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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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musste er vollkommen falsch verstanden haben. Sie mochte Alain, das gab sie gerne zu, weil sie sich mit ihm so herrlich kabbeln konnte und er Abwechslung in ihren Alltag brachte. Außerdem war sie beeindruckt von seiner Intelligenz und er zog sie körperlich an.
    Aber Liebe ? Niemals! Von Liebe war keine Rede zwischen Alain und ihr. Bloß weil er sie aus einer Laune heraus nach Deutschland begleitete, hieß das lange nicht, dass sie statt eines angespannten Verhältnisses zueinander ein Verhältnis miteinander hatten. Sie vermutete ohnehin, Alain könnte sie allein deshalb zu dieser Reise gedrängt haben, um Pierre die Grenzen seiner Macht über seine Tochter zu zeigen. Nein, mit Liebe konnte sie Alain bestimmt nicht dienen. Denn da war einfach nichts zwischen ihnen!
    Und am allerwenigsten Liebe.
    Okay! Ist ja gut, lenkte sie ärgerlich ein, als in ihrem Hinterkopf empörte Stimmen den Aufstand probten. Da köchelte vielleicht auf Sparflamme ein undefinierbares Gebräu aus sexueller Anziehung und Verlangen, gewürzt mit einer satten Prise Lust. Selbstverständlich wollte sie ihn in ihrem Bett haben, schließlich war sie ein gesunder, junger Mensch mit ganz normalen Bedürfnissen. Doch sie hatte das alles unter Kontrolle, sodass nichts überkochen konnte. Liebe war ganz sicher keine der Zutaten, die sie großzügig verwendete und an jemanden verschwendete, der die Auswahl seiner Speisen nicht sonderlich kritisch betrachtete. Hauptsache, der Hunger wurde gestillt, womit auch immer.
    Liebe? – Ausgeschlossen!
    „Du empfindest dermaßen tief und aufrichtig für diesen Kerl“, Jasdans ausgestreckter Zeigefinger schoss drohend auf sie zu, „widersprich mir nicht! –, wie ich es bei dir nie zuvor erlebt habe. Und nur eine Frau, die selbstlos und von ganzem Herzen liebt, entwickelt diesen mütterlichen Instinkt, einen Menschen unter ihre Fittiche zu nehmen und ihn das Leid, das er erfahren hat, vergessen zu lassen. Würdest du nicht alles dafür tun, um das, was ihm passiert ist, ungeschehen zu machen? Ganz offensichtlich, weil er dir nicht gleichgültig ist. Er bedeutet dir etwas. Er ist dir wichtig geworden.“
    Na und? Das war noch lange kein Beweis für Liebe. Suse war ihr wesentlich wichtiger und Karo und Jasdan lagen ihr mindestens ebenso am Herzen wie ‚Die guten Tiere’ oder ihre Familie … trotz allem. Von jedem würde sie, so es in ihrer Macht stand, Unheil abzuwenden versuchen.
    „Du sagst, du weißt nicht, wie du ihm helfen kannst. Ich dagegen glaube, dass du es bereits tust. Du bist für ihn da. Du empfindest etwas für ihn. Mach es ihm nicht so schwer, indem du deine Gefühle für ihn abstreitest. Rede mit ihm darüber. Gib ihm Sicherheit.“ Jasdan lachte leise vor sich hin und seine Augen blitzten amüsiert. „Männer mögen das. Vor allem die, die glauben, alles im Griff zu haben und keine Hilfe zu benötigen. Vertrau mir, er hat viel mehr Angst, dir seine Gefühle zu offenbaren, als umgekehrt. Und ganz unter uns, er hegt gewisse Gefühle für dich.“
    Mit einem Ruck schwang er sich aus dem Sessel. „Es ist besser, wenn ihr heute hier übernachtet. Platz ist mehr als genug und Besuch gibt es ohnehin viel zu selten. Und dein Bekannter hat vermutlich Ruhe dringend nötig. Wir sollten ihn nicht wecken. Brauchst du etwas Bestimmtes aus eurem Gepäck im Hotel? Ich könnte es für dich schnell holen. Ansonsten findest du alles entweder bei mir oder in Suses Zimmer, Zahnbürste, Wäsche, na ja, du weißt schon. In Suses Schränken kennst du dich sicher besser aus als sonst jemand.“
    „Alain benötigt seine Medikamente.“
    Jasdans Augenbrauen schossen fragend in die Höhe.
    „Er ist transplantiert“, erklärte Beate. „Vor einem halben Jahr hat er eine Spenderniere bekommen.“
    „Verstehe. Deswegen keine Psychopharmaka. Ich werde eure Taschen holen. Bin gleich zurück.“
     
    Sie betrachtete besorgt Alains noch im Schlaf schweißnasses Gesicht, die faszinierende Schönheit seiner Züge. Seine langen Wimpern warfen leichte Schatten auf die hohen Wangenknochen, die Lider flatterten, als würde er träumen. Ein so stolzer, unerschütterlich wirkender Mann, der im Schlaf hilflos vor ihr lag und wie ein verängstigtes Kind vor sich hin murmelte. Nicht einmal im Schlaf ließen ihn seine Dämonen in Ruhe! Zärtlich strich sie über seine eingefallenen Wangen. Ob er aufwachen würde, wenn sie ihn wie Dornröschen zu wecken versuchte? Sein hübsch geschwungener Mund schien sie regelrecht dazu

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