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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Schlaflosigkeit, Konzentrationsstörungen, manchmal sogar Lähmungen. Es gibt Psychopharmaka, die diese Erscheinungen dämpfen.“
    „Nicht für ihn.“
    „Warum nicht? Hat er dir erzählt, woher …“
    Sie nickte fast unmerklich. „Natürlich hat er nichts Konkretes erzählt, weil er nämlich immer noch unter einer Amnesie leidet. Vor einem halben Jahr, ich war gerade den ersten Tag in Paris, ist ihm irgendetwas Furchtbares passiert.“
    Ihre Stimme wurde noch eine Spur leiser und drohte auf einer Träne auszurutschen, sodass Jasdan sie kaum mehr verstand. „Verdammt, ich will nicht weinen! Ich sollte nicht einmal darüber reden, selbst wenn du von Berufs wegen an die Schweigepflicht gebunden bist. Und überhaupt bin ich nicht hierhergekommen, um mich an deiner Schulter auszuheulen.“
    „Warum nicht?“
    Überrascht blickte sie auf. „Weil es eh’ nicht hilft oder etwas ändert. Und weil Suse weitaus größere Probleme hat und ich ihretwegen hier bin.“ Sie schluckte heftig und verhinderte trotzdem nicht, dass ihre Augen feucht wurden. „Ich weiß einfach nicht, wie ich ihm helfen soll. Ich will irgendetwas für ihn tun, aber er will meine Hilfe nicht annehmen – abgesehen davon, dass ich auch gar nicht recht wüsste, was ich machen könnte. Welcher Mann will schon als sensibel gelten?“, zitierte sie Alain mit verzogener Miene. „Er glaubt, er hat das alles im Griff und braucht keine Hilfe. Erst recht nicht von mir, einer Deutschen, der Tochter seines Bruders. Die beiden können sich auf den Tod nicht ausstehen.“
    „ Halt mal, halt!“, unterbrach Jasdan ihren Redeschwall mit erhobener Hand. „Du bist die Tochter seines Bruders? Das würde bedeuten, er ist dein Onkel? Eh, Bea, nun mach’s aber mal halblang. Ich blicke überhaupt nicht mehr durch. Bin ich deinen Eltern nicht bei eurem Abi-Ball begegnet? Das ist gerade mal sieben Jahre her und damals waren sie ganz bestimmt Deutsche so wie du und ich. Und wenn er … wenn dieser Schönling wirklich dein Onkel ist, dann hätte mir Suse längst von ihm erzählt.“
    Nachdem Beate schließlich lang und breit ihre neu entdeckten Familienverhältnisse vor Jasdan ausgebreitet hatte, schlich sich ein schalkhaftes Lachen auf sein Gesicht.
    „Dein Onkel, wie? So ganz korrekt scheint mir das nicht zu sein.“
    Er kratzte sich das stoppelige Kinn und sann über eine Sache nach, die ihn eigentlich nichts anging. Aber da er Beate seit einer halben Ewigkeit kannte und sie quasi zur Familie gehörte, hatte er einfach ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren. Oder nicht?
    „Was ist? Sollte mir ein unbeabsichtigter Scherz unterlaufen sein? Ich kenne dieses fiese Grinsen! Jas- dan, was heckst du aus?“
    „ Verzeih, wenn ich mich erdreiste nachzufragen, Bea.“
    „Dann lass es besser gleich sein.“
    Er schmunzelte leise in sich hinein, füllte an der Hausbar zwei Gläser mit Gin Tonic und reichte Beate eines. „Auf dein Wohl!“
    „Auf unseres.“
    „Ich glaube, ich habe da vorhin etwas in den falschen Hals bekommen. Ihr versteht euch nicht gut, hast du behauptet?“
    Mit ihren Gedanken meilenweit fort von Steinbach und Jasdan nickte Beate zerstreut.
    „Du magst ihn trotzdem sehr gern.“ Er musste nicht auf ihre Bestätigung warten, sondern holte sich die Antwort aus dem verklärten Ausdruck auf ihrem Gesicht. Ihre grünen Augen lächelten, um ihren Mund lag unverkennbar Zärtlichkeit und selbst das sanfte Streicheln ihrer Finger über Alains schlaffe Hand gab ihm ausreichend Antwort.
    „Dir kann man wohl gar nichts vormachen?“
    „Ich gebrauche die Augen, die mir Mutter Natur in all ihrer Güte und Weitsicht in den Kopf gesetzt hat. Und die verraten mir überdies“, murmelte er plötzlich, „dass meine Chancen vermutlich nicht mal mehr unter einem Elektronenmikroskop zu erkennen sind.“
    „Was für Chancen?“
    Er hatte nicht geglaubt, dass sie ihn verstehen würde, aber offenbar besaß sie genau wie seine Schwester hervorragend funktionierende Ohren. Funkerohren eben.
    „Bei dir.“
    „Chancen? Bei mir? Du hast … oh Jasdan, ich wusste nicht …“
    „Tut auch nichts zur Sache“, winkte er lässig ab aus Angst, sie könnte sich entschuldigen oder ihn bemitleiden. „Jugendliche Verliebtheit. Alberne Schwärmerei. Mehr war es wohl nie und ist längst vergessen. Vorbei.“
    Scheinbar voll konzentriert füllte Jasdan erneut sein Glas und bemerkte wie nebenbei: „Du liebst ihn.“
    Beate blickte erschrocken auf. Um Himmels willen, nein! Das

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