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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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und trieb ihm den Schweiß auf die Stirn. Einer Welle gleich lief das Würgen durch seinen Körper und schüttelte ihn. Lange, feuchte Haarsträhnen klebten ihm an Schultern und Hals und seine Haut hatte eine schreckliche, milchig grüne Farbe angenommen.
    „Gott, was haben sie dir bloß angetan?“ Sie flüsterte es unter Tränen.
    Er hörte sie. Er wusste, dass sie da war und hinter ihm stand, doch er wandte sich nicht um. Wenn er den Schmerz und das Mitgefühl sah, die ihr ins Gesicht geschrieben standen, würde er seine Selbstbeherrschung verlieren, die nur noch an einem seidenen Faden hing. Ihm graute davor, sie könnte ihn berühren, und doch brauchte er ihre Zärtlichkeit, brauchte sie so dringend
    „Geh weg!“, flehte er schwach.
    Beate trat an ihn heran, zog sanft seinen Kopf zurück, sodass er an ihrem Bein lehnte, und legte ihre kühle Hand auf seine Stirn. Seine Haut war feucht und kalt, der Stoff seines Hemdes schweißdurchtränkt. Teilnahmslos ließ er es geschehen und schloss die Augen, unter denen dunkle Schatten lagen. Aus dem Wandregal zog Beate einen Waschlappen, mit dem sie sein Gesicht abwischte.
    Kaum hörbar murmelte er voll Verzweiflung: „Geh.“
    „Hör auf, mir Vorschriften machen zu wollen“, wies sie ihn sanft zurecht. „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich erst dann gehen werde, wenn ich es für richtig halte?“
    „ Ver-verschwinde!“ Im gleichen Moment flog sein Kopf nach vorn über das Toilettenbecken und erneut erbrach er sich voller Qual.
    „S o leicht wirst du mich nicht los, Alain. Und nun hör auf, dich mit mir anlegen zu wollen. Ein solcher Versuch ist zum Scheitern verurteilt, wenn du auf Knien vor mir liegst.“
    Sie goss etwas Wasser in einen Zahnputzbecher und reichte ihn Alain. „Du musst etwas trinken. Es wird dir helfen.“
    Er gehorchte, zu schwach, sich mit ihr ernsthaft zu streiten, zu schwach, sich ihr zu widersetzen.
    „Nur kleine Schlucke. So. Besser?“
    „Nein“, stöhnte er. „Ich … ich … will nicht, dass du mich …“
    „Eines Tages wirst du mich so sehen. Ich würde es sehr wahrscheinlich auch nicht wollen, aber du würdest dich von meinen Protesten genauso wenig in die Flucht schlagen lassen, hab ich nicht Recht? Na und? Es gibt Schlimmeres, als jemandem den Kopf zu halten.“
    „ Warum? Ich weiß nicht, warum … immer wieder …“
    Sie kniete sich neben ihn, schlang ihre Arme um seinen Oberkörper und wiegte ihn beruhigend wie ein kleines Kind an ihrer Brust, minutenlang, während sie mit besänftigender Stimme auf ihn einredete: „Ist schon gut. Sag nichts, Alain. Dich trifft keine Schuld. Es wird alles wieder gut werden. Hab etwas Geduld. Wir schaffen das. Wir zwei beide, nicht wahr?“
    Allmählich ließ das Würgen nach und Alain atmete flacher. Wie sehr er das hassen musste. Beate konnte nicht genau sagen, woher sie dieses Wissen nahm, aber sie war überzeugt, dass es nicht allein Verlegenheit war wegen seiner körperlichen Verfassung, sondern etwas, das viel tiefer ging. Sie erahnte seine Verletzlichkeit und seine Selbstverachtung deswegen.
    Jedes Anzeichen von Mitleid vermeidend, da er sich dann höchstens noch hilfloser vorkommen würde, bot sie ihm noch etwas Wasser an und erkundigte sich: „Glaubst du, es geht wieder?“
    „ Es geht mir gut.“
    „So siehst du aber nicht aus.“
    „Kommentierst du mein Aussehen?“, gab er schwach zurück.
    „Das würde ich niemals wagen. Du weißt, wie ich es gemeint habe.“
    Das wusste er wirklich.                                                                      7
    Sie half ihm auf die Beine und bemerkte sorgenvoll, wie er vor Anstrengung am ganzen K örper zitterte.
    Jasdan hatte unterdessen den Tisch abgedeckt. Als sich die Badtür öffnete, fasste er den taumelnden Franzosen behutsam unterm Arm und führte ihn wortlos zur Couch im Wohnzimmer. Es dauerte keine Minute, bis Alain vollkommen entkräftet eingeschlafen war.
    „Hat er sich den Magen verdorben?“ Der spöttische Tonfall in Jasdans Stimme war mittlerweile ehrlicher Besorgnis gewichen. „Dabei hat er kaum was gegessen aus Angst, ich könnte ihn vergiften.“
    Beate stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus. „Nein , Jan, das ist kein verdorbener Magen gewesen. Ich wünschte wirklich, es wäre etwas derart Banales.“
    „ Wenn es sich um etwas Ernstes handelt, muss ich mich wohl entschuldigen für das Gedöns und Getue von vorhin.“
    Erstaunt

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