und nur ein

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