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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Haut mit sich herumschleppte oder sich nicht erinnern konnte, wem er das zu verdanken hatte, sondern weil Beate seit ihrem Auftauchen all seine Werte in Frage gestellt hatte. Nichts war mehr wie zuvor.
    Am wenigsten er selber. Doch war das ein Grund, sich bis ans Lebensende zu verstecken und in Selbstmitleid zu zerfließen?
    Für Beate offenbar nicht, denn sie zog seinen Kopf zu sich herab und küsste ihn, was Alain aus seinen Gedanken riss und seinen Widerstand bedrohlich aufweichte.
    „Du kämpfst nicht fair“, keuchte er, als er nach einer halben Ewigkeit wieder zum Luftholen kam. „Ich gebe auf. Allerdings bitte ich dich um eins: Wirf mir hinterher nicht vor, dir deine Träume geraubt zu haben.“
    Langsam knöpfte Alain sein Hemd auf, während er Beate nicht aus den Augen ließ. Er musterte sie scharf, sie indes hielt gelassen seinem bohrenden Blick stand. Mit einem Ruck streifte er sich das Hemd vom Körper und ließ es auf den Boden fallen, um dann mit ausgebreiteten Armen wie vor einem Starfotografen zu posieren.
    „Oh Mann, bilde dir bloß nichts ein! So schön bist du nun auch wieder nicht .“ Sie versetzte ihm einen Stoß gegen die Brust.
    Er stolperte rückwärts, versuchte noch , sich an Beate festzuhalten, die dadurch selbst das Gleichgewicht verlor, und dann landeten sie Arm in Arm auf ihrem Bett.
    Jetzt oder nie! Sie kuschelte sich in seinen Arm und sog tief den Duft seiner Haut ein. Vorsichtig ließ sie ihre Hand über seine Brust gleiten.
    „ Mmmh, wie gut du duftest. Und habe ich schon gesagt, wie sehr ich Männer mit behaarter Brust liebe? Und wenn du deine Haare auf dem Kopf öfter kämmen oder sogar einmal schneiden würdest, könnten die mir ebenfalls gefallen.“
    „Wow! Sonst noch irgendwas?“ Er schlug sich die Hand vor die Augen. „Wie konnte ich nur so leichtsinnig sein? Dabei hätte ich wissen müssen, dass man sich mit dir eine Frau mit hohen Ansprüchen aufhalst. Da habe ich wahrscheinlich unverschämtes Glück gehabt, dir wenigstens mit Haaren auf der Brust dienen zu können, wenn ich sonst schon nicht dein Typ bin. Wie sagte Pierre, als ich die Niere bekam? Ich hätte unverdientes Glück?“
    Beate setzte sich auf, zog seine Finger von der Stirn und fixierte ihn voll Groll.
    „Ich mag den Ton nicht, in dem du das sagst , nämlich so als würdest du es ernst meinen. Denn ich mag dich wirklich.“
    „Du magst mich wirklich?“
    „Perfekte Menschen dagegen“, setzte sie ihre unterbrochene Rede fort, „machen mir Angst – oder solche Größenwahnsinnigen, die von sich selbst behaupten, vollkommen zu sein. Niemand ist rundherum ohne Fehl und Tadel, und wenn jemand diesen Eindruck erwecken will, hat er was zu verbergen.“
    Sie deutete mit vorgerecktem Kinn auf eine gezackte Narbe an seinem linken Oberarm. „ Wo hast du die eigentlich her? Sag jetzt nicht, auch von Pierre. Sieht aus, als hätte sich jemand damit große Mühe gegeben.“
    Alains abweisende Miene erschreckte sie und ließ sie verstummen. Er schloss die Augen, als er ihren Blick bemerkte, der langsam von seinem Gesicht abwärts wanderte und bei dem Hakenkreuz auf seinem Bauch verweilte. Er zog sich in die hinterste Ecke seines Be wusstseins zurück und schaltete seine Sinne aus, bis er Beates Stimme gedämpft wie durch eine Wand aus Watte vernahm: „Es wird lange dauern, bis die Narben nicht mehr so deutlich sichtbar sein werden.“
    Sie drängte sich an ihn, wagte indes nicht, die hellroten, mehr als drei Zentimeter breiten Streifen auf seiner Bauchdecke zu berühren. Unwillkürlich schüttelte sie sich bei dem neuerlichen flash back der Erinnerung an ihren eigenen, lange zurückliegenden Unfall.
    Sie hatte ein Rock-Konzert besucht und anschließend vor der Stadthalle auf ihre Freundinnen Suse, Karo und Cat gewartet. Plötzlich kam ein Auto auf sie zugeschossen und in dieser Sekunde schienen sich sämtliche Sinne von ihrem Körper zu lösen. Sie hörte nichts, fühlte nichts, konnte nicht einmal einen Finger rühren, sondern sah nur die Konturen des Fahrers deutlicher werden, bis er ganz dicht vor ihr war und sie jede Einzelheit seines Gesichtes erkannte, die vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen, den Bartschatten, die lange, spitze Nase.
    Erst im Krankenwagen und später in der Klinik war ihr allmählich bewusst geworden, dass der Fahrer sie an gefahren und in Bruchteilen von Sekunden außer Gefecht gesetzt hatte.
    Nach zehn Tagen wurde sie aus dem Krankenhaus als geheilt entlassen, tatsächlich geheilt

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