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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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schaute in sein Gesicht und erschrak. Seine Züge waren hart wie Granit und zum Zerreißen gespannt.
    „Du ver flucht stures Weib, warum kannst du keine Ruhe geben?“, fauchte er sie an. „Ich weiß nichts von Pierres zweifelhaften Ausflügen nach Deutschland. Absolut gar nichts! Und es interessiert mich genauso wenig, ob mir am gleichen Tag oder erst später die Niere transplantiert wurde. Ich will einfach nichts mehr davon hören! Hast du verstanden?“
    Anklagend hatte er seine Augen auf Beate gerichtet und das dunkle Blau war finsterem Schwarz gewichen. „Du hast überhaupt keine Ahnung, was du anrichtest! Denn weißt du“, fuhr er kaltblütig fort, „jede Nacht verfolgen mich die Augen der Toten, denen Organe entnommen werden, um damit anderen Todgeweihten das Leben zu retten. Sie beobachten mich, wenn ich an meinem Computer sitze und arbeiten will, wenn ich mich mit dir unterhalte und dumme Witze reiße, sogar wenn ich im Bett liege, hart und heiß, und an Sex denke! Sie beobachten und warten und stellen Fragen. Sie starren mich voller Vorwurf an und erkundigen sich mit sardonischem Grinsen auf den Schädeln, ob es mir auch wirklich gut geht mit dem Fleisch, das man aus ihnen herausgeschnitten hat, um es mir einzupflanzen. Sie fragen, wieso, verflucht noch mal, ich mein Leben genießen kann – vor dem Computer sitzen und Witze reißen und an Sex denken darf – und sie unter der Erde vermodern müssen!“
    Seine Stimme wurde so gefährlich leise, dass Beate instinktiv den Kopf einzog und ein Stück von ihm wegrückte. Aber seine Hand umklammerte schmerzhaft ihren Oberarm.
    „ Genügt dir das nicht? Was willst du noch? Setzt du jetzt deinen Ehrgeiz dahinein, den Namen meines Spenders herauszufinden? Erwartest du, ich würde Blumen an seinem Grab niederlegen zum Zeichen ewigen Dankes für seine großherzige Gabe? Vergiss es, ich halte mich lieber an die Lebenden auf dieser Erde. Lass diesen Unbekannten endlich in Frieden ruhen. Vielleicht werde ich dann eines Tages ebenfalls wieder ohne Albträume schlafen.“
    Ihr Blick hielt seinem, der Zorn und Schmerz verriet , nicht stand. Seine harten Worte, in denen so viel Wahrheit steckte, zwangen Beate, den Kopf abzuwenden und zu schweigen.
    N ichtsdestotrotz war das lediglich seine Wahrheit! Denn irgendwo auf dieser Welt gab es Menschen, die trauerten um den Toten, der mit seiner Organspende anderen geholfen hatte. Und aus diesem Grund war Beate überzeugt, dass sie nicht eher aufgeben würde, bis sie wusste, ob ihr Vater seine Finger in schmutzigen Geschäften stecken hatte.
    „Du kannst dir sicher nicht vorstellen, wie ich mir seit dieser unseligen Operation wünsche, eine Nacht, eine einzige Nacht nur ruhig und traumlos schlafen zu dürfen. Ist das zu viel verlangt? Beinahe wünsche ich mir, wir könnten bloß ein Mal tauschen! Vielleicht würdest du mich dann verstehen.“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung und kräuselte verächtlich seine Lippen, als sein Blick beleidigend an ihr herunter glitt. „Mittlerweile bin ich fast überzeugt, du willst es gar nicht wissen.“
    Endlich ließ er ihre Arme los, auf denen rote Abdrücke von seinen Finger sichtbar wurden. Verärgert fuhr er sich durch das lange Haar und verschränkte seine Hände im Nacken. Er ließ sich auf das Kissen fallen und starrte zur Decke. Irgendwann fing er an, leise eine erdachte Melodie vor sich hin zu summen und mit dem Fuß im Takt zu wippen, um sich zu beruhigen. Das Schweigen dehnte sich endlos zwischen ihnen und machte die Luft schwer und erdrückend.
    „ Lies weiter“, durchbrach er schroff die belastende Stille.
    Trotzig presste Beate die Lippen aufeinander und wedelte seine Wor te beiseite.
    „Na schön, es tut mir leid, dass ich dich angebrüllt habe. Und es tut mir leid wegen der Vorwürfe. Deinem Dickkopf habe ich manchmal einfach nichts Wirksames entgegenzusetzen und deswegen bin ich …“ Er stieß einen entnervten Seufzer aus. „Ich werde dich nicht daran hindern, bei dieser Märchentante nachzufragen. Nur lass mich aus dem Spiel.“
    Sie wandte sich mit einem derart verletzten Blick zu ihm um, dass er zusammenzuckte. „Manchmal machst du mir richtig Angst“, sagte sie mit bebender Stimme, die ihn schockierte.
    Sie hatte Angst vor ihm? Angst! Vom ersten Tag an hatte sie ihn gefürchtet, seine Wutausbrüche, seine kränkenden Worte , sein anmaßendes Gehabe. Glaubte sie wirklich, sie bedeutete ihm so wenig, dass er ihr mit Absicht wehtun würde? Fürchtete sie

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