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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Ohr. Ungerührt von ihren Bemühungen hing sie kurz darauf wieder über ihren Augen. Alain konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Ihre ständigen Versuche, dieses Haar zu bändigen, hätten nicht wirkungsloser sein können.
    Mit einem provozierenden und sehr überlegenen Grinsen fuhr er sich durch sein rabenschwarzes Haar – und sah perfekt aus!
    „ Bäh! Schönling!“
    „ Man tut, was man kann. Und nun lass uns mit Champagner auf unser Wiedersehen anstoßen“, schlug er vor und zog damit Beates verwunderten Blick auf sich.
    „D u hast lange nichts getrunken.“
    „D as ist wahr.“
    „Bist du dir sicher, dass sich das mit den Tabletten verträgt?“
    „Keine Bange, ein Gläschen haut mich und meine Leber nicht gleich um. Wenn ich mich recht erinnere, ist sie ganz anderes von mir gewohnt als dieses harmlose Prickelwasser.“
    „Ich habe Bedenken wegen deiner Niere.“
    „Meine Niere? Meine …“ Er kratzte sich am Hinterkopf. „Die hat es schon vor einem halben Jahr entschärft. Erinnerst du dich nicht?“
    „Du bist ein hoffnungsloser Fall, Alain Germeaux.“
    „Weil mich die Nieren Fremder nicht interessieren?“
    „Wir sollten heute nicht mehr miteinander reden. Ich habe Angst, wir könnten sonst im Eifer des Gefechts Dinge von uns geben, die wir gar nicht so meinen und irgendwann bitter bereuen.“
    Alain bedachte sie lediglic h mit einem kurzen Seitenblick. „Bist du jetzt endlich fertig?“, fragte er und ehe sie antworten konnte, senkte er seine Lippen auf ihren Mund.
    N ach dieser willkommenen Unterbrechung ließ sich Beate mit unerwartetem Appetit seine liebevoll bereiteten Happen und den Champagner schmecken. Satt und zufrieden kuschelte sie sich später in Alains Arm und wedelte mit dem Briefumschlag vor seiner Nase. „Er ist von Renée, um deine Frage von vorhin zu beantworten.“
    Alain verzog das Gesicht zu einem riesengroßen Fragezeichen.
    Beate stöhnte auf. „Du weißt schon, Renée Lubeniqi. Ich habe dir von ihr erzählt, ganz sicher. Renée Lubeniqi, die Journalistin. Hast du das etwa vergessen?“
    Er machte eine abwertende Handbewegung und schnitt eine Grimasse: „Ach, die … die Mär- chen-tan-te! Warum sagst du das nicht gleich?“
    „Von wegen Märchen! Du hast Angst, in ihren Geschichten könnte mehr Wahrheit stecken, als du verkraftest. Mein Sensibelchen“, neckte sie ihn und tätschelte großmütig seine Wange. „Deswegen magst du sie nicht. Aber jetzt sei still, ich will den Brief lesen:
     
    „ Ma chère , ich weiß, Sie weilen derzeit nicht in Paris, mein Herz indes drängt mich, Ihnen all die Neuigkeiten mitzuteilen, die sich seit Ihrem Besuch häufen. Es ist eine solch überwältigende Flut von Informationen über mich hereingebrochen, dass ich fast befürchte, nicht zu wissen, wo ich mit meinem Bericht beginnen soll.
    Zu nächst möchte ich Ihnen danken – für Ihre Hartnäckigkeit und all die unbequemen Fragen, die Sie stellten. Die Lethargie, die sich meiner nach dem unvollendeten Artikel für die Petite Gazette bemächtigt hatte, löste sich durch Ihre Anwesenheit einfach in Luft auf.
    Natürlich habe ich Jean Chasseur angerufen. Ich glaube, Sie hatten die Tür noch nicht richtig hinter sich geschlossen, da stand ich bereits am Telefon und wählte seine Nummer. Ich muss gestehen, diesen großen Jungen nie vergessen zu haben, diesen grundehrlichen, ehrgeizigen und mit Feuereifer seine Storys verfolgenden Jean Chasseur. – Sein Name passt in jeder Hinsicht zu ihm.
    Sicher, liebe Beate, ist uns er Altersunterschied beträchtlich. Doch das ist nichts, was uns daran hindern könnte, in Zukunft gemeinsam zu arbeiten. Ja, ma chère ! Ja, ich bin zurückgekehrt unter das schreibende Volk! Es war unerträglich, Tag für Tag zu Hause zu sitzen, untätig, weil vor allem unfähig, die vielen weißen Blätter auf meinem Schreibtisch mit dem zu füllen, was in meinem Kopf wirr durcheinander wirbelte.
    Und dann kommen Sie unverhofft in mein Leben gepoltert und krempeln es innerhalb einer Stunde von Grund auf völlig um!
    Halt! Nein, das ist so nicht richtig. Wenn ich es recht bedenke, haben Sie nichts anderes getan, als mich wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen und auf die Füße zu stellen. Meinen besten Dank dafür.
    Wie Sie sicher längst vermuten, kam Jean noch am gleichen Abend zu mir – mit einem dicken Stapel Aktenmaterial unterm Arm. Er hatte in aller Heimlichkeit und ohne jeden Skrupel meine Recherchen weitergeführt, immer in der Hoffnung eines

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